Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
Vom Netzwerk:
daß ich kein braver Bürger war. Indem ich mir das Schlimmste ausmalte, stellte ich sicher, daß ich nichts rumschleppte, das mir Schwierigkeiten machen würde. Die knöchelhohen Stiefel hatten Reißverschlüsse an der Innenseite. Sie hatten überdies Stahlkappen und einen hohlen Absatz. Ich faltete fünf Zehn-Dollar-Scheine klein, um sie in den Absatz zu kriegen. Kleingeld ist die beste Konterbande, wenn du eingesperrt wirst. Ein Zehn-Dollar-Schein ist in etwa grad das Richtige für eine Transaktion im Knast – mehr als genug, um auf eine andere Etage verlegt zu werden, oder für Nachschub an Kippen und Zeitschriften. Zwanzig Kröten würden mir etwas ungestörte Zeit am Telefon und einen Draht zu meinem restlichen Geld bringen, falls es dazu kam. Im Knast behältst du fast all deine Straßenkleidung. Sie nehmen dir nicht alles weg, bevor du verurteilt wirst.
    Ich nahm eine Dusche, rasierte mich sorgfältig und hörte im Radio, wie warm es für die Jahreszeit war. Ich habe eine gute Uhr, eine goldene Rolex, die irgendein Typ in seinem Hotelzimmer verlor, aber ich legte sie nicht an. Die Zeiten haben sich geändert – es ist Jahre her, ich war noch ein Junge, hockte in der Arrestzelle und sah die Cops einen reinrassigen Louis zur Aufnahme bringen. Ich war noch gefesselt, aber sie hatten die Handschellen vorn angelegt, so daß ich rauchen konnte. Ich spaltete eines meiner letzten Streichhölzer – du legst deine Daumennägel vorsichtig an die Pappe am Fuß des Holzes, dann ziehst du langsam nach oben, bis du zwei Hölzer mit einem Schwefelkopf an jedem Teil hast. Der puertoricanische Junge neben mir hielt das Streichholzbriefchen, so daß wir Feuer kriegen konnte. Als er sich rüber nach dem Feuer beugte, boxte er mir in die Rippen, damit ich aufblickte. Der Louis machte ziemlichen Terz, maulte herum, daß die Cops vorsichtig mit seinem Schmuck sein sollten und wieviel er kostete. Der fette alte Sergeant an der Aufnahme tat, als wäre der Louis gar nicht da. Stück für Stück hob er den Schmuck auf, las laut vor, was es war, und trug es auf der Empfangsbestätigung ein. Sie würden dem Louis alles zurückgeben, wenn er seine Strafe bezahlte. Es war ein rechter Zirkus. Der Sergeant führte seine Liste wie ein Typ bei der Inventur: »Ein Diamantarmband, Goldverschluß. Ein Siegelring, Onyx und Gold, Initiale ›J‹, ein kleiner Ring ...« Der Louis machte ihnen weiter die Hölle heiß, was all das Zeug kostete. Ich glaube, es war damals, als mir das erste Mal der Gedanke kam, daß es dumm war, Bürger zu bestehlen. Der Sergeant hob die Armbanduhr des Luden hoch. Sie war flach wie ein Groschen, mit dunkelblauem Zifferblatt und kleinen Diamanten rund um die Fassung – eine Kostbarkeit. Er schaute runter auf den Louis, der sagte: »Hey, Mann, geh besser vorsichtig mit der Uhr um. Die kost’ mehr, als du im Jahr machst!« Der Cop schaute die Uhr eine Minute lang nachdenklich an, als versuche er sich vorzustellen, wie sie soviel Asche kosten könnte. Dann schmetterte er sie umgekehrt auf die Tischplatte. Das Glas zerknackte, und kleine Stücke flogen in der ganzen Bude rum. Der Louis schrie: »Hey, Mann!«, als wäre ihm der Kopf zerknackt worden. Der Sergeant blickte den Louis an, sagte: »Eine Herrenuhr – kaputt«, und trug es auf seiner Liste ein. Seine Miene veränderte sich nicht einmal. Ich sorgte mich nicht darum, daß sie das mit meiner Rolex tun könnten. Wie ich sagte, die Zeiten haben sich geändert. Heute würden sie sie wahrscheinlich stehlen.
    Bis ich abmarschbereit war, war es fast sechs. Das Treffen war um neun, so daß das Timing gerade richtig war. Ich brachte Pansy wieder runter und machte alles klar, damit sie Futter und Wasser für wenigstens ein paar Wochen haben würde, falls ich nicht sofort zurückkam. Ich ließ die Hintertür einen Spalt offen, so daß sie von selbst aufs Dach konnte. Die offene Tür würde einem Einbrecher nicht viel helfen – er müßte eine menschliche Fliege sein, um durch die Tür zu kommen, und ein Zauberer, um wieder rauszugelangen.
    Ich hielt an vier verschiedenen Selbstbedienungstankstellen entlang der Atlantic Avenue. Der Plymouth hat einen Hundertachtzig-Liter-Tank – wenn ich ihn an einer Stelle auffüllte, könnten sie sich an mich erinnern. Just bevor ich die Biege in den Inter-Boro nahm, sah ich ein graues Steingebäude zu meiner Rechten. Die Fenster waren vergittert, und auf dem Dach war Stacheldraht. Die Tür sah aus wie der Eingang zum

Weitere Kostenlose Bücher