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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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hörte Lenz deutlich die Stimme von Monika Wohlrabe.
    »Stell dir vor, du hättest nicht gefragt. Dann wär ich ohne Pass losgefahren. Unglaublich, nicht?«
    Nun ein lautes Schmatzen. Offenbar hatte sie ihn geküsst.
    »Fahr bloß nicht ohne mich weg«, forderte sie lachend. »Auch wenn ich viel ärmer bin als du, bin ich trotzdem noch eine gute Partie.«
    »Das will ich meinen«, erwiderte Kronberger fröhlich. »Aber beeil dich, sonst kommen wir am Ende noch zu spät.«
    Lenz stemmte sich hoch und beugte den Oberkörper nach vorne, um etwas sehen zu können, wurde jedoch von den grell aufleuchtenden Bremslichtern des Mercedes geblendet. Fieberhaft überlegte er, was die beste Lösung wäre, um mit der Situation umzugehen, doch er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Irgendwo im Innern des Hauses wurde eine Tür zugeworfen. Danach wurden die Schritte lauter. Auf einmal erloschen die Bremslichter. Der Kommissar warf einen schnellen Blick in die dunkle Garage, stieß sich lautlos von der Biotonne ab und startete. Auf Zehenspitzen schlich er, immer ein Auge auf das Auto gerichtet, vorwärts, in der Hoffnung, auf der gegenüberliegenden Seite, an der Hauswand, in eine bessere Deckung zu gelangen. Dort würde er sich hinter der kleinen Tanne neben der Eingangstür verstecken können. Doch so weit kam er nicht. Als er die Mitte der Doppelgarage erreicht hatte und sich einen halben Meter zur Straße hin bewegte, flammte über seinem Kopf ein Halogenstrahler auf. Er blieb schlagartig stehen, sah mit weit aufgerissenen, geblendeten Augen in die Tiefe der Garage und wusste, dass es keine Chance mehr gab, sich irgendwo zu verstecken. Und genau in dieser Sekunde trat Monika Wohlrabe mit einer großen, geöffneten Handtasche auf dem Arm, in die sie etwas stecken wollte, durch eine Tür auf die rechte Seite neben den Mercedes. Auch sie riss die Augen auf, als sie den Kommissar wahrnahm, doch ihre weitere Reaktion war eindeutig besser. Mit einer schnellen Bewegung griff sie in die Tasche und zog einen unförmigen, klobig wirkenden Gegenstand heraus. Damit zielte sie einen Sekundenbruchteil auf den Polizisten, bevor sie abdrückte. Lenz wollte die Arme nach oben reißen, kam jedoch nicht mehr dazu. Zwei kleine, mit Widerhaken versehene Nadeln durchschlugen seine Jacke und bohrten sich in die Brust. Diese Verletzungen wären nicht der Rede wert gewesen, doch im selben Sekundenbruchteil, in dem der Polizist realisierte, was mit ihm geschah, setzte sie, durch eine Bewegung ihres rechten Zeigefingers, den ersten Stromschlag frei. Lenz wurde von einer Schmerzlawine erfasst, wie er sie noch nie erlebt und auch nicht für möglich gehalten hatte. Sein ganzer Körper fing an zu zittern, die Szenerie vor seinen Augen verschwamm und in seinem Mund machte sich augenblicklich ein fieser, metallischer Geschmack breit. Die zweite Ladung, die sie abschickte, holte ihn förmlich von den Beinen, doch da war er schon in eine wohltuende und entspannende Bewusstlosigkeit abgetaucht.
     
    *
    »Das geht nicht, der Kerl ist Polizist!«
    »Na und? Wer wird ihm schon nachweinen?«
    »Das geht eindeutig zu weit, Monika. Das können wir nicht machen.«
    »Er hat uns zusammen gesehen. Was glaubst du passiert, wenn er seinen Kollegen davon erzählt?«
    Stille.
    Lenz versuchte, die Augen zu öffnen, doch es gelang ihm nicht.
    »Wenn wir es so machen wie bei diesem Patzner, wird nie jemand auch nur einen müden Rest von ihm finden. Was haben wir schon zu verlieren?«
    »Wir werden den Flug verpassen.«
    »Na und? Wir können uns jeden Tag ein neues Flugticket kaufen.«
    »Aber dann wird man Fragen stellen. Vielleicht hat er seinen Kollegen erzählt, wo er hingefahren ist.«
    »Blödsinn! Die wären doch längst hier, wenn das so wäre.«
    Der Kommissar wollte sich ans Ohr greifen, weil es ihn dort juckte, bekam jedoch den Arm nicht hoch. Irgendwie fühlte sich alles nach Watte an, als ob er in  einem dichten, bleiernen Nebel stecken würde.
    »Ich rufe jetzt an, sonst klappt die Sache erst morgen Nacht, und das möchte ich auf jeden Fall vermeiden.«
    »Und du bist wirklich sicher?«
    »Ganz sicher. Oder willst du für den Rest deiner Tage ins Gefängnis wandern?«
    Stille.
    »Gut. Ruf an. Dann bringen wir ihn raus ins Auto.«
    Flüstern.
    Lenz konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde. Dann hörte er ein leises Piepen. Ein paar Sekunden später bemerkte er, dass sein Körper unter den Achseln und in den Kniekehlen gefasst und angehoben wurde. Es schien

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