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Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Titel: Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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großer Hund, als er jetzt aufstand. »Was glaubst du, wird passieren?«, fragte er, nun wieder ganz freundschaftlich und in so alltäglichem Ton, dass es Brunetti vorkam, als ob Vianellos Geist in seinen Körper zurückgeschlüpft wäre.
    »Keine Ahnung«, antwortete Brunetti. »Dieser Rocich ist eine tickende Zeitbombe. Probleme kann der nur mit den Fäusten lösen. Gegen den Führer dort im Lager kommt er allerdings nicht an, weshalb er sich an Frau und Kindern schadlos hält.« Er zögerte einen Moment, ehe er sich entschloss, seine Gedanken auszusprechen: »Und er wäre gewalttätig, auch wenn er kein Zigeuner wäre.«
    »Das sehe ich auch so«, versetzte Vianello.
    »Ich möchte die Frau möglichst aus der Schusslinie halten. Aber das bedeutet, dass ich sie weder vorladen noch dort im Lager befragen kann.« »Und was machst du stattdessen?«
    »Auf den Anruf dieses Doktors warten. Und anschließend oder wenn mir das Warten zu lange dauert, spreche ich noch mal mit den Fornaris und schaue mich in ihrer Wohnung um.«

26
    B runetti brauchte nicht lange auf Dottor Calfis Rückruf zu warten: Wenige Minuten nachdem Vianello wieder in den Mannschaftsraum hinuntergegangen war, läutete das Telefon. »Commissario, hier ist Edoardo Calfi. Sie wollten mich sprechen?« Der Mann hatte eine helle Tenorstimme und einen lombardischen Akzent: vielleicht ein Mailänder.
    »Danke, dass Sie so schnell zurückrufen, Dottore. Wie ich Ihnen schon aufs Band gesprochen habe, würde ich Sie gern über einige Ihrer Patienten befragen.« »Und um welche Patienten handelt es sich?«
    »Um die Mitglieder einer Familie, die sich Rocich nennt«, sagte Brunetti. »Aus dem Roma-Lager in der Nähe von Dolo.«
    »Ich weiß, wer sie sind!«, entgegnete der Arzt scharf, und Brunetti sah voraus, dass dieses Gespräch ein Reinfall werden würde. Ein Eindruck, der sich verstärkte, als Calfi fortfuhr: »Und sie ›nennen sich‹ nicht Rocich, Commissario, sie heißen so.«
    »Gut, gut.« Brunetti bemühte sich um einen ruhigen, freundlichen Ton. »Können Sie mir denn sagen, wer von der Familie zu Ihren Patienten gehört?«
    »Dazu müsste ich erst einmal wissen, warum Sie diese Fragen stellen, Commissario.«
    »Ich wende mich an Sie, Dottore«, antwortete Brunetti, »um Zeit zu sparen.«
    »Tut mir leid, das verstehe ich nicht.«
    »Mit einem richterlichen Beschluss könnte ich die Informationen, die ich benötige, ebenso gut vom zuständigen Gesundheitsamt bekommen. Da es sich aber um Fragen handelt, die ich dem Arzt der Rocichs persönlich stellen möchte, versuche ich Zeit zu sparen, indem ich mich vergewissere, ob es Ihre Patienten sind.« »Das sind sie.«
    »Danke, Dottore. Würden Sie mir nun sagen, welche Familienmitglieder Sie behandelt haben?« »Alle.« »Und das wären?«
    »Vater, Mutter und die drei Kinder«, antwortete der Doktor, und Brunetti musste sich zusammennehmen, um nicht zu sagen, dass seine Aufzählung sich anhöre wie das Märchen von den drei kleinen Bären.
    »Ich bräuchte ein paar Auskünfte die jüngere Tochter betreffend, Dottore.«
    »Ja?«, fragte Calfi argwöhnisch.
    »Haben Sie das Mädchen vielleicht schon einmal wegen einer Geschlechtskrankheit behandelt?« Brunetti sprach, als wäre Ariana noch am Leben.
    Eine Finte, mit der Calfi kurzen Prozess machte: »Ich lese Zeitung, Commissario, und ich weiß, dass Ariana tot ist. Warum interessiert es Sie, ob das Mädchen wegen dieser Art Erkrankung in Behandlung war?«, fragte er, mit deutlicher Betonung auf der Vergangenheitsform.
    »Weil bei der Obduktion eine Gonorrhöe diagnostiziert wurde«, entgegnete Brunetti sachlich.
    »Ja«, bestätigte der Doktor, »ich wusste von der Infektion. Und ich hatte sie wegen dieses Problems in Behandlung.« Brunetti verzichtete auf die Frage, ob der Arzt sich veranlasst gesehen habe, dieses »Problem« dem Sozialamt zu melden.
    »Können Sie mir auch sagen, wie lange diese Behandlung andauerte?«
    Wieder sperrte sich der Doktor: »Ich wüsste nicht, was das mit Ihren Ermittlungen zu tun hat.«
    Brunetti, der ihm das nicht abnahm, erwiderte nur: »Es könnte uns helfen, ihren Tod aufzuklären, Dottore.« Jetzt endlich gab Calfi nach: »Ein paar Monate.«
    »Ich danke Ihnen.« Brunetti unterließ es, nach näheren Einzelheiten zu fragen. Fürs Erste wollte er sich mit dem, was der Doktor preisgegeben hatte, begnügen.
    »Wenn Sie erlauben, würde ich gern etwas zu der Familie sagen«, meldete sich Calfi zu Wort. »Aber bitte,

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