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Bucheckern

Bucheckern

Titel: Bucheckern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Frau, die in dem Haus dort parterre wohnt. Sie hat das Pfeifen der Reifen gehört, einen lauten Schlag und dann das aufheulende Motorengeräusch eines davonrasenden Wagens. Sie war schon zu Bett gegangen, hat aber gleich zum Fenster rausgeschaut und den Verletzten da in einer großen Blutlache liegen sehen. Ein Fahrzeug konnte sie leider nicht mehr sehen. Vielleicht ist der Fahrer gleich in die nächste Seitenstraße abgebogen.“
    „Sieht ganz so aus, als könnte die Sache in unser Ressort fallen“, nickte Paul Wellmann und Oskar Lindt fragte: „Wissen Sie schon Näheres über die Person? Brauchen wir Personenschutz?“
    „Die Kollegen von der Verkehrsinspektion haben mir die Personalien mitgeteilt. Der Mann heißt ... Moment noch“, Conradi kramte ein kleines, in braunes Leder gebundenes Notizbuch aus seiner Manteltasche. „Ja hier, die haben zwar keinen Personalausweis, aber einen Presseausweis bei ihm gefunden: Klaus Ebert, Zeitungsredakteur beim ›Stadtspiegel‹, Angehörige werden gerade ermittelt.“
    Lindt fiel vor Schreck die halbgerauchte Pfeife aus dem Mund und knallte derart auf die Schreibtischplatte, dass die ganzen Aschekrümel auf den ausgebreiteten Presseberichten verstreut lagen.
    „Sagen Sie das noch mal, Klaus Ebert, Journalist vom ›Stadtspiegel‹ – der war doch gestern Morgen noch hier und hat uns das da gebracht!“
    Lindt zeigte auf die Berichte und versuchte, die verkohlten Tabakreste darauf in den Aschenbecher zu schütteln, ohne schwarze Spuren auf dem Papier zu hinterlassen.
    Der Staatsanwalt war leicht irritiert: „Wieso war der hier? Was hat er Ihnen denn gebracht?“
    Zögernd reichte der Kommissar die Berichtkopien hinüber. Es war ihm überhaupt nicht recht, dass die Staatsanwaltschaft auf diese Weise etwas von den Ermittlungen um das ›Blanco‹-Werk mitbekam.
    „Es geht um den Mordfall ›Patrick Berghoff‹“, erklärte Lindt schließlich. „Wir haben Grund zur Annahme, dass der Junge möglicherweise auf dem Werksgelände von ›Blanco‹ gewesen sein könnte. Wir verfolgen grundsätzlich auch die kleinste und unbedeutendste Spur und haben deshalb hier etwas recherchiert und um Auskunft aus dem Zeitungsarchiv gebeten.“
    „Ich werde gleich mal Personenschutz ins Klinikum schicken“, versuchte Paul Wellmann abzulenken, denn er spürte, dass in dieser Sache möglicherweise Ärger drohte.
    Conradis Stirn bekam tiefe Falten, als er die Berichte überflog: „Das sind ja Artikel von vor zwanzig Jahren, was wollen Sie denn mit diesen alten Geschichten? Ist doch Schnee von gestern. Die Erweiterung des Industriegebiets wurde damals doch gar nicht realisiert. Ich erinnere mich noch, weil ich in der Zeit gerade Referendar bei der Stadtverwaltung im Rechtsamt war. Es ging ja ziemlich massiv das Gerücht um, Mitarbeiter der Baurechtsbehörde hätten Bares angenommen, um der Ausdehnung des Fabrikareals zuzustimmen. Eine Zeitung, ja, es war gerade der ›Stadtspiegel‹, hat mit ein paar eindeutig tendenziellen Kommentaren viel zu der Gerüchteküche beigetragen. Juristisch konnte man nichts gegen diese Artikel unternehmen, weil sie nur im Frage-Stil geschrieben waren, ohne irgendwelche Anschuldigungen aufzustellen. Die Wirkung in der Öffentlichkeit war aber enorm ...“
    Er stockte: „... komisch, in den Berichten hier steht über die Korruptionsvorwürfe überhaupt nichts zu lesen. Hat wohl nicht gründlich genug im Archiv geblättert, der Ebert – aber im Moment können wir ihn nicht befragen. Hoffentlich wird er wieder gesund.“
    Lindt wollte schon aufatmen, dass er wohl doch keinen Rüffel wegen des eigenmächtigen Vorgehens in Sachen ›Blanco‹ bekam, aber Conradi legte mit finsterer Miene doch noch nach: „Gegen einen solch großen Betrieb zu ermitteln und die Staatsanwaltschaft nicht zu informieren ...“ Er erhob den Zeigefinger: „Sie kennen doch die Spielregeln – wenn das der böse Wolf, äh ..., ich meine der Oberstaatsanwalt Wolf erfährt, dann ...“
    „Dann ...?“ schaute ihn Lindt mit leicht gequält wirkender Unschuldsmiene an.
    Conradis Gesicht bekam einen leicht schelmischen Ausdruck: „Sagen Sie einfach: Staatsanwalt Conradi wurde informiert. Dass diese Information geradeeben erst stattfand, braucht er ja nicht zu wissen.“
    Lindt war die Erleichterung förmlich anzusehen. Seine unkonventionelle Art, zu ermitteln, stieß in der Führungsetage des Polizeipräsidiums selten auf Gegenliebe und in seiner Personalakte waren einige Vermerke

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