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Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Titel: Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der magische Dolch
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Feue r schopf in den heißen Sommermorgen voran.

12. Kapitel
     
    An der Feuchtigkeit in Boden und Luft erkannte Dag, dass sie wieder in die Nähe der Knochensümpfe kamen. Außerdem wurde es heller, als die Wälder zunehmend Feuchtwiesen w i chen. Während der letzten Stunde hatte er nichts weiter wah r genommen als die struppigen, rostroten Haare von Feue r schopfs Mähne, aber als Saun e i nen Fluch ausstieß und sein müdes Pferd zu einem leic h ten Galopp antrieb, blickte er auf. Über den Ufern der Knochenmarschen regte sich Leben: ein Schwarm von Truthahngeiern, durch die schwarzen, kreise n den Silhouetten mit den fingerartigen Flügelspitzen unve r kennbar.
    Dags erste Regung war es, hinter Saun herzugaloppieren. Aber diesem Drang konnte er leicht widerstehen: Weder er noch Feuerschopf waren im A u genblick zu mehr als einem Trab in der Lage, und ein solcher hätte seinen schwach herabhängenden Rücken allzu sehr durchgeschüttelt. Und … er wollte auch gar nicht nac h sehen. Dag ließ sein Pferd weiter im Schritt gehen.
    Als sie sich dem Südrand des Sumpfs näherten, richt e te Dag sich auf und blinzelte. Er erlaubte sich, vorsichtig zu hoffen. Die Geier kreisten über den Wäldern hinter dem Dorf, nicht über dem sumpfigen Streifen am Ufer. Vielleicht hatten sie l e diglich die Reste einer Mahlzeit der Erdleute gefunden. Vie l leicht …
    Der Rest seiner Patrouille bog auf den Uferweg ein, und Dag reckte den Hals. Sein Herz pochte rascher. Mehrere Pferde w a ren zwischen den verkrüppelten Bäumen angebunden, und Saun weilte inzwischen bei ihnen. Der Rest des Trupps war also hier eingetroffen, gut! Zumi n dest einige von ihnen. Genug.
    Dag sah Gestalten, die sich in den Schatten bewegten, und dann zog sich sein Herz erneut zusammen, als sein Blick auf einige reglose Umrisse am Boden fiel. Er kon n te nicht ausmachen, ob die Gesichter abgedeckt waren oder nicht. Einfache Schlafd e cken. Bitte lasst es Schla f decken sein und keine Leichentücher … War der Trupp gerade erst angekommen? Es wäre doch s i cher eine der ersten Aufgaben gewesen, die geretteten For m wirker von diesem halb ausgezehrten Boden zu irgendeinem gesünderen Lagerplatz zu bringen. Aber Obio war hier, den ve r lorenen Göttern sei Dank, und er kam auf sie zu und winkte grüßend.
    »Dag! «, rief Obio. »Du bist hier – die verlorenen Gö t ter seien gepriesen! « Seine Stimme klang nicht nur e r leichtert, weil er Dag lebendig vor sich sah. Sie hatte den unsicheren Klang eines Mannes, der in einer Notlage steckte und verzweifelt jemanden suchte, dem er die Ve r antwortung übertragen konnte. Einer von uns beiden hat den verlorenen Göttern zu früh gedankt, fürchte ich.
    Dag versuchte, beide Augen gleichzeitig offen zu ha l ten und dabei gerade zu sitzen. Zumindest lange genug, um abzusteigen, und danach würde er für eine lange, la n ge Zeit den Sattel meiden. Er rutschte hinab und hielt sich einen Moment lang am Steigbüge l riemen fest, teils als Stütze, während er benommen versuchte, sich wieder ans Stehen zu gewöhnen, teils aber auch deshalb, weil er sich kaum daran erinnern konnte, was er eigentlich tun wollte.
    Sauns ängs tl iche Stimme holte ihn in die Gegenwart zurück. »Das müssen Sie sich ansehen, Sir! «
    Dag wandte sich um, befeuchtete die Lippen. Brachte hervor: »Wie viele? Haben wir verloren. « Ihm war zum Weinen zum u te, und er fürchtete, Saun mit seiner Schwäche zu erschrecken. Er wollte erklären, versichern: So geht es manchem, hinterher. Du wirst es sehen, wenn du lang genug dabei bist.
    Aber Saun sprach bereits weiter: »Jeder, der es gestern war, ist immer noch lebendig. Nur dass es jetzt ein neues Problem gibt. «
    Dag unternahm einen schwächlichen Versuch, all das noch ein wenig länger von sich fortzuschieben – wie ein Mann, der sich die Decke über den Kopf zieht, nachdem er von seinen raube i nigen Gefährten geweckt wurde. Er blinzelte Obio an. Mit einer Stimme, die rau war vor E r schöpfung, fragte er: »Wann seid ihr hier angekommen? «
    »Gestern Abend. «
    »Wo sind sie alle? «
    »Wir haben eine Meile ös tl ich ein Lager aufgeschl a gen, gerade am Rand der ausgezehrten Zone. « Obio winkte in Richtung e i ner entfernten, grüneren Baumreihe. »Ich habe den Trupp ge s tern rasten lassen und a n schließend Kundschafter hinter euch hergesandt. Als der halbe Nachmittag verstrichen war, setzten sich alle hierhin in Bewegung. Nur um für alle Fälle die Entfe r nung zu verkürzen, du

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