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Bucheckern

Bucheckern

Titel: Bucheckern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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gefunden.“
    Kunz schlug einen schon zugeklappten Ordner wieder auf. „Die haben eine Tochtergesellschaft gegründet. Nennt sich ›Blanco-SAV‹, SAV wie Sonder-Abfall-Verwertung. Diese Gesellschaft mietet die Kläranlage von ihrer Mutterfirma ›Blanco‹ an und betreibt sie dann wieder für das eigentliche Werk. Solche Konstruktionen sind heute üblich, nichts Besonderes, dienen nur zum Steuersparen, wenn Gewinne und Kosten zwischen den beiden selbständigen Firmen hin- und herjongliert werden können.“
    „Das muss ich mir mal genauer ansehen.“ Der Kommissar zog den Ordner über den Tisch zu sich hin. Er überflog die erste Seite und blätterte um. „Hier geht der Artikel noch weiter. Das ist äußerst interessant.“
    Er las laut: „Die Kapazität der neuen Abwasser-Recycling-Anlage ist so hoch dimensioniert, dass sie auch eine spätere Erweiterung der Produktion problemlos verkraften kann. Momentan bietet die Betreibergesellschaft ›Blanco-SAV‹ deshalb ihre Überkapazität auch anderen Betrieben zur Nutzung an.“
    „Den Bericht muss ich vorhin überblättert haben.“
    „Ja, Bruno und hier kommt noch eine Seite. Moment, sogar mit Bild. Ja da schau her ... was ist denn das ...“
    Lindt zeigte seinem Kollegen ein Foto, auf dem ein alter Mercedes-Tanklastwagen zu sehen war.
    Der las die Bildunterschrift: „Mit einem eigenen Tankfahrzeug sammelt die ›Blanco-SAV‹ im weiten Umkreis die Abwässer von Metallveredelungsbetrieben ein, die noch nicht über die moderne Recyclingtechnik verfügen.“
    „Abwasserreinigung im Lohnverfahren quasi, Dienstleistung für andere Galvanikfirmen – und genau diesen Lastwagen verfolgen meine beiden Mitarbeiter Sternberg und Wellmann im Moment.“
    „Na, die Fahrt hätten Sie sich sparen können. Mit Sicherheit wird da jetzt gerade so ein Betrieb entsorgt. Eigentlich doch eine prima Sache, die kleinen Betriebe sparen sich die Investition und produzieren trotzdem umweltschonend.“
    Lindt war dennoch nicht zufrieden. Er stellte seine kleine Digitalkamera auf ›Makro‹ und fotografierte über zwanzig Seiten aus den drei Ordnern.
    Nebenher dachte er laut nach: „Die von ›Blanco‹ bieten die gleichen Produkte am Markt an, wie die kleinen Firmen, deren Abwasserentsorgung die ›Blanco-SAV‹, also die Tochtergesellschaft übernimmt. Nach und nach führen sie die Entsorgung für alle ihre kleineren Konkurrenten durch. Sie bleiben immer etwas billiger, als eine herkömmliche Sondermüllentsorgung kosten würde. Wenn sie dann quasi im weiten Umkreis das Entsorgungsmonopol haben, müssen sie nur die Preise für diese Dienstleistung immer mehr anheben. Über kurz oder lang können die kleinen Firmen ihre Produkte gar nicht mehr konkurrenzfähig am Markt anbieten, weil wegen immer höheren Entsorgungspreisen auch die Herstellungskosten laufend steigen.“
    „Also bitte, Oskar, was spinnst du dir da wieder zusammen. Ich glaube, du bist wirklich auf der falschen Fährte.“
    „Nein gar nicht, die Produkte die ›Blanco‹ selbst herstellt, werden schön preisgünstig am Markt angeboten, weil da in die Kalkulation nicht die überhöhten Kosten mit einfließen. Es werden nur die tatsächlichen Selbstkosten berechnet und die sind umso niedriger, je höher der Gewinn ist, den die SAV erwirtschaftet. Die lassen sich ihre eigene Entsorgung quasi durch die Konkurrenz finanzieren.“
    „Schon möglich, dass es so funktioniert, aber das ist eben freie Marktwirtschaft und überleben kann auf Dauer nur der Stärkere. Die Großen fressen die Kleinen. Das funktioniert in allen Branchen so.
    Schau mal die Autohäuser an, da ist genau dieselbe Entwicklung zu sehen. Die mittelgroßen Betriebe werden nach und nach von überregionalen Gesellschaften geschluckt. Nur ganz kleine Familienbetriebe, wo die Inhaber ihre eigenen Arbeitsstunden nicht zählen, finden noch eine Nische. Komm, lass uns Schluss machen, ich denke, ›Blanco‹ hat mit deinem Mordfall nichts zu tun, die sind sauber. Weiße Weste eben.“
    Aber Lindt wollte nicht locker lassen. Er blätterte vorwärts und rückwärts, fotografierte und wurde dabei immer schneller. Bruno Kunz rieb sich verwundert die Augen. So kannte er seinen eher behäbigen Kollegen gar nicht. Er machte auf ihn fast den Eindruck eines Jagdhundes, der eine verheißungsvolle Fährte gewittert hat.
    Schließlich fragte er ihn etwas ungeduldig: „Was findet du denn so interessant?“
    Der Kriminalist antwortete prompt und zeigte auf einen Abschnitt in

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