etwas und schob Billy vor sich her zum Tor.
»Lass mich bitte gehen!« Es war ihm scheißegal, ob er bettelte. »Bleib hier stehen, bis ich verschwunden bin! Ich bin mit einer Frau hier, ich schwör’s. Ich wollte nur mein Auto abholen.«
Mit jedem Schritt, jedem Zentimeter, den sich die Pistole von seinem Hals entfernte, spürte er die Erleichterung in sich wachsen. Er würde freikommen. Lebend. Und bis zur Nasenspitze bewaffnet mit nützlichen Informationen.
Als sich das Tor hinter ihm mit einem satten Ton schloss, stellte Billy wenig überrascht fest, dass die Tussi weg war. Er taumelte auf die Straße, zog sein Handy heraus und rief ein Taxi.
Sein Leben würde sich bald von Grund auf ändern. Er musste nur die richtigen Leute einschalten.
Es gab jemanden, für den ebenso viel auf dem Spiel stand wie für ihn. Jemanden, der ihm helfen würde, diese Hure zur Strecke zu bringen.
Cori träumte, dass Max neben ihr schlief.
Sie war mit Kopfschmerzen zu Bett gegangen, kurz nachdem er Billy hinausgeworfen hatte. Ein Blick auf den Wecker verriet ihr die Uhrzeit: vier Uhr achtundvierzig. Was würde sie heute tun? Williams Dokumente durchwühlen? Sein Adressbuch? Sein geheimes Leben?
Sie schlüpfte aus der Geborgenheit des Bettes und ging ins Bad, um sich die Zähne zu putzen und das Gesicht zu waschen. Sie zog eine Pyjamahose zu dem Spitzenhemdchen an, in dem sie geschlafen hatte, und tapste in die Küche. Als die Kaffeemaschine blubberte und zischte, lehnte sie sich mit schwerem Herzen gegen die Kücheninsel.
Würde sie je wieder an William denken können, ohne sich zu fragen, mit wem er wohl eine Affäre gehabt hatte? Oder waren es mehrere gewesen? Mit Frauen, die sie von ihren Benefizveranstaltungen kannte oder die mit ihren Ehemännern zum Abendessen gekommen waren? Hatte er sie wirklich so hintergangen? Es erschien ihr grotesk, unwirklich.
Sie schob ihre Tasse unter den tropfenden Kaffeefilter, weil sie nicht mehr warten wollte, bis die Maschine mit dem Brühen fertig war.
Gestern hatten sie nichts herausgefunden. Jede Menge Leute hatten William vor seinem Tod auf seinem Boot gesehen, aber niemand hatte eine Frau bei ihm gesehen. Ob er mit einer anderen Sex auf der Jacht gehabt hatte, während sie hier vor Anker lag? Durfte man als Ehefrau so blind und naiv sein? Sicher war er mit ihr irgendwohin gefahren. Wie war sie an Bord gekommen? Sicher nicht von der Mole aus.
Sie ging in sein Büro, um noch einmal nach weiteren Hinweisen zu suchen. Nun, da sie nach Spuren einer Frau suchte, würde sie alles in ganz anderem Licht sehen: Kreditkartenbelege, Reisepläne … Sie stutzte, als sie Max mit nacktem Oberkörper, dunklen Bartstoppeln und zerzaustem Haar über den Computer gebeugt dasitzen sah.
»Das wird dir nicht gefallen«, sagte er, ohne aufzusehen.
Oh Gott. »Was ist jetzt schon wieder los?«
Er sah vom Bildschirm auf und ließ seinen Blick über ihr Spitzentop und die Pyjamahosen wandern, um an der Kaffeetasse hängen zu bleiben. »Nur eine?«
»Wir können ja teilen«, sagte sie und tapste barfüßig in den Raum. »Vorausgesetzt, du trinkst ihn immer noch schwarz mit einem Viertelteelöffel Zucker.«
»Manche Dinge ändern sich nie.«
Sie reichte ihm die Tasse und überflog die Papiere und Dokumente, die er auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte. »Schläfst du eigentlich nie?«
Die Hälfte des Kaffees verschwand mit einem Schluck in seiner Kehle. »Ich habe geruht.« Er hob die Tasse. »Man dankt.«
»Keine Ursache«, erwiderte sie und verschlang mit den Augen die Schatten seines unrasierten Gesichts und die harten Muskeln seiner Brust, die von dichten Locken bedeckt war. »Also, was wird mir nicht gefallen?«
Max griff zum Drucker, nahm das oberste Blatt und reichte es ihr, um dann wieder einen Schluck Kaffee zu trinken. Sie setzte sich halb auf die Schreibtischkante und studierte die noch warmen Ausdrucke. Der Briefkopf verriet, dass sie an eine E-Mail-Adresse geschickt worden waren:
[email protected].
»Maximillian Phillip Roper der Dritte @ Bullet Catcher Punkt com?«, fragte sie.
»Schuldig im Sinne der Anklage.«
Swensen Raynor … Standardüberprüfung … Helsinki, Finnland. »Swen? Du hast Swen durchchecken lassen?«
»Mir hat es nicht gefallen, wie der Typ dich anfasst.«
Sie verdrehte die Augen. »Glaub mir, das ist rein beruflich.«
»Dann ist er schwul.«
»Nein, nur von der Natur mit heilenden Händen ausgestattet.« Sie blätterte die Seiten durch und überflog den Text.