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Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Titel: Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Brunetti stumm blieb, spornte Damasco ihn an: »Nur zu, Commissario! Es ist zeitraubend, und wahrscheinlich könnten wir gut darauf verzichten, aber wenn Gustavo sich auf diese Weise zu schützen gedenkt, dann müssen wir uns wohl oder übel darauf einstellen.« Der Arzt langte unter die Decke, umspannte einen Fuß seines Patienten und schüttelte ihn herzlich, wie um seine ungehaltenen Worte zu entschärfen.
    Brunetti sagte immer noch nichts, und so fuhr Damasco fort: »Was genau passiert ist, habe ich ihn noch gar nicht gefragt. Nur, ob er sich an den Schlag erinnert, den er abbekommen hat, was er verneint. Als sein Arzt kümmere ich mich einzig um diese Verletzung.«
    »Und als sein Freund?« fragte Brunetti.
    »Als sein Freund ...«, wiederholte Damasco und hielt einen Moment inne. »Als sein Freund habe ich Schwester Sandras hirnrissigem Plan zugestimmt, Sie hier hereinzuschmuggeln.«
    Pedrolli schien ihrer Unterhaltung gefolgt zu sein; jedenfalls waren seine Augen aufmerksam zwischen den Sprechern hin- und hergewandert. Sowie Damasco geendet hatte, richtete sich der Blick gespannt auf Brunetti.
    »Wie Sie von Ihrem Freund gehört haben«, wandte Brunetti sich an den Patienten im Bett, »bin ich Polizeibeamter. Einer meiner Leute hat mich gestern nacht angerufen und mir berichtet, ein Mann sei überfallen worden und liege im Krankenhaus. Ich bin dann gleich hergekommen, um die Hintergründe zu ermitteln.
    Dabei ging und geht es mir einzig und allein um den bewaffneten Angriff auf einen Bürger dieser Stadt - weder um dessen Ursache noch um Ihre Reaktion darauf. Soweit ich informiert bin, haben Sie sich so verhalten, wie es ein jeder tun würde, wenn man im eigenen Haus über ihn herfällt: Sie haben versucht, Ihre Familie und sich selbst zu verteidigen.«
    Brunetti hielt inne und sah Pedrolli forschend an. Der Arzt hob einen Finger.
    »Ich kann nicht sagen, wie die Carabinieri diesen Fall weiterverfolgen oder wie sie ihn darstellen werden. Und ich weiß auch nicht, was man Ihnen zur Last legen wird, Dottore.« Brunetti hielt es für das beste, so nahe wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben. »Ich weiß allerdings, daß Sie sich aus Sicht der Carabinieri einer ganzen Latte von Vergehen schuldig gemacht haben.«
    Hier malte Pedrolli mit der rechten Hand eine Art Fragezeichen in die Luft.
    »Der Capitano, mit dem ich gesprochen habe, erwähnte Beamtenbestechung, Urkundenfälschung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und tätlichen Angriff gegen einen Beamten in Ausübung seines Dienstes. Letzteres betrifft den Carabiniere, auf den Sie losgegangen sind.«
    Wieder die fragende Handbewegung.
    »Nein, er ist nicht ernstlich verletzt. Seine Nase war nicht einmal gebrochen. Hat stark geblutet, aber war nicht weiter schlimm.«
    Pedrolli schloß einen Moment die Augen, vielleicht vor Erleichterung. Dann ergriff er, den Blick wieder auf Brunetti gerichtet, mit seiner rechten Hand den Ringfinger der linken und schob den Trauring hin und her.
    »Ihrer Frau geht es gut, Dottore.« Brunetti wunderte sich über Pedrollis Besorgnis, da Signora Marcolini doch fast die ganze Zeit bei ihm gewesen war.
    Pedrolli schüttelte den Kopf und wiederholte die Geste mit dem Ring. Dann preßte er, um sich besser zu erklären, die Handgelenke zusammen, als wären sie gefesselt oder steckten in Handschellen.
    Brunetti wehrte mit erhobenen Händen ab. »Aber nein, Ihre Frau steht nicht unter Anklage, Dottore. Und laut dem Capitano, mit dem ich gesprochen habe, droht ihr auch keine Anzeige.«
    Daraufhin wies Pedrolli mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf sein Herz, und Brunetti bestätigte: »Ja, nur Ihnen, Dottore.«
    Pedrolli neigte den Kopf zur Seite und zog die andere Schulter hoch, so als ergebe er sich in sein Schicksal.
    Brunetti blieb bei seiner Taktik, mit der Wahrheit sorgsam hauszuhalten. »An den Ermittlungen bin ich in keiner Weise beteiligt, Dottore. Das ist allein Sache der Carabinieri.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Da sie die Festnahme vorgenommen haben, unterliegt der Fall nach geltendem Recht ihrer Zuständigkeit.« Er wartete auf ein Zeichen, daß Pedrolli dies verstanden habe oder ihm Glauben schenke, dann fuhr er fort: »Ich interessiere mich für Sie nur als verletzte Zivilperson, als das Opfer eines Angriffs, wenn nicht gar eines Verbrechens.« Brunetti lächelte und wandte sich dann an Dottor Damasco. »Ich möchte Ihren Freund nicht überanstrengen, Dottore.« Und bewußt zurückhaltend formuliert, fügte

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