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Brunetti 14 - Blutige Steine

Brunetti 14 - Blutige Steine

Titel: Brunetti 14 - Blutige Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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herrührt.«
    »Nämlich?«
    Doch in dem Moment kam der caffè, und nun waren sie erst einmal damit beschäftigt, Zuckertütchen aufzureißen und den Inhalt über den winzigen Tassen auszuschütten. Nach dem ersten Schluck setzte Brunetti seine Tasse wieder ab und gestand: »Ich hab keine Ahnung. Erst einmal muß ich abwarten und sehen, was Don Alvise preisgibt. Redet er nicht, dann muß ich herausfinden, warum.«
    Vianello schwenkte seine Tasse in Brunettis Richtung; eine stumme Aufforderung, sich näher zu erklären.
    »Wie auch immer er sich entscheidet«, fuhr Brunetti fort, »ob er mir Auskunft gibt oder nicht - in jedem Fall übermittelt er mir eine Botschaft. Und sobald ich die habe, kann ich mir überlegen, wie ich weiter vorgehen soll.«
    Vianello zuckte nur mit den Schultern. Dann verließen sie die Bar und gingen zurück auf die Barkasse.
    Der Bootsführer hatte den Motor laufen lassen, und so war es angenehm warm in der Kabine. Ob es daran lag oder an der anregenden Wirkung von Koffein und Zucker - jedenfalls hatte Brunettis Laune sich merklich gebessert, und er genoß die Fahrt zurück zur Questura. Die Palazzi, an denen das Boot vorbeiglitt, wetteiferten mit ihrem schwindelerregenden Stilgemisch um seine Aufmerksamkeit: hier ein streng geometrisches gotisches Fenster, dort eine leuchtendbunte Mosaikfassade, zur Linken das überflutete Atrium der Ca' d'Oro und gegenüber der jetzt gähnend leere, verlassene Platz, auf dem Paola am Morgen noch Fisch eingekauft hatte.
    Dabei fiel ihm wieder seine Familie ein und die geladene Atmosphäre beim Mittagessen. Was sollte nur mit Chiara werden? Er erwog schon, sie mitzunehmen in die Gerichtsmedizin und ihr den Leichnam des ermordeten Schwarzen zu zeigen, damit sie begriff, was passieren konnte, wenn man in einem wie ihm »bloß einen vucumprà« sah. Allein, das wäre denn doch zu melodramatisch, und im übrigen konnte er nicht sicher sein, ob Chiara seine Meinung teilen und ihm glauben würde, daß eins das andere bedingt hatte. Und wußte er denn - konnte er mit Bestimmtheit sagen -, daß es so war? Fragen, die ihn unversehens wieder an Don Alvise denken ließen.
    Zur Linken schob sich der Palazzo Ducale ins Bild, ein Anblick, so schön, daß Brunetti unwillkürlich aufsprang. »Kommen Sie«, rief er Vianello zu und ging vor an Deck. Die Kälte draußen traf ihn wie ein Schlag; und als der Wind ihm die Tränen in die Augen trieb, verschwamm der Palazzo zu einem schimmernden, schwankenden Bild, das im Widerschein der auf den Wellen tanzenden Lichter schwebte.
    Nun kam auch Vianello die Stufen herauf und stellte sich neben Brunetti. Die Fahnen an den hohen Masten vor der Basilika knatterten im Wind; die an ihren Liegeplätzen vertäuten Boote und Gondeln schaukelten auf und nieder und stießen so heftig aneinander, daß der Aufprall selbst das Geheul der Winde übertönte. Dick eingemummelte, gebeugte Gestalten schoben sich über die Piazza; das Touristenheer schützte sich mit eingezogenen Köpfen gleichermaßen vor dem Anblick der herrlichen Kulisse wie vor dem eisigen Wind.
    Ob es, überlegte der Commissario, ob es einstmals besser gewesen war, als all diese Prunkbauten neu waren und La Serenissima die Weltmeere beherrschte? Oder war es damals genauso leicht gewesen, die Ermordung eines namenlosen Mohren zu arrangieren, so unbedeutend und unbekannt, daß die Täter vor Strafverfolgung sicher sein konnten? Brunetti schloß für einen Moment die Augen, und als er sie wieder aufschlug, hatte der Palazzo der Seufzerbrücke Platz gemacht, hinter der auch schon die Hotels entlang der riva auftauchten. Die Kälte setzte ihm empfindlich zu; zumal hier auf dem offenen Wasser. Trotzdem blieb er an Deck, bis sie vor der Questura anlegten. Dort bedankte er sich beim Bootsführer und bat Vianello, noch mit hinauf in sein Büro zu kommen.
    Nach der letzten zugigen Etappe waren beide Männer völlig durchgefroren, und es dauerte gut fünf Minuten, bis sie sich halbwegs aufgewärmt hatten und ablegten. »Ist das eisig«, stöhnte Brunetti, während er seinen Mantel in den armadio hängte. »Ich kann mich nicht erinnern, daß es um diese Jahreszeit schon mal so kalt gewesen wäre.«
    »Das macht die globale Erderwärmung«, entgegnete Vianello, der seinen Parka auf einen der beiden Besucherstühle vor Brunettis Schreibtisch geworfen hatte und auf dem anderen Platz nahm.
    Brunetti sah ihn verständnislos an, wartete aber mit seiner Frage, bis auch er sich gesetzt hatte. »Wieso

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