Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Burnout vorbeugen und heilen

Burnout vorbeugen und heilen

Titel: Burnout vorbeugen und heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Schneider
Vom Netzwerk:
jemandem immer und immer wieder einen Gefallen zu tun. Dieser Gefallen besteht darin, dass sie für die andere Person etwas tut, was diese selbst könnte. Das möchte sie nicht mehr, es ist ihr unangenehm und sie sieht, dass sie der anderen damit auch nicht wirklich helfen kann. Als sie ihr dann wirklich nicht mehr hilft, taucht bei ihr ein schlechtes Gewissen auf: „Sei doch nicht so hartherzig! Du wirst schon sehen, was andere von dir denken, wenn du so eigennützig handelst. Du bist egoistisch!“
    Was ist passiert? Die so Handelnde hat erst einmal nach ihren Gefühlen, ihrem Wunsch, ihrer Lust gehandelt. Was sie noch nicht ganz vollzogen hat, ist eine bewusste Abwägung und Entscheidung dessen, was aus ihrer Sicht wichtig und richtig ist, und ihrer eigenen Motive. Als sie anders handelt, tauchen die übernommenen Werte auf und lösen ihr schlechtes Gewissen aus. Erst wenn sie ihre Werte reflektiert und sie das, was sie möchte, mit den jetzt aktuell für sie und von ihr definierten Werten abgestimmt hat, handelt sie ohne schlechtes Gewissen. Statt eines schlechten Ge-Wissens hat sie nun ein Wissen, wieso sie so handelt. Ähnlich verhält es sich mit angelernten Schuldgefühlen. Eine stimmige Handlung beinhaltet Gefühl (Pathos), Wertehaltung (Ethos) und Ausdruck (Logos) (Schneider 2001, S. 153). Betrachten wir menschliche Entwicklung, so beinhaltet sie (immer wieder) eine bewusste Werteentwicklung. Aufgerufen dazu sind wir, wenn Schuldgefühle und ein „schlechtes Gewissen“ auftauchen.
    Wenn Menschen etwas gelungen ist, freuen sie sich. Körperlich erleben sie ein „Hoch“, die Energie fließt, sie fühlen sich beschwingt, tanzen. Ist die Freude größer, feiern sie ein Fest. Insbesondere in der Freude verbinden sich Menschen in unserer Kultur mit anderen Menschen, mit sich selbst und manchmal sogar mit dem Kosmos. Wenn Sie über Freude mehr erfahren wollen, hören Sie die Neunte Symphonie von Beethoven, „An die Freude“. Der Text und die Musik vermitteln ganz viel über das, was Freude ausmacht.
    Gefühl
Auslöser
Empfindung
Aufgabe (f)
Ärger
Frustration
Anspannung
Veränderung
Angst
Bedrohung
Gänsehaut
Schutz
Traurigkeit
Verlust
Zug zum Boden
Loslassen
Schmerz
Verletzung
Schmerz
Heilung
Freude
Gelingen
Bewegung
Verbindung
Stolz
Gelingen
aufrechte Haltung
Selbstbestimmung
sexuelle Gefühle
sexueller Reiz
„Kribbeln im Bauch“
Bindung
Neugier
Neues
Kribbeln
Entwicklung
Ekel
Abstoßendes
Bauch-Mund-Gefühl
Schutz
Scham
Abwertung im Sein
Erröten, Wärme
Achtung
Schuld
Abwertung im Tun
geduckte Haltung
Ethik
    Abbildung 3-9: Grundgefühle: Auslöser und Funktionen (modifiziert nach Schneider 1997)
    Mit natürlichem Stolz reagieren wir ebenfalls, wenn uns etwas gelungen ist. Die spezielle Facette von Stolz im Vergleich zur Freude ist, dass wir etwas geschafft haben, was uns ganz persönlich für unser einzigartiges Sosein wichtig ist. Wenn es zum Beispiel jemand endlich schafft, Nein zu sagen und sich durchzusetzen, dann empfindet er Stolz, geht aufrecht, mit erhobenem Kopf und geweiteter Brust. Stolz ist ein wichtiges Entwicklungsgefühl und drückt Selbstbestimmung und Verbundenheit mit sich und der Welt aus.
    Exkurs: Verlust
    Das Thema Verlust löst einige Gefühle aus. Wenn Menschen einen Verlust erleiden, trauern sie ( Abb. 3-10 ). Sie reagieren mit Schmerz und Ärger , sie hadern mit sich, mit anderen, mit Gott und der Welt. Sie reagieren mit Angst , denn: Was wird jetzt werden? Sie empfinden Erleichterung , wenn Leiden ein Ende hat, manchmal sogar Freude , etwa wenn das Leiden schon lange dauerte, der Verlust lange überfällig war. Sie spüren Ohnmacht , denn sie können den Verlust nicht abwenden. Wenn sie sich schließlich den Verlust eingestehen, empfinden sie in diesem Moment Traurigkeit, weinen, schluchzen, lassen los, lassen Vergangenes Vergangenheit werden. Kommt ein Verlust plötzlich und unerwartet, stehen Menschen unter Schock : Sie erkennen, was passierte, lassen aber noch – zu ihrem eigenen Schutz – keine Gefühle zu.

    Abbildung 3-10: Trauern und Annahme nach einem Verlust (modifiziert nach Schneider 1997, S. 71) (© Schneider 2013)
    Mit Trauern und Traurigkeit halten sich Menschen lebensfähig. Durch das Zulassen der Traurigkeit können sie die Vergangenheit hinter sich lassen und im Hier und Jetzt auf eine Zukunft hin weiterleben. Wer seine Vergangenheit hinter sich lässt, verzeiht sich, anderen sowie den Umständen.
    Je nach Schwere eines Verlustes durchlaufen Menschen mehr

Weitere Kostenlose Bücher