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Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Titel: Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Brust gepreßt, im Türrahmen stand. »Maria Vergine«, stammelte sie. »Glauben Sie, das waren wieder diese Rauschgiftsüchtigen?«
    Eine Möglichkeit, die Brunetti bei diesem Ausmaß der Verwüstung bereits ausgeschlossen hatte. Junkies wußten, wo der Stoff, den sie brauchten, aufbewahrt wurde, und suchten gezielt. In aller Regel klauten sie die begehrten Medikamente, bedienten sich in der Kasse, falls dort über Nacht Bargeld verblieben war, und stahlen sich leise wieder davon. Das Szenario hier paßte zu keinem Diebstahl: Die Einbrecher hatten das Geld ja nicht einmal angerührt. Nein, eine solche Zerstörungsorgie deutete nicht auf Habgier, sondern auf Rache.
    »Das glaube ich nicht, Signora«, antwortete Brunetti denn auch. Und nach einem Blick zur Uhr fragte er: »Wieso ist eigentlich noch niemand vom Personal da, Signora? Ich meine, außer Ihnen, natürlich.«
    »Wir hatten letzte Woche turno, Dienst rund um die Uhr. Zum Ausgleich brauchen wir heute erst nachmittags um halb vier zu öffnen. Ich bin nur früher gekommen, um die Vorräte aufzufüllen.
    Viel Arbeit macht das nicht, aber Dottor Franchi meinte, es täte seinen Kollegen gut, wenn sie nach der Schufterei einen halben Tag ausspannen könnten.« Bei der Erwähnung ihres Chefs stockte sie plötzlich. »Ich hoffe, er kommt bald«, setzte sie dann besorgt hinzu.
    »Sie haben ihn doch angerufen?« vergewisserte sich Vianello.
    »Ja, ja, gleich nach der Polizei. Er war in Mestre.«
    »Und was haben Sie ihm gesagt, Signora?«
    Die Frage schien sie zu verwirren. »Na, das gleiche wie Ihnen: daß bei uns eingebrochen wurde.«
    »Haben Sie ihm auch davon berichtet?« Brunetti wies mit ausladender Geste auf die Verwüstung ringsum.
    »Nein, Signore, davon wußte ich ja noch gar nichts«, erinnerte sie ihn. Sie ließ ihre Tasche sinken und sah sich nach einem Platz um, wo man sie hätte abstellen können. Da sich kein sauberes Eckchen fand, hängte sie sich den Riemen wieder über die Schulter und sagte: »Außerdem wollte ich wohl auch nicht, daß er's von mir erfährt, nicht mal das, was ich vom Eingang aus sehen konnte.« Dann, als sei ihr plötzlich etwas eingefallen, warf sie die Tasche einfach auf den besudelten Ladentisch und hastete ohne jede Erklärung hinaus.
    Brunetti bedeutete Vianello zu bleiben, während er Signora Invernizzi folgte. Sie lief den Flur hinunter und blieb vor einer Tür stehen, an der Brunetti und Vianello vorhin achtlos vorbeigegangen waren. Die Signora öffnete sie und tastete drinnen nach dem Lichtschalter. Was immer sie dann erblickte, erschreckte sie so, daß sie die Hände vors Gesicht schlug und fassungslos den Kopf schüttelte. Brunetti, dem war, als hätte er sie irgend etwas flüstern hören, befürchtete jäh, dem gewaltsamen Angriff sei womöglich auch ein Menschenleben zum Opfer gefallen.
    Eilig trat er zu ihr, nahm sie beim Arm und führte sie behutsam weg von der Tür und dem Anblick, der sie so erschüttert hatte. Sobald sie in sicherer Entfernung war, machte er kehrt und betrat den Raum, der, wie sich herausstellte, eigentlich nur ein kleines Kabuff war - kaum mehr als drei mal drei Meter groß - und ursprünglich wohl als Handlager gedient hatte. Jetzt nutzte man ihn offensichtlich als Büro: Zwei Wände waren mit Bücherregalen bestückt, deren Inhalt jetzt indes am Boden verstreut lag. Den massiven Holzschreibtisch hatte man mitsamt dem Computer darauf umgestürzt. Wobei der Tisch, vermutlich dank seiner stabilen Bauweise, nicht mehr als zwei parallele Kratzer an der Oberfläche davongetragen hatte; doch der Computer war nicht so glimpflich davongekommen. Scherben vom Monitor knirschten unter Brunettis Füßen, und aus dem ausgeweideten Gehäuse ragte ein Gewirr von Drähten hervor. Die Tastatur schien in der Mitte durchgebrochen zu sein; allerdings wurden beide Teile durch das Plastikgehäuse notdürftig zusammengehalten. Der Rechner mit der Festplatte sah aus, als hätte man ihn mit demselben Brecheisen bearbeitet, mit dem wohl auch das Türschloß aufgebrochen worden war. Die Ummantelung wies etliche tiefe Beulen auf, und hier und da klafften scharfkantige Löcher. An einer Ecke war das Gehäuse vollends eingeschlagen. Offenbar hatte der Täter versucht, es aufzustemmen, wobei ihm allerdings nur gelungen war, einen Teil der Rückwand zu lockern. Durch den Spalt erkannte Brunetti ein flaches Teil mit lauter aufgelöteten farbigen Pünktchen. Wenn die übrigen Verwüstungen unter Vandalismus fielen, dann war das

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