Bullet Catcher: Jack (German Edition)
Lude hatte sie gefunden und wurde jetzt von der Polizei verhört.
Als Nächstes würde er sich den uniformierten Beamten vornehmen. Das würde sich sicher mehr lohnen, als den Detective anzusprechen, der sicher stinksauer werden würde, wenn Jack anfing, Fragen zu stellen. Jack hätte in vergleichbaren Fällen auch nicht zugelassen, dass irgendein Fremder mit einem Verdächtigen sprach.
Wenn er ihn ansprach, würde er die Infos, die er von den Anwohnern bekommen hatte, zunächst einmal für bare Münze nehmen. Seine Erfahrung sagte ihm, dass er das Risiko beruhigt eingehen konnte. »Wo finde ich Jarell Kite?«
Der Cop hob die Brauen. »Kommt darauf an, wer Sie sind.«
Jack streckte seine Hand aus. »Jack Culver, Privatermittler. Ich bin hierhergekommen, weil ich mit einer Dame namens Delaynie Duvall sprechen wollte, aber es sieht so aus, als wäre jemand vor mir da gewesen.«
»Irgendein Dreckskerl hat ihr ein Messer in die Halsschlagader getrieben. Meiner Meinung nach hat ihm nicht gepasst, was sie zu sagen hatte.« Sein Blick wanderte zwischen Jack und den Schaulustigen hin und her. »An welchem Fall arbeiten Sie denn?«
Jack zuckte mit den Schultern. »Ehebruch. Der Mann meiner Klientin hat sich den Tripper eingefangen.«
»Tja, ich fürchte, Sie müssen die Autopsie abwarten, um zu erfahren, ob die Tote infiziert war. Die Leiche ist schon weg und der Tatort gesäubert. Was wollen Sie von Kite?«
»Er muss wissen, ob sich das Opfer mit dem Mann meiner Klientin getroffen hat. Kann ich mit ihm reden?«
Der Cop schnaubte. »Eher unwahrscheinlich.«
Jack spazierte ein wenig herum und fing hier und da Gesprächsfetzen auf. Während er sich dem Polizeiwagen näherte, überlegte er, wie er an den Tatort gelangen könnte. Es war nicht einfach, aber möglich.
Da öffnete sich die Hintertür des Polizeiwagens, und ein großer, gut aussehender Schwarzer stieg aus, um ungehindert davonzuspazieren: der Zuhälter. Jack entschied, dass es jetzt wichtiger wäre, mit Kite zu reden, als den Tatort zu besichtigen, der ohnehin längst geräumt war.
Delaynies Lude sah mehr nach Ralph Lauren aus als nach Snoop Dogg. Er förderte ein Handy zutage, und Sekunden später rollte ein glänzender schwarzer Cadillac Escalade heran, in den er einstieg. Als der Wagen langsam die Straße entlang- und davonfuhr, sprintete Jack zurück zu seinem Wagen, im Kopf bereits einen Plan.
Er brachte Lucy auf den neuesten Stand und hängte sich an die Stoßstange des Escalade.
»Er durfte gehen?«, fragte Lucy überrascht. »Ihr Zuhälter hat sie ermordet aufgefunden, und sie lassen ihn gehen? Das ist ja nicht zu fassen!«
»Allerdings. Wahrscheinlich gibt es da eine Art Waffenstillstandsabkommen. Schließlich ist er keiner von der Art, die Drogensüchtige an Straßenecken schicken. Der hier bedient die Elite. Du weißt schon, Politiker und Richter.«
»Ich finde es trotzdem unglaublich, dass ein Zuhälter die Polizei ruft, wenn er eines seiner Mädchen ermordet vorfindet.«
Jack nickte und bog hinter dem Escalade rechts ab. Mit einem Blick in den Rückspiegel überprüfte er, ob ihnen Cops in Zivil folgten; bei dem Verkehr war das allerdings schwer zu sagen.
»Er muss einen besonderen Grund gehabt haben oder ein wasserdichtes Alibi, sonst hätte er nie und nimmer die Polizei gerufen«, sagte Jack. »Ich muss herausfinden, was dahintersteckt. Und mit wem er sie zusammengebracht hat; ob und wenn ja, wann sie mit dem Richter in der King Street war.«
»Er biegt zu dem Kiosk da ab«, sagte Lucy. »Komm, wir reden mit ihm.«
Als der Escalade hielt, stieg der Fahrer aus, ließ jedoch den Motor laufen. Während Lucy dem Fahrer in den Laden folgte, rutschte Jack auf den Beifahrersitz, ließ das Fenster herunter und klopfte gegen die geschwärzte Scheibe der Limousine.
Binnen einer Sekunde fuhr das Fenster herunter, und Jarell Kite schaute heraus, immer noch das Handy am Ohr. »Ich rede nicht mit den Scheißmedien.«
»Keine Medien, keine Bullen«, sagte Jack.
»Dann mach die Fliege.« Das Fenster begann sich wieder zu heben.
»Ich bin ein Freund von Delaynie.«
Das Fenster stoppte, und durch den Schlitz musterte ihn der wütende Kite aus dunklen Augen. »Sie hatte eine Menge Freunde. Suchen Sie sich einen anderen. Ich bin nicht interessiert.«
Kurz bevor sich das Fenster vollständig schloss, sagte Jack: »Und was ist mit Higgie? Sind Sie vielleicht an ihm interessiert?«
Fünf Sekunden verstrichen, dann senkte sich die Scheibe wieder.
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