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Brunetti 14 - Blutige Steine

Brunetti 14 - Blutige Steine

Titel: Brunetti 14 - Blutige Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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meines Kollegen angezapft.« Claudio schloß erschöpft die Augen. »Oder ich bin ein törichter alter Mann, der es vor lauter Sentimentalität nicht schafft, seinen Freunden zu mißtrauen. Such's dir aus, Guido.«
    Auch Brunetti verwarf die erste Möglichkeit. Dem alten Herrn zuliebe hätte er gern auch die letzte ausgeklammert und sich auf die beiden anderen konzentriert, nur hatte er leider das Gefühl, daß alle drei in Frage kämen. »Haben Sie denn etwas über die Diamanten in Erfahrung gebracht?«
    »Ich habe meinem Kollegen fünf Steine vorgelegt - zwei von deinen und drei, von denen ich weiß, daß sie aus Kanada stammen. Zuerst sagte er nur, daß er sie gern kaufen würde.« Der alte Mann machte eine Pause und fuhr dann fort: »Damit hatte ich gerechnet.« Sein Blick wanderte von Brunetti zum Fenster und wieder zurück. »Aber als ich ihm erklärte, die Steine seien nicht verkäuflich, ich wolle mich lediglich ihrer Herkunft vergewissern, bestimmte er drei als kanadischen und zwei als afrikanischen Ursprungs. Die richtigen zwei.«
    »War er sich auch ganz sicher?« fragte Brunetti.
    Claudio maß ihn mit einem langen, grüblerischen Blick, als suche er nach der überzeugendsten Antwort. »Sicherer als ich«, entgegnete er, »weil er darin besser bewandert ist.« Da dieses behauptete Expertentum bei Brunetti offenbar nicht verfing, fuhr er fort: »Er hat mir nicht verraten, nach welchen Kriterien er seine Zuordnung traf. Das zu behaupten wäre eine Lüge. Aber er kennt sich in diesen Dingen aus, Guido. Es gibt auch andere, die solche Herkunftsbestimmungen erstellen können, aber nicht ohne technische Hilfsmittel. Da du Fakten und Beweise schätzt, laß dir sagen, daß es sich dabei um chemische Analysen der Mineralien handelt, die neben dem kristallisierten Kohlenstoff - den Diamanten - im Stein eingeschlossen sind. Die Zusammensetzung variiert von Pipe zu Pipe - oder für den Laien: von Mine zu Mine. Wenn man sich einigermaßen auskennt und weiß, welche Mineralien wo vorkommen, lassen sich die Steine auch nach der verschiedenen Farbgebung identifizieren. Aber von solchen Hilfsmitteln abgesehen, ist es eigentlich eine Frage des Gespürs. Wenn man Millionen von Steinen in der Hand gehabt hat, dann weiß man's einfach.« Claudio lächelte vielsagend. »Und so verhält es sich mit diesem Mann. Er hat das richtige Fingerspitzengefühl.«
    »Das heißt, Sie glauben ihm?«
    »Guido, wenn er sagen würde, diese Steine kommen vom Mars, würde ich's glauben. Er ist der Beste.«
    »Besser als Sie?«
    »Der Beste von allen, mein Lieber. Er hat die Gabe.«
    »Nur Afrika? Kann er nicht ein bißchen genauer sein?«
    »Danach hatte ich nicht gefragt. Ich bat ihn lediglich, die Steine zu beurteilen. Das mit Afrika hat er erwähnt, um mir zu zeigen, daß er noch weit mehr von Diamanten versteht als ich.«
    »Und der Wert?« fragte Brunetti.
    »Bei einem guten Schliff nach seiner Schätzung mindestens fünfunddreißigtausend Euro.« Als er Brunettis Erstaunen sah, fügte Claudio hinzu: »Für jeden einzelnen Stein, Guido, und ich habe ihm nicht mal die besten vorgelegt.«
    Da fiel Brunetti ein, was er bisher zu fragen vergessen hatte. »Wie viele waren es denn insgesamt, nachdem Sie das Salz ausgewaschen hatten?«
    »Einhundertvierundsechzig, alle in Edelsteinqualität und alle ungefähr gleich groß.« Und bevor Brunetti es ausrechnen konnte, fuhr Claudio fort: »Wenn man den Schätzwert meines Gewährsmanns ansetzt, dann sind das knapp unter sechs Millionen Euro.«
    Die Summe verschlug Brunetti den Atem, aber was ihn vor allem bewegte, war die Sorge um Claudios Sicherheit. »Der Mann, der Ihnen gefolgt ist - wie sah der aus?«
    »Er hatte etwa deine Größe, trug Mantel und Hut, und er hätte einer unter Tausenden sein können. Du brauchst mich also gar nicht zu fragen, ob ich ihn wiedererkennen würde. Er sollte nicht merken, daß ich ihn entdeckt hatte, darum habe ich ihn ignoriert, sobald er mir aufgefallen war.« Claudio griff nach seiner Tasse und trank ein Schlückchen Tee.
    Ein Funken Hoffnung schwang in Brunettis Stimme mit, als er fragte: »Dann hat er Sie vielleicht gar nicht beschattet?«
    Claudio setzte die Tasse ab und musterte Brunetti mit festem Blick. »Doch, das hat er - und der Mann war ein Profi, Guido.«
    Statt zu fragen, woher der alte Juwelier sich in dem Metier auskannte, wechselte Brunetti das Thema. »Die Händler, mit denen Sie gesprochen haben: Können Sie denen vertrauen?«
    Claudio zuckte die

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