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Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Titel: Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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ist.«
    »Ja, vielleicht«, antwortete Brunetti. Als er dem nichts hinzufügte, verließ sie sein Büro und kehrte in ihr Reich zurück.
    Drei Tage später wurde ein Anruf von der Carabinieri-Wache in San Zaccaria zu Brunetti durchgestellt. »Das Zigeunerkind, ist das Ihr Fall?«, fragte eine Männerstimme. »Ja.«
    »Gut, man sagte mir, ich soll mich bei Ihnen melden.« »Und Sie sind ...?«
    »Maresciallo Steiner.« Der Name verriet Brunetti, woher der Akzent des Mannes stammte.
    »Danke, dass Sie sich die Mühe machen, Maresciallo.« Brunetti bemühte sich, besonders höflich zu sein, obwohl er sich nicht viel davon versprach.
    »Padrini hat mir das Foto gezeigt, das Ihr Beamter dagelassen hat. Er meinte, Sie suchen wen, der die Kleine identifizieren kann.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Meine Jungs haben sie zweimal aufgegriffen, zusammen mit ein paar anderen. Die übliche Routine: Man fordert eine Kollegin an, weil ja Mädchen nur von einer Frau gefilzt werden dürfen. Dann lässt man sie durchsuchen, knöpft sich unterdessen ihre Komplizen vor - zweimal haben wir das, wie gesagt, durchexerziert. Anschließend setzt man sich mit den Eltern in Verbindung.« Steiner machte eine Pause, bevor er weitersprach: »Oder mit den angeblichen Eltern. Dann muss man auf die warten, und wenn keiner kommt, dürfen wir auch noch Chauffeur spielen für die Kids und sie im Lager abliefern. Alles streng nach Vorschrift. Keine Vorhaltungen, keine Anzeige, nicht mal ein kleiner Klaps auf die Pfoten, um ihnen klarzumachen, dass sie sich nicht an fremdem Eigentum vergreifen dürfen.« Steiners Litanei klang zynisch, aber sein Ton verriet nur müde Resignation.
    »Können Sie mir sagen, wer von Ihren Männern das Mädchen wiedererkannt hat?«, fragte Brunetti.
    »Zwei meiner Jungs können sich an sie erinnern. War ein hübsches Ding und sah auch überhaupt nicht wie eine Zigeunerin aus, so was prägt sich ein.«
    »Könnte ich vorbeikommen und mit den beiden reden?«, erkundigte sich Brunetti. »Warum? übernehmen Sie den Fall?«
    Um etwaigen Kompetenzstreitigkeiten aus dem Weg zu gehen, erklärte Brunetti liebenswürdig: »Noch ist gar nicht heraus, ob es eine Untersuchung geben wird, Maresciallo. Zunächst einmal müssen wir das Mädchen identifizieren, und dazu bräuchte ich einen Namen und, wenn möglich, eine Adresse aus Ihren Akten, damit ich die Eltern ausfindig machen kann ...« Hier hielt Brunetti inne, bevor er komplizenhaft hinzusetzte: »... oder diejenigen, die sich dafür ausgeben.«
    Steiner brummte etwas in den Hörer, das beifällig, wenn nicht gar anerkennend klang. »Sobald wir die Familie ermittelt haben«, fuhr Brunetti fort, »können wir ihnen die Leiche übergeben, und damit wäre der Fall abgeschlossen.«
    »Wie ist sie gestorben?«, fragte der Carabiniere. »Ertrunken. Stand ja schon in den Zeitungen«, antwortete Brunetti. »Ausnahmsweise mal korrekt«, schob er hinterher und erntete dafür diesmal ein zweifelsfrei zustimmendes Grummeln. »Keine Spuren von Gewalteinwirkung: Ich schätze, sie ist in den Kanal gefallen. Konnte wahrscheinlich nicht schwimmen«, ergänzte Brunetti, ohne das in solchen Fällen übliche »armes Ding« anzuhängen.
    »Tummeln sich ja auch nicht so oft am Strand, diese Kinder, wie?« Ein Kommentar, für den Steiner ein beifällig klingendes Echo bekam.
    »Wollen Sie sich wirklich die Mühe machen und extra herkommen?«, fragte der Maresciallo. »Ich kann Ihnen die nötigen Informationen auch telefonisch durchgeben.«
    »Nein, in meinem Bericht macht sich's besser, wenn ich auf ein persönliches Gespräch mit Ihnen verweise«, sagte Brunetti so vertraulich, als spräche er zu einem alten Freund. »Könnte ich auch diejenigen befragen, die das Mädchen wiedererkannt haben?« »Warten Sie einen Moment, ich sehe nach, wer da ist«, sagte Steiner und legte den Hörer hin. Es dauerte lange, bis er ihn wieder aufnahm. »Nein, tut mir leid, aber die haben beide schon Dienstschluss.«
    »Darf ich mich dann an Sie wenden, Maresciallo?« »Ich bin hier.«
    Brunetti bedankte sich, versprach in zehn Minuten dort zu sein, und legte auf.
    Da er es eilig hatte, meldete er sich nirgends ab und nahm auch niemanden mit. Um glaubhaft zu machen, dass die Polizei kein spezielles Interesse am Tod des Kindes habe, sondern lediglich ihre Akten vervollständigen wolle, war es ohnedies besser, wenn er sich allein mit Steiner traf. Brunetti hatte keinen Grund, den Carabinieri Informationen vorzuenthalten, und wenn er

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