Burke 2 - Strega
damit leben, daß ich die Frau, die ich wollte, nicht bekommen konnte; ich hatte massenhaft Erfahrung damit, keine Wahl zu haben. Aber mit Strega konnte ich nicht leben. Ich mußte diese Bruja-Frau aus meinem Leben brennen, bevor sie mich mit sich riß.
Der Prof meldete sich zurück. Er war ein paarmal an unserem Objekt vorbeigetigert. Dann hatte er geklopft und gefragt, ob sie irgendwelche Gartenarbeit zu vergeben hätten. Die Frau ging selbst an die Tür – sagte ihm, er solle sich verpissen. Keine Spur von Sicherheitskräften.
Ich besorgte mir von der Stadt die Baupläne des Hauses. Checkte das Hintergrundmaterial durch – das Haus gehörte der Frau und ihrem Gatten gemeinsam. Vor zirka zehn Jahren für 345 000 Dollar erworben. Der übliche Bankkredit. Fünfzig Kröten verschafften mit Einblick in die Papiere – sie hatte ein bißchen mehr als hundert Riesen hingelegt. Gab ihren Beruf mit »Investment-Berater« an. Nannte ein Einkommen von beinahe 250 000 Dollar im Jahr.
Bei der Telefonfirma verlangen die Angestellten, die Informationen verkaufen, mehr – sie wähnen sich immer noch in Monopolstellung. Zwei Telefone im Haus – beide Nummern nicht im Buch. Ihre gemeinsame Rechnung belief sich auf fünfhundert Dollar im Monat, meistens für Ferngespräche. Bloß aus Jux und Tollerei checkte ich die Nummern mit denen gegen, die ich mir aus dem Telefonbuch des Luden kopiert hatte, das jetzt bei Wolfe lag. Keine davon paßte – sie spielten in einer anderen Liga.
Es wurde Zeit, daß ich wieder zu mir fand.
Ich trommelte den Großteil der Mannschaft ohne Probleme zusammen, doch ich konnte Michelle an keiner ihrer üblichen Stellen finden. Schließlich zog ich in The Very Idea, eine Transsexuellen-Bar, wo sie rumhängt, wenn sie nicht arbeitet.
»Sie läßt sich die Haare schneiden, Darling«, verriet mir ihre Freundin Kathy.
Ich verzog das Gesicht – ihr bevorzugter »Salon« erinnerte mich an einen Wellensittichkäfig, rumfliegende Federn, schrilles Geschrei, und der ganze Boden voller Scheiße.
»Oh, Burke, mach nicht so ’n Gesicht. Keiner geht da mehr hin.
Daniel hat einen sagenhaften Laden an der Fünften aufgemacht – hier is die Karte.«
»Danke, Kathy«, sagte ich und warf einen Zwanziger auf den Tresen, um ihren Deckel zu übernehmen.
»Wir sehn uns, Schöner«, erwiderte sie. Ich denke nicht, daß es die zwanzig Kröten waren – Transsexuelle haben einfach mehr Einfühlungsvermögen.
La Dolce Vita lag ein paar Treppen hoch. Es gab einen winzigkleinen Fahrstuhl, doch ich nahm die Stufen. Ich machte mir keine Sorgen, daß ich in irgendwas reingeraten konnte, aber wenn ich zu mir selbst finden wollte, wurde es Zeit, damit loszulegen.
Der Schuppen bestand aus lauter Pastellfarben und Spiegeln.
Das Wartezimmer war dekoriert mit Leuten, die die italienische Ausgabe der Vogue lasen und Kaffee aus Glastassen tranken. Die Empfangsdame befand sich in einer kleinen Insel in der Mitte und beobachtete die Sause.
»Kann ich Ihnen helfen, mein Herr?« fragte sie.
»Ist Daniel da?«
»Er hat einen Kunden.«
»Den Kunden möchte ich ja – wohin muß ich?«
Sie deutete gradeaus. Ich folgte ihrem Finger in einen die Fifth Avenue überblickenden Raum – schräg stehende Fenster, der breite Sims voller Blumen. Michelle wurde gerade von einem schlanken Mann in einem weißen Pulli über Bluejeans – weiße Laufschuhe an den Füßen – auffrisiert. Sie steckte mitten in einem heißen Meinungsaustausch mit der Frau im Stuhl nebenan.
»Süße, erzähl mir bitte nichts über die Geheiligte Küste. Das einzige, was Los Angeles je zur Kultur beigetragen hat, ist der mobile Mord!«
Bevor Blut floß, ging ich dazwischen.
»Burke!« rief sie. »Du kommst grade rechtzeitig.«
»Für was?« fragte ich sie.
»Für Daniel«, sagte sie, als käme ich von einem anderen Planeten. »Er hat grade ’ne Absage gekriegt – und du brauchst ’nen Haarschnitt.«
Daniel und ich gaben uns die Hände – er hatte einen festen Griff, auf dem Gesicht ein ironisches Lächeln.
»Burke«, sagte er. »Wie ist Ihr Vorname?«
»Ich zahle nicht mit Scheck«, beschied ich ihn.
»Hörst du damit auf!« schnauzte Michelle, drehte ihren Stuhl und boxte mich auf den Arm. »Das ist kein Billardsalon.«
»Kann ich ’ne Minute mit dir reden?« sagte ich.
»Rede.«
»Nicht hier.«
Michelle seufzte. »Oh, wirklich – immer isses so ’ne große Sache.
Gib mir bloß noch ’n paar Minuten – setz dich«, sagte sie, auf den
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