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Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Titel: Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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damit abgefunden, und für die Betreffenden ist das nun so eine Art dreizehntes Monatsgehalt, jedenfalls für die, die ähnlich gestellt sind wie Tassini.« Er überlegte eine Weile und fuhr dann fort: »Und nach dem, was ich von meinen Leuten gehört habe, war Tassini ja wohl wirklich arm dran, schon wegen seiner Tochter - warum ihm also das kleine Zubrot mißgönnen?« Da Brunetti schwieg, ergänzte Fasano: »Außerdem konnte er ohne die Hilfe eines servente ohnehin kaum mehr zustande bringen als ganz einfache Schalen oder Vasen.«
    »Wußten seine Kollegen Bescheid?«
    Fasano überdachte die Frage, dann sagte er: »Ich glaube schon. Die Belegschaft ist eigentlich immer über alles auf dem laufenden.«
    »Sie scheinen das ja ganz locker zu nehmen?«
    »Wie ich schon sagte«, gab Fasano zurück, »der Mann verdiente ein bißchen Zuwendung.«
    »Verstehe«, sagte Brunetti und fragte dann: »Hat er Ihnen gegenüber je erwähnt, daß er die Erkrankung seiner Tochter auf die Arbeitsbedingungen hier zurückführte?«
    »Ich sagte Ihnen doch, Commissario: Ich habe Tassini nur das eine Mal gesprochen, als ich ihn einstellte. Außerdem war er bloß zwei Monate bei uns.«
    Brunetti lächelte zuvorkommend. »Verzeihen Sie, ich habe mich wohl nicht klar ausgedrückt. Ich weiß, daß er nur kurz hier war. Aber lassen Sie mich die Frage so formulieren: Ist Ihnen je von anderer Seite zu Ohren gekommen, daß Tassini solche Theorien verbreitete?« Als Fasano darauf keine Antwort gab, setzte er mit komplizenhaftem Lächeln hinzu: »Die Belegschaft ist bekanntlich immer auf dem laufenden.«
    Fasanos Hände verschwanden wieder in den Taschen, und er betrachtete seine Schuhspitzen. Ohne den Kopf zu heben, sagte er endlich: »Ich möchte einem Toten nichts Schlechtes nachsagen.«
    »Nichts, was Sie mir erzählen, kann ihm jetzt noch schaden, Signore.«
    Fasano blickte wieder auf. »Also gut, ja, ich habe so einiges mitbekommen. Daß er sich einbildete, er hätte während seiner Arbeit bei De Cal Chemikalien und Mineralstoffe eingeatmet, und darin die Ursache für die ... die Probleme seiner Tochter sah.«
    »Halten Sie das für möglich?«
    »Eine schwierige Frage, Commissario«, erwiderte Fasano mit schiefem Lächeln. »Ich habe mir die Statistiken über die Arbeiter auf Murano sehr genau angesehen, aber nie etwas gefunden, womit sich Tassinis Verdacht rechtfertigen ließe.« Und Brunettis Einwand vorwegnehmend, fügte er hinzu: »Ich bin kein Wissenschaftler und auch kein Arzt, ich weiß, trotzdem ist mir das ein wichtiges Anliegen.«
    »Die Gesundheit der Belegschaft?« fragte Brunetti.
    »Ja, natürlich«, rief Fasano plötzlich sehr erregt. »Und die meine«, setzte er hinzu und lächelte zum Zeichen, daß dies ein Scherz sei. »Aber es ist nicht die Arbeit auf Murano, die die Leute gefährdet, Commissario, sondern die unmittelbare Nähe zu Marghera. Sie lesen doch Zeitung; Sie wissen, was bei dem laufenden Prozeß ans Licht kommt. Oder auch nicht«, korrigierte er sich mit einem zerknirschten Grinsen. Er trat einen Schritt nach links und hob eine Hand in, wie Brunetti vermutete, nordwestliche Richtung. »Die Gefahr lauert da drüben«, sagte er und ergänzte, wie um jeden Zweifel auszuräumen: »In Marghera.«
    Da Brunetti ihm aufmerksam zuhörte, fuhr Fasano fort: »Von dort kommt die Umweltverschmutzung, die meine Belegschaft gefährdet.« Seine Stimme gewann zunehmend an Kraft. »Da sitzen die Leute, die alles vergiften, indem sie ihren ganzen Dreck in die Lagune kippen, schütten, werfen oder das Zeug irgendwo in den Süden verfrachten und auf den Feldern ausbringen lassen. Hier bei uns gibt's so was nicht, glauben Sie mir.«
    Fasano hielt inne, als sei ihm bewußt geworden, wie sehr er sich in Rage geredet hatte. Er versuchte, mit einem Lachen darüber hinwegzutäuschen, doch es gelang ihm nicht. »Tut mir leid, wenn ich so überreagiere, aber ich habe Kinder. Und der Gedanke daran, wie diese Banditen Tag für Tag Luft und Wasser verpesten, der macht mich, also ... Ich fürchte, der macht mich ein bißchen verrückt.«
    »Und hier werden keine Schadstoffe freigesetzt?« erkundigte sich Brunetti.
    Ein verächtliches Achselzucken wies schon die Frage als unzulässig zurück. »Umweltverschmutzung war bei uns noch nie ein nennenswertes Problem. Und jetzt, wo wir derart strenge Auflagen haben, ist die Chance, hier irgend etwas zu verunreinigen, gleich null.« Nach einer kurzen Pause setzte er hinzu: »Um meiner Kinder willen

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