Bullet Catcher: Jack (German Edition)
Ort, falsche Zeit, Lady«, grollte eine Stimme hinter ihr. »Die Party ist vorbei.«
10
Jack war drei Sekunden schneller unten als der Aufzug. Mit tief ins Gesicht gezogener Kappe stand er vor den Briefkästen und tat so, als würde er nach Post sehen, als sich die Schiebetür öffnete.
Das dürre Arschloch war nicht drin.
Verdammt!
Der Aufzug fuhr wieder nach oben, stoppte in der dritten Etage und kam wieder herunter. Jack wartete erneut ab, doch auch diesmal trat nicht Theo heraus, sondern eine ältere Frau mit einem kleinen Pudel unter dem Arm. Er wollte schon einsteigen, um nach oben zu fahren, da sah er durch die Hintertür, wie der kleine blaue Saturn vorbeifuhr, am Steuer eine Blondine.
Haarfarbe und Auto ließen keinen Zweifel: Das war Kristen!
Er rannte sofort nach hinten, sprang die drei Stufen hinunter und stieß die Glastür auf. Das Heck des Wagens war gerade noch zu sehen, ehe es rechts in einer Seitenstraße verschwand.
Suchte sie einen Parkplatz? Kam sie gerade nach Hause? Besuchte sie ihren Bruder?
Er wusste, dass sie es war. Wie sie den Kopf hielt, ihre blonden Locken; außerdem war es das Auto, das sie im Park abgeholt hatte. Jack sprintete die Gasse entlang, sprang über verstreut herumliegenden Müll und wich parkenden Wagen aus.
Als er die Straßenecke erreichte, sah er nach rechts und entdeckte den Saturn, der jetzt langsam die King Street entlangfuhr. Ganz offensichtlich suchte sie einen Parkplatz.
Doch statt ihr auf ihren Runden zu folgen, ging er zum Hintereingang zurück. Leise fluchend stellte er fest, dass die Tür zugefallen und verschlossen war. Wenn Kristen durch den Vordereingang käme und nach oben ginge, würde sie Lucy direkt in die Arme laufen.
Jack griff zum Handy, um Lucy anzurufen und vorzuwarnen, doch beim vierten Läuten sah er den blauen Saturn wieder in die Gasse einbiegen und auf sich zukommen. Perfekt! Er könnte sie einfach auf dem Weg in die Wohnung abfangen und … plötzlich stoppte das Auto, man hörte, wie krachend der Rückwärtsgang eingelegt wurde, dann raste der Wagen los in die Tradd Street.
Bei dem Verkehr würde sie nicht weit kommen. Und, verdammt noch mal, diesmal würde sie ihm nicht durch die Lappen gehen!
Er sauste in vollem Tempo los, obwohl ihm klar war, dass er Lucy nicht allein lassen durfte, für den Fall, dass Theo zurück nach Hause käme – aber er musste Kristen endlich zu fassen kriegen. Und Lucy konnte sich weiß Gott selbst helfen.
»Handy her!«
Lucy hatte keine Wahl. Wer auch immer ihr den Lauf seiner Waffe in den Rücken drückte, hatte sicher keine Hemmungen, auch abzudrücken. Wenn sie also versuchte, um sich zu treten und ihn mit bloßen Händen unschädlich zu machen, würde er sie erschießen.
Es war auf jeden Fall klüger, abzuwarten, bis sich eine günstigere Gelegenheit ergab. Vielleicht könnte sie zuschlagen, sobald er eine unbedachte Bewegung machte.
Langsam griff sie in ihre Hosentasche, zog ihr Handy heraus und hielt es hoch.
Er packte es und schleuderte es durch den Raum.
»Ich weiß nicht, wer Sie sind, Lady, und wissen Sie was? Es ist mir auch scheißegal.« Er stieß sie nach rechts. »Los, da rein. Sofort!«
Er bugsierte sie in eine dunkle Kammer, die so klein war, dass sie sich kaum umdrehen konnte. Sein Stoß war so fest, dass sie für einen Moment das Gleichgewicht verlor – und in dieser Millisekunde schlug die Tür ins Schloss.
Lucy rüttelte am Knauf, doch er hatte bereits abgeschlossen. Sie drückte sich flach gegen die Rückwand und stellte fest, dass der Verschlag rundherum aus massivem Holz bestand. Ohne geeignetes Werkzeug würde sie das Schloss nicht aufbrechen können.
Zumindest hatte er sie nicht gleich erschossen. Sie entfernte sich so weit wie möglich von der Tür und verbarg sich hinter einem dicken Wollmantel. Falls er doch beschloss zu schießen, hätte sie wenigstens ein Mindestmaß an Schutz.
Sie stand da, ohne sich zu rühren, und horchte auf Schritte oder sonstige Geräusche, die verrieten, wo er war und was er tat.
Theo Carpenter empfand eine ziemlich krankhafte Zuneigung für seine Schwester – sofern sie wirklich seine Schwester gewesen war. Und die Akribie, mit der er sich über Tötungsmethoden informiert hatte, ließ keinen Zweifel daran, dass er derjenige war, der sie umgebracht hatte.
Lucy hörte eine Bewegung, Schritte, ein wiederholtes Klicken. Was trieb der Kerl da draußen? Gewiss würde Jack in Kürze wieder hochkommen, wenn Theo nicht unten
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