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Bullet Catcher: Jack (German Edition)

Bullet Catcher: Jack (German Edition)

Titel: Bullet Catcher: Jack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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betrachtete ihre Trauermiene und ihr faltiges Gesicht mit den schwarzen Ringen unter den Augen. »Das ist wirklich eine Tragödie.«
    »Es ist nicht tragisch, ein bisschen Kram in einer Wohnung zu verlieren«, sagte Bernadette, und ihre Stimme war ebenso scharf wie der Blick, den sie Higgins zuwarf. »Tragisch ist es, wenn man ein Kind verliert.«
    Lucy schluckte. »Das ist wohl wahr«, sagte sie vorsichtig. Ihr fiel auf, dass Bernadette die Augen nicht von Higgins nahm. »Ich hoffe, dass Sie das nie erleben müssen.«
    »Ich habe es erlebt«, sagte Bernadette und legte schützend die Arme um ihren fülligen Leib.
    Einen Moment lang sagte niemand etwas.
    »Es tut mir so leid«, brachte Lucy schließlich heraus.
    »Äh, du hast mich in der Auffahrt stehen lassen.« Eine verärgerte männliche Stimme drang um die Hausecke.
    »Wir sind hier draußen, mein Lieber«, rief Marilee und fügte hinzu: »Das ist Bernies Sohn.«
    Ein großer, schlaksiger Mann mit schütterem schwarzem Haar und verschlagenem Blick blieb im Eingang stehen, offensichtlich überrascht über den Menschenauflauf. Er ließ die Augen über das Grüppchen wandern, blieb kurz bei Jack hängen, landete dann aber bei Higgins.
    »Hallo, Onkel Spessard. Dafür, dass du gerade dem Tod entronnen bist, siehst du ganz schön fit aus.«
    »Hallo, Theo.«

16
    Über den gesamten Verlauf des Abends, inklusive des mehrgängigen Essens, schien Theo Carpenter Lucys und Jacks Anwesenheit kaum zur Kenntnis zu nehmen. Entweder er war ein meisterhafter Schauspieler oder dumm wie Brot.
    Jack neigte zur ersteren Annahme. Er versuchte sich mehrmals an den Kerl heranzupirschen, aber vergeblich. Weitere Paare waren hinzugekommen; um den Tisch saßen ausschließlich Anwälte und Juristen, alteingesessenes Bürgertum der Stadt.
    Da er Theo nicht ansprechen konnte, beobachtete Jack den jungen Mann, um sich ein Bild von ihm zu machen. Nach dem, was er den Gesprächsfetzen entnehmen konnte, hatte Theo seine Juristenkarriere aufgegeben, um sich einen lebenslangen Traum zu erfüllen und Filme zu machen. Eine Leidenschaft, bei deren Erwähnung seine Mutter nachsichtig lächelte und »Tante« Marilee die Augen verdrehte.
    Für Jack stellte sich die Geschichte so dar: Higgie hatte Kristen aus ihrer Adoptivfamilie geholt – vermutlich indem er das Paar ermordet hatte – und sie in seiner Nähe untergebracht, damit er sie im Auge behalten konnte. Als ihr klar wurde, dass ihr Leben in Gefahr war, brachte sie ihren Bruder dazu, dass er ihr eine neue Identität verschaffte.
    Aber sie konnte nicht wissen, dass sie Schwestern hatte. Wusste sie überhaupt, dass Higgins ihr Vater war? Jack brauchte dringend ein paar Antworten von Theo.
    Das Dessert wurde auf der Terrasse serviert, doch als sich die Schar der Gäste in diese Richtung bewegte, schlüpfte Theo durch eine Seitentür und verschwand. Jack warf Lucy einen Blick zu, der ihr klarmachen sollte, dass er nicht aufzuhalten war, und folgte Theo im Abstand von zwei Minuten.
    Er hatte gerade den Rasen erreicht, als Lucy ihn einholte. »Willst du jetzt schon den Plan über den Haufen werfen? Du sollst ins Cottage gehen, sobald ich mit Higgie fertig bin.«
    »Pfeif auf den Plan. Ich muss mit Theo reden.«
    »Jack, der Richter hat mir gerade versprochen, dass er eine Liste von Leuten aus seiner Charlestoner Vergangenheit mit mir durchgehen will«, sagte sie. »Er hat sie in seinem Büro. Wenn wir dort sind, werde ich ihn überreden, mit mir nach draußen zu gehen, um sie zu besprechen, und dann kannst du rein. Das ist deine Eintrittskarte. Mehr kann ich dir heute Abend nicht versprechen.«
    »Theo hat jetzt absolute Priorität für mich.« Jack senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Er weiß, wo Kristen ist. Er hat versucht, dich zu töten. Ich werde heute Abend nicht tatenlos zusehen, wie er ins Auto steigt und wegfährt. Du hast dir wahrscheinlich auch schon zusammengereimt, was da vorgegangen ist, richtig?«
    »Mit Kristen, meinst du?«
    So lautlos wie möglich, schob er sie tiefer ins nächtliche Dunkel. »Higgie hat diese Adoption eingefädelt. Weißt du nicht mehr, Kristen hat bei einer Familie in Virginia gelebt, die bei einem Autounfall ums Leben kam? Danach landete sie ganz zufällig im Schoß der besten Freundin seiner Frau, wo er sie hundertprozentig unter Kontrolle hatte.«
    Lucy nickte. »So könnte es möglicherweise gewesen sein.«
    Jack spürte Empörung in sich aufsteigen. Möglicherweise? »Und dieser Typ« – er deutete in

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