Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
seine Hände, und wieder strömte ihm der Schweiß über die Schläfen. Hier unten gab es keine Luft zum Atmen. Wie lange würde sie durchhalten?
Hinter den Büchern, am Ende der schmalen Gasse, die er freigeschaufelt hatte, traf er auf eine massive Steinwand. Am liebsten hätte er vor Wut ausgespuckt. Er ging im Kopf alle möglichen Optionen durch, fand aber keinen Ausweg.
»Eigentlich ist es ganz einfach.«
Beim Klang einer männlichen Stimme griff Fletch automatisch nach seiner Waffe.
»Man muss nur auf den Knopf drücken.«
Mit leisem Summen bewegte sich die Wand wie durch Zauberei nach rechts. Fletch stürzte sich auf Miranda, zog sie mit einer Hand an sich und hob die Waffe mit der anderen. Miranda schnappte nach Luft und stolperte gegen ihn.
Dann wandte er sich Victor Blakes Stimme zu, die aus dem Dunkeln drang. »Danke schön, Kumpel. Gibt es hier vielleicht auch einen Lichtschalter?«
Ein Streichholz zischte und erhellte die rundlichen Züge ihres Gastgebers. Er sah erst sie an, dann das Chaos, und seine Miene verriet äußerste Verwirrung. »Was ist das denn?«
Wusste er etwa nicht, was in seinem eigenen Keller vorging? »Das ist ein Lager.« Fletch schlang seinen Arm fester um Miranda und führte sie durch das Büchermeer. »Voll bis zum Rand mit Mirandas Büchern.«
Sie klammerte sich fest an ihn und rang immer noch um Luft und Fassung.
»Alles okay bei dir?«, fragte er und zog sie an sich.
Sie nickte leicht und sah dann wieder auf Blake. Der frische Sauerstoff hatte ihr neue Kraft gegeben. »Was wollen Sie damit?«, verlangte sie zu wissen. »Wer hat mich hier eingeschlossen? Was soll das alles?«
Victor runzelte die Stirn, während er mit einem letzten Schritt aus dem Bücherberg heraustrat. »Leider werden Taliñas Interessen bisweilen zur Besessenheit.«
Miranda schnappte nach Luft und sah Blake mit brennendem Blick an. »Warum hat sie diese Bücher gekauft? Was will sie damit?«
»Wie gesagt … « Er schüttelte das Streichholz aus, ehe es seine Finger verbrannte. Sie wurden in Dunkelheit getaucht, ehe er ein weiteres entzündete. »Bitte … kommen Sie mit nach oben. Wir sollten darüber reden.«
»Sie zuerst, Blake.« Fletch wedelte demonstrativ mit seiner Waffe.
Sie folgten ihrem Gastgeber nach draußen. Miranda zitterte am ganzen Körper, wobei da mit Sicherheit nicht nur Angst, sondern auch eine gehörige Portion Wut im Spiel war, dachte Fletch.
»Ich fürchte, diesmal hat sie etwas übertrieben«, sagte Blake. »Sie ist ganz versessen auf alles, was mit den Maya zu tun hat. Von Ihrer Arbeit ist sie völlig fasziniert.«
»Wieso war ich plötzlich hier eingeschlossen?«, fragte Miranda.
»Das war sicher ein Zufall. Vermutlich sind Sie selbst auf den Verschlussmechanismus getreten. Die Kammer dient als Schutzraum. Ich habe mehrere davon über das ganze Anwesen verteilt.«
Vom Sicherheitsaspekt aus betrachtet, war das eine logische Erklärung. Dennoch verspürte Fletch unvermindertes Unbehagen. »Wer hat die Statue wieder befestigt?«, fragte er. »Als ich vor einer Stunde hier weggegangen bin, war die Öffnung noch nicht verschlossen.«
»Vermutlich jemand vom Personal. Vielleicht hat jemand Nachschub für die Gäste geholt.«
»Wieso hat sie sich so viele davon besorgt?«, fragte Miranda. »Es waren doch nur ein paar Hundert Leute da.«
Blake atmete tief durch und hob eine Schulter. »Das müssen Sie sie schon selbst fragen.«
»Das werde ich tun, und zwar jetzt.«
»Ich fürchte, das wird nicht gehen«, sagte Blake. »Sie ist weg.«
»Weg?« Miranda blieb fast die Luft weg. »Wo ist sie denn?«
»Ich weiß nicht, wohin sie geht«, gab er in beschämter Resignation zu. »Aber sie verschwindet regelmäßig in ihren Dschungel, wo sie dann … « Er brach ab.
»Was?«, hakte Fletch nach.
»Ihre Künste praktiziert.« Blakes Miene verfinsterte sich. »Ich halte es für das Beste, wenn Sie heute noch abreisen, Dr. Lang«, sagte er mit Blick auf Miranda.
Fletch konnte dem nur zustimmen. »Wir sind schon unterwegs.«
»Auf keinen Fall«, widersprach Miranda. »Nicht ehe ich mit ihr gesprochen habe. Wann kommt sie zurück?«
»Das kann ich nicht sagen.« Blake wandte sich dem Regenwald zu, den er selbst angelegt hatte. »Ich weiß nur, dass sie irgendwann wiederkommt. Und das ist alles, was zählt.«
Miranda straffte die Schultern. »Ich muss mit ihr reden.«
»Nein, Dr. Lang. Sie müssen abreisen. Ich kann es Ihnen nur so deutlich sagen: Verlassen Sie Canopy.
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