Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
essen gehen.«
»Eis? Die meisten Menschen brauchen einen Humpen Bier vor einem öffentlichen Auftritt.«
»Ich trinke hinterher ein Glas Wein. Aber jetzt brauche ich etwas, das meine Nerven beruhigt.«
Er zog sie enger an sich, und die Regung kam so liebevoll und natürlich, dass Miranda fast ihren Arm um seine Taille geschlungen hätte. Doch dann bemerkte sie, dass er jemanden ansah, der in ihre Richtung starrte.
»So schlank wie du bist kannst du dich ruhig öfter mit Essen beruhigen«, sagte er, als der Mann die Augen abwandte. »Aber wir müssen rechtzeitig da sein, damit ich einen Sicherheitscheck machen kann. Ich will sämtliche Ein- und Ausgänge überprüfen. Ich will wissen, wo dein Signiertisch steht und wie nah ich bei dir bleiben kann. Außerdem möchte ich mir die Gäste genau anschauen, um eventuelle Spinner schon vorher aussortieren zu können. Das Eis muss leider warten.«
»Ich bin dir wirklich sehr dankbar … Fletch.«
Er duckte sich und schlug sich mit der Faust auf das Herz. »Verdammt … das ist jetzt eine echte Degradierung.«
»So war es nicht gemeint«, widersprach sie. »Betrachte es als Fortschritt in unserer Freundschaft. Oder wie nennt ein Bodyguard die Person, die er beschützt?«
»Klientin. Heute bist du meine Klientin.«
»Und wie nennen dich deine Klientinnen?«
»Den besten seiner Branche.«
Sie lachte leise. »Dann bin ich ja in guten Händen.«
Er lenkte sie in eine Seitenstraße auf einen einstöckigen Backsteinbau mit der schlichten Aufschrift »Bruin Books« zu.
Von dem Moment an, in dem sie den menschenleeren Buchladen betraten, wusste Miranda, dass irgendwas nicht stimmte. Der Kassenschalter und ein Büchertisch waren leer, ebenso wie die Wandregale darum herum. Nirgends stand ein Signiertisch. Es gab kein Lesepult und keine Bestuhlung. Keine Kundschaft. Kein einziges Exemplar ihres Buches.
»Hallo?«, rief Miranda und spähte zwischen den Regalreihen hindurch. »Ist da jemand?«
Im Hintergrund quietschte eine Tür. »Bin sofort da«, erwiderte eine weibliche Stimme.
Wenige Sekunden später tauchte eine junge Asiatin mit langem Pferdeschwanz auf, die Arme voller Bücher.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie lächelnd, während sie den Stapel auf einem voll beladenen Stuhl ablegte. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
Miranda las das Namensschildchen an ihrer Bluse. »Hallo, Ophelia. Ich bin Miranda Lang.«
»Aha.« Sie blickte kurz zu Adrien, dann wieder zurück zu Miranda. »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
Adriens Miene passte zu dem mulmigen Gefühl in ihrem Bauch. Irgendwas stimmte hier nicht. »Ich soll heute hier lesen und signieren. Ich bin die Autorin von Kataklysmus 2012 .«
Ophelia ließ die Kinnlade sinken. »Die Veranstaltung wurde doch abgesagt.«
Hatte sie sich im Datum geirrt? Oder im Ort? »Mein Verleger hat das schon vor Wochen vereinbart. Die Lesung soll heute Abend um einundzwanzig Uhr hier beginnen.«
»Ich weiß, das war auch im Kalender eingetragen, aber … « Mit gerunzelter Stirn schüttelte sie den Kopf. »Ich habe selbst den Anruf entgegengenommen, dass Sie es nicht schaffen würden. Der Chef war stinksauer, weil er ungefähr zweihundert Exemplare hatte kommen lassen.«
Wieso hatte ? »Wer hat angerufen? War es Debbie Shervey von Calypso Publishing? Sie kümmert sich um die Organisation der Tour.«
Sie zuckte die Schultern. »Den Namen hab ich nicht verstanden. Ich dachte, Sie wären es selbst.«
Mirandas Brust zog sich zusammen. »Wann war das?«
»So vor drei Tagen?«, sagte Ophelia typisch kalifornisch salopp. »Der Typ schneite hier rein und nahm alle Bücher wieder mit.«
»Welcher Typ?«, wollte Adrien wissen.
Sie zuckte wieder mit den Schultern. »Kein Schimmer, wer das war. Aber er hat alle zweihundert Bücher gekauft, mitsamt den Kartons, hat sie in einen Pick-up verfrachtet und ist abgedüst.«
»Wie hat er bezahlt?«, fragte Adrien weiter. »Haben Sie eine Kreditkarten- oder eine Kontonummer?«
»Er hat bar bezahlt«, erwiderte sie. »In Hundertern. Die gesamte Summe von viertausend Dollar!«
»Würde dein Verleger so etwas tun?«, wandte sich Adrien an Miranda. »Würde der Verlag eine Lesung absagen und die Bücher zurücknehmen?«
»Nein. Und wenn doch, aus welchen bizarren Gründen auch immer, würde Debbie mich anrufen.« Doch jetzt war es zu spät, um in New York noch irgendjemanden zu erreichen, zumal es Sonntagabend war.
Was war da nur los? Warum wurden alle ihre Veranstaltungen …
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