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Burnout vorbeugen und heilen

Burnout vorbeugen und heilen

Titel: Burnout vorbeugen und heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Schneider
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oder weniger viele Trauer-Spiralen, d. h., sie verarbeiten bis zum Abschluss des Trauervorgangs das Ganze in verdaubaren Dosen. Es ist kein Zufall, dass früher Menschen nach dem Tod eines Angehörigen ein Jahr lang Schwarz trugen. So lange dauert auch heute noch der Trauer- und Annahmevorgang nach einem wichtigen Verlust. Am ersten Weihnachtsfest nach dem Ereignis spüren Menschen den Verlust noch stark, zum Fest im Jahr darauf ist er natürlicherweise verarbeitet.
    Verluste und Burnout
    Ausgangspunkt für einen Burnout sind häufig Verluste: Ein Ziel kann nicht erreicht werden, ein wichtiger Mitarbeiter geht, der Arbeitsplatz wird gewechselt, der Vorgesetzte wird ausgetauscht, das Büro muss aufgegeben werden. Wenn diese Verluste nicht zugelassen und emotional verarbeitet werden, führt dies zu Problemen. Das Neue kann nicht angenommen werden, die Menschen werden unweigerlich ineffektiv und inkompetent. Strengen sie sich in einer solchen Lage an, ohne den Verlust aufzuarbeiten, arbeiten sie sich ebenso unweigerlich in einen Zustand von Burnout hinein. Wenn Menschen Neugierde empfinden, dann entdecken und entwickeln sie. Neugierde führt dazu, dass sie sich weiterentwickeln und wachsen.
3.14.4 Ursprüngliche Gefühle und Ersatzgefühle
    Wie bei den Grundbedürfnissen und bei den Scham- und Beschämungsgefühlen bereits beschrieben, haben Organismen die Fähigkeit, je nach Umgebungssituation die ursprünglich auf einen bestimmten Reiz hin entstehenden Gefühle (ursprüngliche Gefühle) zu verändern und durch andere Gefühle (Ersatzgefühle) zu ersetzen. Dies machen wir Menschen in unserer individuellen Entwicklung schon in jungen Jahren, um mit der Situation, in der wir uns befinden, gut klarzukommen. So lernen wir zum Beispiel im Kindes- oder Jugendalter, keine Angst zu zeigen, falls unsere Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen auf unsere Angst nicht eingehen, uns vielleicht noch beschämen, wenn wir Angst zeigen. Statt der Angst zeigen wir dann z. B. Ärger, falls unsere Eltern angenehmer darauf reagieren. Für uns fühlt sich dieser Ärger zwar unangenehm und anders an als ursprünglicher Ärger, er sichert uns aber die überlebenswichtige Verbundenheit zu den Bezugspersonen. Kinder wollen ihre Eltern nicht verunsichern und in Schwierigkeiten bringen, denn wenn es den Eltern gut geht, können sie am besten für die Kinder da sein.
    Genauso gut wäre aber vorstellbar, dass ein Kind seine Angst durch Traurigkeit oder Freude ersetzt. Vielleicht erinnern Sie sich an die Situation, dass Sie allein in den Angst einflößenden Keller gehen mussten und dabei vor sich hin sangen, trällerten oder pfiffen, um die Angst zu vertreiben? Jedes Gefühl können wir durch andere Gefühle abdecken und so ersetzen.

    Abbildung 3-11: Grundprinzip Ersatzgefühl – Ärger, Trauer und Freude als Ersatzgefühle für Angst (© Schneider 2013)
    Wie bei den vier in der Grafik herausgegriffenen Grundgefühlen können Sie dasselbe Prinzip bei jedem anderen Gefühl anwenden. So kann Angst ein Ersatzgefühl für Ärger, Trauer oder Freude sein; Trauer ein Ersatzgefühl für Ärger, Angst oder Freude; Freude ein Ersatzgefühl für Ärger, Angst oder Traurigkeit.
    Alle Menschen entwickeln im Laufe ihrer Lebensgeschichte Ersatzgefühle. Mit diesen kommen sie so lange gut klar, wie sie in dem Beziehungssystem leben, in dem sie die Ersatzgefühle gelernt haben, oder in einem System, das mit den entsprechenden Gefühlen gleich umgeht. Wechseln sie aber das Beziehungssystem, beispielsweise wenn sie in den Kindergarten, die Schule, die Ausbildung, in eine andere Familie, an die Universität oder in einen anderen Betrieb kommen, können die Ersatzgefühle plötzlich zum Problem werden. Es kann aber auch ganz anders sein, nämlich dass sie eine große Erleichterung verspüren, weil sie lange vergrabene Grundgefühle endlich leben und zeigen können und Resonanz darauf erhalten: „Endlich kann ich so sein, wie ich bin!“, „Schön, dass ich hier lachen kann!“, „Schön, dass ich hier bei der Arbeit auch Spaß haben kann und nicht immer alles so ernst und schwer sein muss“ usw.
    In der Regel sind Gefühle, mit denen jemand Probleme hat, Ersatzgefühle. Gleichzeitig sind die darunter schlummernden ursprünglichen Gefühle in ihrem Ausdruck nicht oder wenig geübt und deshalb mit Angst besetzt. Als Ausbilder, Berater und Psychotherapeut helfe ich dem Einzelnen, das ursprüngliche Gefühl zum Leben zu bringen. Das Ersatzgefühl kann er dann

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