Burke 3 - Bluebelle
später heizte die ’Vette auf der rechten Spur daher und schnitt uns haarscharf, sobald sie vorbei war. Belle blendete auf, drückte gleichzeitig auf den Hupenknopf. Der Himmel strahlte auf.
Die preßluftbetriebenen Doppelhörner unter der Hupe tröteten wie der Warnruf eines ausbrechenden Sattelzuges. Die ’Vette verzog sich aus unserer Bahn, während wir vorbeizischten. Belle rauschte auf die andere Spur. Wieder hörte ich Bremsen kreischen.
Belle ging bis auf zirka siebzig runter. Wir waren auf der rechten Spur und steuerten zum Abzweig bei Ausfahrt 13. Helles Scheinwerferlicht hämmerte aufs Rückfenster. Belle langte hoch. Drehte den Rückspiegel zur Seite. Die ’Vette kachelte dicht hinter uns her, als sie auf den Abzweig stieß.
»Na komm, du Pfeife«, murmelte sie, als die ’Vette hinter uns auf die Außenspur zog. Die Innenspur haltend, zwängte Belle den Plymouth durch die langgestreckte Kurve. Die ’Vette röhrte hinter uns her, holte rasch auf. Belles Mund war ein grader Strich. Sie ließ den Plymouth ein Stück weit auf die Außenspur driften, doch diesmal war die ’Vette drauf vorbereitet – sie stieß jäh nach innen. Belle riß den Lenker wieder nach rechts, bugsierte die ’Vette prompt von der Straße auf den Rasen. Sie brachte den Plymouth wieder auf Gradeauskurs, rauschte unter der Überführung durch und glitt glatt wie ein Taschendieb durch eine Menschenmenge in den neuerlichen Verkehrsfluß.
Sie tätschelte fest das Lenkrad – wie man’s bei einem Pferd macht, das ein starkes Rennen gelaufen ist. »Braves Mädchen«, sagte sie.
»Du hast mir das Wort aus dem Mund genommen.«
Sie warf mir ein Lächeln zu.
Wir verließen den Cross County und kurvten zurück zur Rennbahn. Ich zeigte ihr, wo sie reinfahren konnte: hinten herum, neben den Stallungen. Niemand außer den Pferdetransportern parkte dort – bis zum Eingang ist es ein langer Weg. Ich gab Belle anderthalb Kröten für den Kerl, der das Eintrittsgeld kassierte, und wir brummten langsam durch, ab und zu aufgehalten von Stallburschen, die ihre Pferde über den Fahrweg führten.
»Park da drüben«, sagte ich ihr und deutete auf einen asphaltierten Weg hinter dem Sattelplatz. »Stell ihn mit der Schnauze nach vorn ab.«
Hinter dem Weg sind etliche hundert Meter Kiesboden. Stockschwarz. Belle bog vom Weg ab, stieg aufs Gas und donnerte gradewegs in die Dunkelheit. Sie nagelte die Bremse nieder, kitzelte gleichzeitig das Gas und schlitterte mit dem Plymouth in einer perfekten Gaunerkehrtwende exakt auf die Stelle, auf die ich gedeutet hatte.
Sie stellte den Motor ab. Ein Wirbelsturm aus Dreck uns Staub stieg außerhalb der Fenster auf und setzte sich auf dem Auto ab.
»Was hältst du davon, Liebster?«
»Du bist ’n Naturtalent«, sagte ich ihr.
Ihr Gesicht wurde traurig. »Nein. Nein, bin ich nicht.«
Ich nahm ihre Hand, drückte sie. »Nicht so respektlos zu deiner Mutter«, sagte ich ihr.
Sie verschluckte sich. Holte Luft. »Du weißt immer, was du sagen mußt, Burke.«
»Ich weiß auch, was ich tun muß«, versprach ich ihr.
Händchenhaltend marschierte ich mit ihr am Sattelplatz vorbei.
Die schwarzweißen Streifen scharwenzelten durch die Nacht. Ich wette, einige Pferde waren eifersüchtig.
Am Drehkreuz bezahlte ich den Eintritt. Blieb auf dem offenen Areal stehen und schmiß dem Kerl, der an einem kleinen Tresen Programme verkaufte, einen Dollar zu. Neben den Programmstapeln war eine Schachtel mit winzigen Stiften.
Belle langte an mir vorbei und nahm sich einen.
»Das macht ’nen Vierteldollar für den Stift, Gnädigste«, rief der Kerl. Belle schaute ihn an, als wäre er geistesgestört. »Für das kleine Ding?« Sie schmiß ihn wieder in die Schachtel.
»Benimm dich«, sagte ich ihr, nahm ihre Hand und führte sie nach draußen. Ein Stand, in etwa so groß wie ein Ein-Zimmer-Apartment, war draußen aufgebaut, an den Seiten offen, Segeltuch oben drüber. Ein Wurstgrill drinnen. »Willst du was?« fragte ich sie.
Cleverer Zug. Sie orderte vier Hamburger mit allem, zwei Bier.
Der Kerl hinter der Theke hörte schließlich auf zu starren und bellte die Bestellung über die Schulter nach hinten, ohne den Blick von ihrer Brust zu nehmen.
»Was kriegst du, Mann?« fragte mich der Verrenkungskünstler.
»Er kriegt später was«, versicherte ihm Belle.
Der Unterkiefer war dem Kerl schon vorher runtergeklappt; jetzt hing er aus den Angeln.
Ich zahlte, nahm in jede Hand ein Bier, bedeutete Belle, sie sollte
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