Bullet Catcher 2: Max
angefreundet?«, stichelte Chase.
Max gluckste. »Versuch bloß nicht, ihn aufzuhalten! Wir waren einmal im diplomatischen Auftrag in Hongkong, da hatte der hier« – Max deutete mit seiner Kaffeetasse auf Johnny – »in seiner Freizeit nichts Besseres zu tun, als dem chinesischen Personal beizubringen, wie man Tomatensauce macht.«
»Sugo«, berichtigte Johnny mit einem ernst-verschleierten Blick, den er mit Sicherheit als junger Mafioso auf den Straßen von New York eingeübt hatte. »Nicht Miracoli aus der Packung. Sugo .«
»Ich werd’s mir merken«, spottete Chase.
Max lächelte nur. Lucy hatte Johnny aus den Fängen seiner Bande gerettet und einen verdammt guten Bullet Catcher aus ihm gemacht. Er war taff und clever, und er kochte sie alle in Grund und Boden.
»Willst du ihr die Post mit nach oben nehmen?«, fragte Chase. »Oder seid ihr zu beschäftigt mit den Pfirsichen?«
Johnny unterdrückte ein Lachen. »Wow. Das war deutlich.«
Max überflog die Umschläge, die auf dem Tisch verstreut lagen. »Da ist nichts, was nicht bis nach dem Frühstück warten könnte.« Er sammelte Kaffeebecher und den Pfirsich ein.
Chase hob einen Umschlag auf, der zu Boden gefallen war. »Vielleicht magst du Lucy mal anrufen, wenn du zwischendurch Zeit hast«, sagte er und legte ihn mit der Vorderseite nach oben auf den Tisch.
»Werde ich tun«, versprach Max und wandte sich zur Tür. »Sobald ich –«
Er erstarrte. Was hatte er da auf dem Tisch gesehen? Er schnellte herum und starrte auf den Brief, den Chase gerade hingelegt hatte. Fremdländischer Poststempel, sonderbare Handschrift …
Der Kaffee spritzte aus den Bechern, als er sie auf den Tisch stellte, um den Umschlag zu nehmen und den Stempel zu studieren.
Kyoto, Japan.
Adressiert an Cori Peyton, c/o Talblick, Healdsburg. In der linken oberen Ecke standen statt eines Absenders die Initialen »Y.B.«.
Max riss den Umschlag auf, kaum wahrnehmend, dass ihn Chase und Johnny anstarrten, als er das Blatt Papier herauszog. Am geprägten Siegel des Miami-Dade County erkannte er, dass es ein Original sein musste. Er überflog es, so schnell es ging.
Der verstorbene William George Peyton … im Alter von dreiundsechzig …
Größe, Gewicht, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, medizinische Befunde, toxikologische Ergebnisse … dann fiel sein Blick auf eine Zeile in der Mitte des Blattes.
Todesart: Fremdverschulden.
»›Sie ist die Nächste‹.« Cori klatschte den Umschlag und die unvollständige Autopsie auf ihren Schoß. »Vielleicht bedeutet das, was Dan gefunden hat, nicht mehr als das: dass ich als Nächste den Autopsiebericht bekomme.«
Max warf ihr vom Fahrersitz aus einen Blick zu, der besagte, dass es das mit Sicherheit nicht war.
»Aber warum hat man mir das nach Kalifornien geschickt?«, überlegte sie. »Warum nicht nach Miami?«
Max zuckte die Achseln. »Und warum nur die Frontseite? Warum nicht den vollständigen Text?«
Cori ließ den Kopf zurücksinken und schloss die Augen. »Weißt du, was komisch ist, Max?«
»Also, wirklich lustig kann ich im Moment nichts finden.«
Sie lächelte. »Mir geht es besser.« Sie ließ die Augen geschlossen, auch als er seine Hand auf ihre legte. »Der Fall ist endlich klar.«
»Nichts ist klar, solange du nicht weißt, wer, wie und warum.«
Eine Stunde lang sprachen sie kaum ein Wort, aber Max hielt den ganzen Weg nach Vacaville, wo Dough Nash wohnte, ihre Hand. In der Stadt angekommen, zog er die Wegbeschreibung heraus, die Raquel gemailt hatte, und gab sie Cori, damit sie sie vorlas. »Wir müssen zur Kreuzung California Drive und Los Robles Court.«
Die Adresse war nicht schwer zu finden. Sie passierten Häuser, die von bescheidenem Wohlstand zeugten, in Stichstraßen mit spanischen Namen. Es war Montagnachmittag, und das kleine Wohnviertel wimmelte von fleißigen Gärtnern und Müttern auf dem Weg zum Einkaufen. Der Adresse zufolge wohnten die Nashs in einem hübschen zweistöckigen Haus mit einer einladenden, leuchtend roten Tür.
»Das sieht genauso ordentlich aus wie sein Büro«, sagte Cori. »Vielleicht habe ich mich auch geirrt. Vielleicht führt er einfach nur straff seinen Laden und war wirklich überrascht, als er mich gestern sah.«
»Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.« Max läutete. Als sich die Tür öffnete, blickten sie in die argwöhnischen dunklen Augen einer Frau Anfang fünfzig, die den Kampf gegen das Älterwerden aufgegeben hatte, mit vom Wetter gegerbter Haut und
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