Buffy - 22 - Spike & Dru
was
seiner Meinung nach rechtmäßig ihm gehörte – die Kronjuwelen von
Dänemark –, und er wollte sie um jeden Preis in seinen Besitz bringen.
Sie waren Experten, diese Mörder. Keins ihrer Opfer gab den geringsten
Laut von sich, abgesehen von dem leisen Klirren, als sie auf den Erdboden
gelegt wurden – oder auf den Korridorboden im Palast –, nachdem ihnen
das Genick gebrochen worden war. Blut befleckte den makellosen
Marmorboden und breitete sich langsam aus. In kürzester Zeit lagen mehr
als ein Dutzend Männer leblos da.
Sophie Carstensen hatte gewusst, dass Gorms Akoluthen versuchen
würden, heute Nacht die Juwelen zu stehlen. Aber sie hatte nicht gewusst,
wie oder wann genau sie in die entsprechenden Räume eindringen würden.
Hätte sie den Palast von außen beobachtet, hätten die Diebe vielleicht einen
Weg gefunden, sich an ihr vorbeizuschleichen. Sie konnte sie mit Sicherheit
nur dann aufhalten, wenn sie selbst in den Palast eindrang und dabei all ihre
Tarnkünste einsetzte, die natürlichen und jene, die zu den Gaben gehörten,
die sie bei ihrer Ernennung zur Auserwählten erhalten hatte.
Zur Jägerin.
Jenes eine Mädchen auf der ganzen Welt, das von höheren Mächten
auserwählt worden war, gegen die Finsternis zu kämpfen, und das sie mit
Kräften und Fähigkeiten versehen hatten, die es zu mehr als nur einem
Menschen machten. So wie die Vampire weniger waren. Abscheuliche,
entsetzliche Kreaturen. Daran bestand kein Zweifel.
Aber sie hatten sie vor dieser Nacht noch nie zum Weinen gebracht.
Irgendwo im Palast erklang ein ersticktes Heulen. Ein gepresster
Schmerzensschrei, aber nicht laut genug, um die anderen Wachen zu
alarmieren. Jeder, der nahe genug war, um ihn zu hören, war bereits tot.
Sophie biss die Zähne zusammen und zwang sich, still und reglos zu
verharren. Sie hatte nur eine Möglichkeit, die Eindringlinge am Diebstahl
der Juwelen zu hindern und alle zu töten – sie musste bleiben, wo sie war.
Eine Träne trat in den Winkel ihres linken Auges. So sehr sie es auch
verabscheute, konnte sie nicht verhindern, dass der winzige Tropfen
salzigen Wassers mit einer schier unerträglichen Hitze über ihre Wange
rann.
Es war kalt im Palast. Jetzt sogar noch kälter, da die Toten
umherschlichen und Männer heimsuchten, die Familien, Frauen und Kinder
hatten. Männer, die der Krone dienten, und zwar mit Ehre und Würde.
Sophie war in der Nähe von Kopenhagen geboren, und sie brachte dem
König eine Loyalität entgegen, die sie manchmal überraschte.
»König und Rat«, pflegte sie oft zu ihrer Wächterin Yanna zu sagen. Aber
in der Gegenwart jedes anderen Mitglieds des Wächterrates änderte sie die
Reihenfolge.
Es war ein seltsames Gefühl, einfach in der Dunkelheit zu warten. Überall
um sie herum standen Glasvitrinen. In ihnen schlummerten die Juwelen,
Zepter und Kronen, die Schwerter und Diademe. Als Jägerin war es ihr
gelungen, sich unbemerkt in den Palast zu schleichen. Sie musste an Greta
denken, eine Freundin aus ihrer Heimat, die sie seit drei Jahren nicht mehr
gesehen hatte. Greta hätte sie gedrängt, die Juwelen selbst zu nehmen.
Sophie jedoch konnte sich nicht einmal vorstellen, so etwas zu tun.
Sie hatte Höheres im Sinn. Sie war für einen bestimmten Zweck mit
diesen Gaben beschenkt worden – um gegen die Mächte der Finsternis zu
kämpfen.
Doch manchmal waren diese Mächte zu düster. So tapfer sie auch war, so
viel sie auch in den acht Monaten seit ihrer Ernennung zur Jägerin gesehen
hatte, so fähig sie nach der siebenjährigen Ausbildung durch Yanna auch
war – Sophie war nach wie vor nur ein Mädchen. Sechzehn Jahre alt.
Ein naives Mädchen, das angenommen hatte, dass die Vampire sich so
wie sie unbemerkt in den Palast schleichen würden. Draußen auf den
dunklen Korridoren und auf dem Anwesen lagen tote und sterbende Männer.
Sie wusste, dass sie sie nicht hätte retten und rechtzeitig zur Stelle sein
können, um die Vampire aufzuhalten, aber
dieser Gedanke bot nur wenig Trost.
Rechts von ihr, kaum hörbar, registrierte sie eine Bewegung. Sophie
drehte sich um und starrte in die Schatten. Ein Schalter wurde umgelegt.
Jemand hatte versucht, im Ausstellungsraum Licht zu machen, aber es blieb
dunkel. Bei ihrer Ankunft hatte sie die elektrischen Leitungen unterbrochen.
Es war ein Risiko gewesen – die Wachen hätten sie schnappen können, und
ihre Mission wäre gescheitert –, aber sie bereute
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