Bullet Catcher: Jack (German Edition)
und eine Baseballkappe tief in die Stirn gezogen.
»Komm, wir gehen rein.«
»Einer von uns sollte mit ihm reden«, sagte Lucy. »Er weiß viel mehr, als er sagt. Dich kennt er schon. Am besten läufst du ihm unten wie zufällig über den Weg, und ich gehe rein und sehe mich um.«
»Weißt du, wonach du suchen musst?«
»Kristen?«
Er fasste sie am Kinn und gab ihr einen schnellen Kuss. »Das ist mein Mädchen.« Dann wandte er sich um und trabte die Treppe hinunter, um Theo am Eingang abzufangen.
Theo hatte den Sicherheitsriegel nicht vorgeschoben – offenbar war er in großer Eile. Mithilfe ihres Dietrichs hatte Lucy das Schloss binnen zwei Minuten geknackt.
Lautlos schlich sie sich durch eine Diele – mit angehaltenem Atem, weil sie jeden Moment damit rechnete, dass eine Alarmanlage loslegte –, die sich zu einem Wohnbereich mit Küche öffnete. Sonnenstrahlen fielen durch die Rollos auf den Holzboden und offenbarten auf allen Oberflächen eine gleichmäßige Staubschicht.
Der Besitzer dieser Wohnung war entweder nicht oft hier oder legte keinen Wert auf Sauberkeit. Die Möbel waren geschmackvoll, aber billig, die Ausstattung ohne Esprit.
Die Hand an ihrer Glock, suchte sie nach Hinweisen auf mögliche Bewohner und wurde schnell fündig: Über dem Sofa, im Regal, über dem Fernseher und auf sämtlichen Tischen – überall gerahmte Fotos. Zweifellos Familienbilder, und wenn der Typ, mit dem Jack gesprochen hatte, dünn, blass und dunkelhaarig war, dann war er tatsächlich Kristens Bruder, denn er war auf den meisten Bildern an der Seite eines blonden Mädchens zu sehen, das Vanessa Porter wie aus dem Gesicht geschnitten war.
Zwar war sie mit zunehmendem Alter blonder geworden und vielleicht ein wenig kräftiger als Vanessa, aber ihre Gesichter waren einander so ähnlich, dass die Verwandtschaft nicht zu leugnen war.
Auf einem Schulabschlussfoto hatte eine korpulente Frau den Arm um die Schulabgängerin gelegt, dieselbe, die auf einem Familienporträt inmitten der Schar ihrer Lieben thronte.
Aber mittendrin prangte Beweismittel Nummer eins, eines, mit dem Lucy nie und nimmer gerechnet hätte: ein signiertes großes Porträtfoto von Spessard B. Higgins. Blinzelnd entzifferte sie die Handschrift.
»Die besten Wünsche für eine der Besten …« und eine schwungvolle Unterschrift. Nicht wirklich persönlich, aber auch keine vorgedruckte Standardkarte von einem Mitglied des Obersten Gerichtshofs für einen namenlosen Fan.
Rasch ging Lucy weiter durch die Räume. Der nächste war ein Schlafzimmer mit ordentlich gemachtem Doppelbett, eine Kommode mit mehr Fotos von Kirsten und – vermutlich – Theo.
Ein Zimmer war ungeheizt und offenbar unbewohnt. Ein Einzelbett stand darin und eine leere Kommode; keine Kleider im Einbauschrank. Am Ende des Flures befand sich ein weiterer Raum, der jedoch verschlossen war.
Lucy klopfte leise. Sie horchte, klopfte erneut und drückte ihr Ohr gegen die Tür. Hatte Jack doch recht gehabt? War Kristen hier drin?
Sie versuchte erneut, den Knauf zu drehen. Die Tür hatte nur ein klappriges Innenschloss. Mit einem beherzten Stoß ihrer Hüfte war Lucy drin. Es war dunkel, die zugezogenen Vorhänge ließen kaum Tageslicht durch. Auf dem Boden lag eine Matratze, kaum verhüllt von einem halb abgezogenen, zerknitterten Betttuch, während die übrige Bettwäsche zusammengeknüllt an einem Ende lag. Überall lagen Männerklamotten verstreut, und es roch muffig und nach Moschus. Nach … Sex.
Sie schnupperte erneut. Ganz klar, Schweiß und Sperma. Als sie ein paar weitere Schritte in den Raum machte, entdeckte sie an einem Schrank ein riesiges Profi-Vorhängeschloss. Ihre Versuche, es zu öffnen, waren vergeblich. Stattdessen zog sie ihre Waffe, schoss das Schloss auf und öffnete dann die Türen. Und was sie dann sah, drehte ihr beinahe den Magen um.
Ein Bild von Kristen Carpenter nahm fast die gesamte Rückwand ein. Sie war nackt, ihr Haar triefte, sie kam gerade aus der Dusche. Das Foto war unscharf und pixelig und ganz offensichtlich heimlich von einer Überwachungskamera aufgenommen. Der Regalboden war übersät mit Ausdrucken aus dem Internet.
Texte über Gifte, Stichwunden und Schusswunden. Über alle möglichen gewaltsamen Todesarten wie Ersticken, Strangulation oder Genickbruch.
Ein Berg an Informationen darüber, wie man jemanden am effektivsten umbringen konnte.
Etwas traf sie hart im Nacken, sodass sie geschockt aufkeuchte und ihre Waffe losließ.
»Falscher
Weitere Kostenlose Bücher