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Buerger, ohne Arbeit

Titel: Buerger, ohne Arbeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Engler
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Gesellschaft wies eine viel flachere Einkommensverteilung
     auf als unsere heutige, weshalb weit mehr Homogenität und ein viel stärkeres Gefühl eines gemeinsamen nationalen Lebensstils
     vorhanden war. Die Menschen in jenem egalitären Amerika schienen zufrieden mit ihrem Leben, ungeachtet der Tatsache, dass
     sie nach modernen Maßstäben arm waren … Zwingt das nicht geradezu zu dem Schluss, dass eine relativ gleichmäßige Einkommensverteilung
     zu einer glücklicheren Gesellschaft führt, selbst wenn damit keinerlei Steigerung des materiellen Lebensstandards einhergeht?
     Anders ausgedrückt: Die Tatsache, dass sich die Menschen in den fünfziger Jahren
nicht
arm fühlten, stellt ein Argument für einen Egalitarismus dar, der selbst die Ansätze eingefleischter Linker an Radikalität
     noch übertrifft.« Vgl. Krugman: Schmalspur-Ökonomie, S. 232, Hervorhebung i. O.
    330
    Siehe Sen: Ökonomie, S. 289.
    331
    Siehe Sen: Ökonomie, S. 13f., 351.
    332
    Zu dieser beliebten »Robinsonade« der Gerechtigkeitstheorie siehe jüngst Stefan Gosepath: Gleiche Gerechtigkeit. Grundlagen
     eines liberalen Egalitarismus. Frankfurt a. M. 2004, S. 366. Sie paßt zu einer Methode, die die Grundprinzipien der Gerechtigkeit
     »ganz abstrakt und ideal« ermitteln will, ausgehend von der »hypothetischen Situation einer ursprünglichen Verteilung« und
     in gänzlicher Abstraktion von den realen Verhältnissen: »Daß die ökonomischen Ressourcen in der wirklichen Welt immer schon
     unter den Personen ungleich verteilt sind, ist ein Faktum, von dem abzusehen ist.« (S. 350). Um so mehr überrascht die stehgreifartige
     Auflistung der Kriterien für gerechtfertigte Unterschiede: Bedürfnis, Verdienst, Verantwortung und Effizienz (S. 351).
    333
    Dazu im Detail: Pierre Bourdieu: Le sens pratique. Paris 1980; dt. Ausgabe: Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft.
     Frankfurt a. M. 1987.
    334
    |411| Im selben Sinn auch Gosepath: Gleiche Gerechtigkeit, S. 390 bis 394.
    335
    Die Rede ist hier vom Markt als dem sozialen Zuchtmeister der Instinkte, als empirischer Tatsache, nicht vom »idealen Markt«
     philosophischer Gerechtigkeitskonzeptionen. Die Verteilung von Einkommen und Anerkennung nach Knappheitskriterien hat an sich
     nichts mit den Fähigkeiten und Qualifikationen der Individuen zu tun, liegt jenseits dessen, was sie verantworten können,
     und ist insofern »unmoralisch«. Nur orientieren sich »wirkliche« Menschen an genau dieser Unmoral, die sie vorfinden und zu
     der sie ein Verhältnis finden müssen. Sie nennen »clever« oder »gewitzt« denjenigen, der das Marktgeschehen »lesen«, Veränderungen
     antizipieren kann, und billigen ihm für solche Geistesgegenwart eine Prämie zu – ganz unbekümmert um die Moral der Philosophen.
    336
    »Es ist nicht einzusehen, was die Verteilung von Einkommen und Besitz entsprechend der natürlichen Begabung der Verteilung
     entsprechend historischen und gesellschaftlichen Begebenheiten voraushaben, und warum man sich damit abfinden sollte. … Wieweit
     die natürliche Begabung entfaltet werden und zum ersehnten Erfolg führen kann, hängt von allen möglichen gesellschaftlichen
     Bedingungen und klassenspezifischen Verhaltensweisen ab. Allein schon die Bereitschaft, sich Mühe zu geben und seine Kräfte
     anzuspannen (nach landläufiger Auffassung die Voraussetzung für den Aufstieg), setzt bestimmte familiäre und soziale Umstände
     voraus.« John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit. Frankfurt a. M. 1975, S. 74. Zur Produktion »natürlicher« Unterschiede
     ferner Pierre Bourdieu: La distinction. Critique sociale du jugement. Paris 1979; dt. Ausgabe: Die feinen Unterschiede. Kritik
     der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt a. M. 1984.
    337
    Die reine Theorie beschäftigt sich weniger mit dieser gestuften Verantwortung (und ihren Gratifikationen) als vielmehr mit
     der Verantwortlichkeit und läßt nur solche sozialen Unterschiede gelten, für deren Zustandekommen die Menschen selbst verantwortlich
     sind, im Guten wie im Schlechten. Der eine ist faul, der andere fleißig, dieser sparsam, jener verschwenderisch etc. Eine
     Person, die sich in einer Position mit hoher sozialer Verantwortung befindet, hat berechtigte Ansprüche auf überdurchschnittliche
     Einkünfte demgemäß nur, wenn sie diese Position einzig |412| dem ihr zurechenbaren Engagement verdankt und sie mit ganzer Energie und zum allgemeinen Nutzen ausfüllt. Die »praktische
     Logik« nimmt es da

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