Bullet Catcher: Jack (German Edition)
schon auf dem Rückweg.
Auch der nächste Hinweis war ohne besonderes kriminalistisches Talent sofort eindeutig zu erkennen. Vor dem heruntergekommenen Mietshaus – der letzten bekannten Adresse der Prostituierten – hatte sich eine Menschenmenge versammelt, es wimmelte von Polizisten, und der Eingang war mit gelbem Polizeiband abgesperrt. Das konnte nur eines bedeuten.
»Mord«, sagte Jack leise, während sie im Vorbeifahren die Szene beobachteten. »Sonst wären die Krankenwagen nicht ohne Sirene und Blaulicht gefahren. Die waren wahrscheinlich auf dem Weg ins Leichenschauhaus.«
»Lass uns nicht spekulieren, Jack. Wir brauchen Fakten.«
»Fakten sind schön und gut. Aber ich verlasse mich auf das hier.« Er klopfte sich auf die Brust. »Und das sagt mir, dass sich jemand der geschwätzigen Hure angenommen hat.«
»Komm, wir überprüfen das.«
»Ich werde das tun. Du bleibst hier.« Auf ihren Blick hin sagte er: »Du trägst Kanariengelb. Du bist knapp eins fünfundachtzig groß und hast Haare bis zum Hintern und eine Glock 23 an der Hüfte. Ich persönlich finde diesen Look großartig, aber du bist einfach viel zu auffällig. Lass mich das machen.«
Zum zweiten, vielleicht schon dritten Mal an diesem Tag überraschte sie ihn damit, dass sie sich fügte. »Stell den Wagen so ab, dass ich alles überblicken kann. Mit wem willst du reden? Der Typ da drüben sieht aus, als wäre er Detective. Wobei der uniformierte Beamte, der den Tatort absichern soll, wahrscheinlich eher bereit ist, dir was zu erzählen.«
»Nein.« Jack deutete auf ein paar Anwohner, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite in zwei Grüppchen zusammenstanden, und eine Gruppe junger Schwarzer vor dem Nachbarhaus, die aus dem Schutz von Kapuzen und Baseballkappen hervorspähten.
»Du meinst, einer von denen weiß, was passiert ist?«
»Die wissen bestimmt jede Menge. Aber ich will mit den Ladys rechts von ihnen anfangen. Die werden sich am meisten lohnen. Wenn unsere Delaynie tatsächlich das Opfer ist und sie sie kannten, dann werden sie mir von ihren Liebhabern und Freiern erzählen, wahrscheinlich kennen sie sogar ihren Zuhälter.«
Das halbe Dutzend Frauen bestand aus Schwarzen und Weißen, einer junger Mutter mit einem Baby auf der Hüfte, einer älteren Frau mit Lockenwicklern im Haar und einer dicken Mama, die sich mit den Jungs hinter ihr ein heißes Geplänkel lieferte.
Jack ließ Lucy die Autoschlüssel da und schlenderte über die Straße, um im Vorbeigehen den Jungs zuzunicken.
Sie murmelten etwas, und der mit dem härtesten Blick hielt seine Faust hoch. »Hey Mann, was geht?«, sagte Jack.
Der Typ grinste und entblößte dabei eine Reihe von Glitzersteinchen. »Ich war’s nicht.«
Jack hob seinerseits die Faust und stieß sie gegen die Knöchel des anderen Mannes, ehe er auf die Frauen zuging, die sich zu ihm umwandten. »Meine Damen.«
Eine junge Frau Anfang zwanzig schob ein Kleinkind von einer Hüfte auf die andere. Die ältere mit den Lockenwicklern beäugte ihn aus schmalen Seeschlitzen, und die dritte, eine abgekämpft wirkende Blondine, musterte ihn von oben bis unten.
»Was gibt’s, schöner Mann?«, fragte sie.
»Nichts Besonderes.« Er nickte mit dem Kopf in Richtung des anderen Mietshauses. »Habt ihr sie gekannt?«
»Hey, ja.« Die dicke Schwarze stemmte die Hände in die Hüften. »Delaynie Duvall, genannt Doppel-D.« Sie schwang ihre Hüften bei jeder Silbe und zeigte den Jungs ihre Goldzähne, woraufhin die anfingen zu johlen.
Von der Frau mit dem Baby und der Blondine erntete sie jedoch böse Blicke.
»Sind Sie der Anwalt, der Mr K sucht?«, fragte das kleine Mädchen. »Weil, die haben ihn nämlich schon in den Polizeiwagen gesteckt. Die haben ihn ganz schön am Arsch.«
»Es ist total bescheuert«, sagte die blonde Frau. »Dabei hat er seinen Mädchen nie was getan.«
»Mr K, ist das ihr, ähm, Vermittler?«
Big Mama stieß ein lautes Jauchzen aus. »Yeah! Er hat ihre Muschi überall in Charleston vermittelt.«
Die Jungs krümmten sich vor Lachen.
Das kleine Mädchen wurde wieder auf die andere Hüfte gesetzt, und die junge Mutter fuhr die andere Frau an, als wollte sie sie anspucken. »Halt den Mund! Jarell Kite ist ein feiner Kerl. Der schlitzt niemanden auf. Er besorgt seinen Mädchen weiße Typen mit jeder Menge Asche.«
Die andere brüllte etwas zurück, und dann flogen Beleidigungen hin und her. Jack ging weg; er hatte alles erfahren, was er wissen wollte. Delaynie war tot, ihr
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