Buffy - 22 - Spike & Dru
kannte
Kollegen, die sich in dieser Hinsicht zierten, aber Professor Bornholm war
immer der Ansicht gewesen, dass seine Männer bessere Arbeit leisteten,
wenn er an der Ausgrabungsstätte mit anpackte.
Manchmal machte sich das bezahlt. Jetzt zum Beispiel.
»Sie ist eine Schönheit, Professor«, erklärte Henrik, ein Mann Ende
vierzig, der seit über einem Dutzend Jahren mit Bornholm
zusammenarbeitete. Henrik war ein muskulöser Mann mit einem breiten
Rücken und einem leicht gebeugten Gang, eine Folge der Tatsache, dass er
den Großteil seines Lebens mit einer Schaufel in den Händen verbracht
hatte.
»Das ist sie in der Tat, mein Freund«, erwiderte Professor Bornholm,
während er über seinen schmutzigen Bart strich und den feinen Schotter
spürte, der sich darin verfangen hatte. »Das ist sie. Jetzt müssen wir einen
Weg finden, sie unversehrt zu bergen.«
»Ein Problem, das wir besser morgen lösen«, meinte Henrik.
Bornholm warf ihm einen Blick zu, sah das erschöpfte Lächeln auf dem
Gesicht seines Freundes, und die beiden Männer lachten. Sie standen da,
während die Schatten länger wurden und die anderen Männer sich auf den
Heimweg machten. Die Grabungsmannschaft und das Artefaktteam, das der
Professor eigenhändig zusammen-gestellt hatte, winkten ihm und Henrik zu,
als sie gingen.
Bornholm war ausgelaugt, aber sehr zufrieden. Sie hatten etwas
Unglaubliches vollbracht.
»Ich denke, ich werde jetzt auch nach Hause gehen, Professor. Wollen Sie
nicht mitkommen?«, fragte Henrik. Er blickte zum dunkler werdenden,
bewölkten Himmel hinauf. »Wir hatten Glück, dass es tagsüber nicht
geregnet hat, aber es wird nicht mehr lange dauern.
»Jetzt noch nicht«, wehrte Bornholm ab. »Ich will hier nur eine Weile
sitzen. Außerdem muss ich auf die Ankunft der Wachen warten. Man kann
nicht einen derart wertvollen Fund freilegen und ihn dann unbeaufsichtigt
lassen.«
Henrik lachte leise, klopfte dem Professor auf den Rücken und ging dann
zur Straße in die Stadt. Es waren mehr als sechs Kilometer, aber sie alle
legten die Strecke jeden Tag zu Fuß zurück, solange es warm genug war.
Bornholm stand auf dem Wall aus ausgehobenem Erdreich, der die
Ausgrabungsstätte umgab, und blickte stolz hinunter auf den bedeutendsten
Fund seiner Karriere. Das Wikingerschiff war, so nahm er an, zwischen 820
und 850 A.D. gebaut worden. Es war eine einundzwanzig Meter lange
Konstruktion aus massiver Eiche, knapp fünf Meter breit und nur anderthalb
Meter tief. Der niedrige Kiel erlaubte es den Wikingern, nicht nur auf dem
Meer zu segeln, sondern auch Flüsse und Fjorde hinaufzureisen, was ihnen
bei ihren Kriegs- und Handelsfahrten unermessliche Vorteile verschafft
hatte.
Das Boot war seit über tausend Jahren im blauen Ton begraben und in
einem außergewöhnlich guten Zustand. Es war natürlich mit einem Segel
ausgerüstet gewesen, verfügte aber auch über die Langruder jener Epoche.
Mindestens sechzig Ruderer müssen an Bord gewesen sein, wenn auch
immer nur die Hälfte ruderte. Auf dem Schiff hatten Professor Bornholm
und sein Ausgrabungsteam mehrere Betten, zwei Schlitten, zwei
Pferdegeschirre, einen massiven Eisenkessel und die Gebeine von
einundvierzig Männern gefunden, die offenbar alle exekutiert worden
waren. Bornholm wünschte nur, er würde den Grund für ihre Hinrichtung
kennen. Ein weiteres Schiff, das sie nur ein paar Kilometer weiter in einem
Grabhügel aus blauem Ton entdeckt hatten, enthielt, wie Bornholm
vermutete, den Leichnam eines Königs, der unter ehrenvollen Umständen
bestattet worden war. Aber bei dem Schiff vor ihm schien das Gegenteil der
Fall zu sein. Was auch immer diese Wikingerkrieger getan hatten, es war
verabscheuungswürdig genug gewesen, um sie zum Tode zu verur-teilen.
Außerdem wies ihr Grab zahlreiche Runeninschnften auf, die
vermutlich davor warnten, ihre Gebeine zu bergen.
Aber warum hat man auch das Schiff begraben? Hatte es irgendetwas mit
ihrem Verbrechen zu tun?
Bornholm war von diesem Mysterium mehr als verwirrt, er war mit
seinem Latein am Ende. Aber er würde dem Geheimnis auf die Spur
kommen. Davon war er überzeugt. Was für ein Glücksfall, dass er einen
derart großzügigen Gönner hatte.
Wie aufs Stichwort hin erschien eben dieser Gentleman lautlos wie ein
Geist an Bornholms Seite. Der Professor keuchte und legte die Hand an die
Brust, so sehr überraschte ihn das Auftauchen des Mannes.
»Mr. Charn«, sagte Bornholm
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