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Bucheckern

Bucheckern

Titel: Bucheckern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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lobten das Pilzgericht überschwänglich, versprachen beim Bezahlen, bald einmal wiederzukommen, doch die Zeit war viel zu schnell vergangen und bevor es dunkel wurde, wollten sie doch das ›Blanco‹-Gelände noch von verschiedenen Standorten aus unter die Lupe nehmen.
    „Erstaunlich, Gastwirte wissen immer gut Bescheid, da haben wir jetzt einiges an Hintergrundinformationen bekommen“ meinte Lindt als sie zu ihrem Dienstwagen gingen. „Und prima kochen kann der obendrein“, pflichtete sein Kollege ihm bei, „wenn ich da an unsere Kantine denke, oje!“

Der Ausguck
    Vom leicht erhöhten Parkplatz der Gaststätte verschafften sie sich noch einen Überblick. Die ebenen landwirtschaftlichen Flächen zwischen ihnen und dem Industriegebiet wurden eigentlich nur von der vierspurigen Schnellstraße unterbrochen. Auf Anhieb war kein Ort zu erkennen, von wo aus man in das ›Blanco‹-Areal hätte hineinblicken können, ohne als Beobachter selbst gesehen zu werden. Ihr jetziger Standort war ungefähr vierhundert Meter entfernt, deutlich zu weit, um Einzelheiten auf dem Fabrikgelände erkennen zu können.
    Lindt nahm das Fernglas und begann, die Gegend intensiv abzusuchen. Schließlich entdeckte er ein kleines Feldgehölz: „Da hinten sehe ich eine Baumgruppe. Ich meine, da haben die Jäger einen Hochsitz reingestellt. Lass uns mal schauen.“
    Um dorthin zu gelangen, mussten sie erst auf der breiten Ausfallstraße bis zur nächsten Ausfahrt fahren, dann wenden und auf den gegenüberliegenden Begleitweg einbiegen. Damit Traktoren mit ihren großen Geräten und Anhängern den Verkehr auf der Schnellstraße nicht behinderten, hatte man beim Straßenausbau einen parallel geführten Weg speziell für die Landwirtschaft angelegt. Auch von Radfahrern, Inline-Skatern und gassiführenden Hundebesitzern wurde er gerne angenommen.
    Lindt und Wellmann bogen auf einen ebenfalls geteerten Feldweg ab und folgten ihm, bis sie einen stark ausgefahrenen Erdweg erreichten, der in Richtung der angepeilten Baumgruppe führte.
    „Von hier aus müssen wir wohl zu Fuß weiter“, meinte Wellmann, „der Weg hat ganz schön tiefe Fahrspuren, da sitzen wir mit dem Wagen bestimmt auf.“
    Lindt aber hob lächelnd nur kurz die Augenbrauen, betätigte den Hebel für die Hydropneumatik und die Karosserie des großen Citroens hob sich wie von Geisterhand um eine gute Handbreit in die Höhe.
    „Da staunst du, Paul, ja die Gallier waren, was Autos anbelangt, schon immer recht innovativ und haben ungewöhnliche Wege beschritten. Diese Technik gibt es schon seit einigen Jahrzehnten. Die Federung ist in der obersten Stellung jetzt zwar ganz hart, aber für die hundertfünfzig Meter Feldweg ersetzt sie uns gerade einen Geländewagen.“
    Sie holperten langsam bis zu der kleinen Baumgruppe und parkten ihr Auto auf der vom Werk abgewandten Seite des Gehölzes.
    Lindt betrachtete die etwas abenteuerlich anmutende Konstruktion des Jägerstandes. Auf einem Gerüst aus Holzstangen thronte in drei Metern Höhe ein Bretterverschlag, der außen ganz mit grünem Kunstrasenmaterial benagelt war.
    „So eine Rasenmatte hatten wir vor zwanzig Jahren auch auf dem Balkon“, kommentierte Wellmann den Anblick.
    „Soll wahrscheinlich eine gute Tarnung sein.“ Lindt schüttelte den Kopf. „Das funktioniert vielleicht im Sommer, doch jetzt, wo die Bäume und Sträucher bald keine Blätter mehr haben, da sticht diese grasgrüne Kiste richtig raus in der Landschaft. Aber egal, lass uns mal raufklettern, ob wir von da oben Einblick in das Fabrikgelände bekommen.“
    Die dünnen Leitersprossen machten keinen sehr vertrauenswürdigen Eindruck, aber nachdem Wellmann durch die schmale Brettertür geschlüpft war, traute sich auch Lindt nach oben. Normalerweise überließ er derartige Aktionen gern den jüngeren Kollegen, aber in diesem Fall war es ihm wichtig, sich selbst ein Bild zu machen.
    Für zwei Personen war der Platz in der Hochsitzkanzel sehr beengt, doch Paul Wellmann war im Gegensatz zu Lindt immer noch so schlank wie früher und drückte sich auf dem Sitzbrett seitlich in die Ecke.
    Lindt hatte schon am Auto das Fernglas umgehängt und nahm es nun vor die Augen. Er regulierte die Schärfe, bis er ein einigermaßen klares Bild hatte und begann dann systematisch, das Fabrikgelände abzusuchen.
    „Den neuen Zaun kann ich praktisch vollständig einsehen“, hielt er Wellmann über seine Beobachtungen auf dem Laufenden. „Von links, wo die Ecke der alten Halle

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