Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
«
Blake trat vor Fletch und verstellte ihm den Weg. »Der Name der Firma? Ich habe sie sicher auch schon beschäftigt.«
Einen Moment lang starrten sie einander an, und Blakes Augen verrieten, dass er ihren verbalen Schlagabtausch genoss. »Das haben Sie ganz sicher nicht, Mr Blake. Ich habe das bereits überprüft.«
Sein Gegenüber zwinkerte – vor Überraschung oder vielleicht auch, weil jemand mit einer Gabel gegen ein Glas klopfte.
»Meine Damen und Herren.« Doña Taliñas zarte Stimme wurde durch ein winziges Ansteckmikro verstärkt und über unsichtbare Lautsprecher flächendeckend übertragen. »Es ist mir eine Ehre und ein Privileg, Ihnen Dr. Miranda Lang vorzustellen: eine brillante Anthropologin und mutige Autorin, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Geschichte umzuschreiben.«
Die Geschichte umzuschreiben? Hatte Mirandas Buch tatsächlich so tiefgreifende Folgen? Mit einem Nicken verabschiedete er sich von Blake und schlängelte sich dann durch die Menge, um näher an Miranda heranzukommen.
Aus Taliñas Stimme sprach Bewunderung, als sie von Mi randas Entdeckungen und Thesen berichtete. Miranda wirkte dabei angemessen bescheiden und trotzdem stolz – und sah verdammt sexy aus in ihrem engen Silberkleid. Er fing ihren Blick auf und ließ ihn nicht mehr los, bis sich sein Unterleib zusammenzog.
So heftig, wie es zwischen ihnen funkte, würde sie ihn vielleicht gar nicht so sehr hassen, für das, was er noch vorhatte. Und bis es so weit war, würden sie viel Spaß haben.
»Bitte, treten Sie vor«, lud Taliña die Gäste ein, »und lassen Sie sich Ihr Exemplar von Miranda signieren.«
Ließ sie Miranda denn gar nicht vor ihrem Publikum reden?
Miranda wirkte ein wenig irritiert, ließ sich aber nichts anmerken und nahm gutwillig Platz, um die Gäste auf sich zukommen zu lassen. Strahlend begrüßte sie jeden Einzelnen, hörte sich lächelnd ihre Geschichten an und überspielte den Fauxpas so elegant, dass kein Mensch ihre Enttäuschung bemerkte.
»Wie gesagt, es ist ein erotischer Anblick, eine Frau in ihrem Element zu sehen.« Victor Blake hatte ein neues Glas Wein in der Hand, als er, die Augen auf Miranda gerichtet, neben Fletch trat.
»Ich meine mich zu erinnern, dass Sie ›berauschend‹ gesagt haben.«
»Sex ist berauschend«, gab Blake zurück. »Finden Sie nicht auch?«
Fletch setzte nur ein knappes Lächeln auf und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe, vor plötzlichen Bewegungen auf der Hut zu sein und im Ernstfall Gefahr von Miranda abzuwenden. Doch der Einzige, der sich in irgendeiner Weise bedrohlich anfühlte, war der Mann, der neben ihm stand und Miranda mit einem Blick bedachte, der bei Fletch alle Alarmglocken schrillen ließ. Dieser Blick war weder lüstern noch liebevoll, belustigt oder neugierig.
Er war hasserfüllt.
Victor Blake war eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die seine Frau Miranda schenkte. Wie aufs Stichwort legte Taliña Miranda die Hand auf die Schulter – das hatte sie inzwischen so oft getan, dass Fletch nicht mehr reflexartig an seine Waffe griff. Sie war eine Frau, die gern auf Tuchfühlung ging, und da er keinerlei Feindseligkeit bei ihr spürte, ließ er sie gewähren.
Doch Blake strahlte Feindseligkeit aus. Seine Kiefer mahlten, als er zusah, wie Taliña Mirandas Schulter rieb und ihr übers Haar streichelte, mehr aus Stolz denn aus Zuneigung, auf jeden Fall auf eine Art und Weise, die einen Mann nicht eifersüchtig machen sollte.
Oder doch?
Plötzlich veränderte sich Blakes Körpersprache merklich. Entspannt hob er sein Glas.
»Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte er zu Fletch. »Da ist noch ein Gast, den ich begrüßen muss.«
Blake verschwand im Getümmel, während Fletch Miranda beobachtete, wie sie ihre Bücher signierte und mit dem nicht abreißenden Strom von Gästen plauderte. Als er die Menge nach bekannten Gesichtern vom Vorabend in der Buchhandlung absuchte, fiel ihm auf, dass Victor Blake nicht mehr da war.
Nachdem die letzte Widmung geschrieben war, hob Miranda ihr Weinglas an den Mund und fing mit einer Drehung ihres Kopfes Fletchs Blick auf. Im Nähertreten entdeckte er zu seiner Freude, wie sich bei seinem Anblick eine dunkle Röte auf ihren Hals legte.
»Sag mal, signierst du eigentlich immer das Gleiche oder schreibst Du etwas Persönliches?«, fragte er.
Sie trank einen Schluck Wein und lächelte. »Ich versuche schon, etwas Persönliches hinzubekommen.« Sie schüttelte ihre Hand. »Aber jetzt tun mir die
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