Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
angesagt, und das Auftauchen der Kriminalpolizisten in Dungirri kam viel zu gelegen, um Zufall zu sein.
Hatten Crack und Suff Marcis Verstand tatsächlich derart ausradiert, dass sie allen Ernstes glaubte, sie käme damit durch, ihn an ihren Dealer und seine Spießgesellen auszuliefern? Gil hatte sie gewarnt, sie stecke den Hals nur selbst in die Schlinge, wenn sie denen auftischte, dass sie ihm von ihren Freiern bei der Polizei erzählt hatte. Aber es war ein Szenario, das zu den Ereignissen passte.
Natürlich war nicht auszuschließen, dass einer ihrer Freier einfach durchgeknallt war. In ihrer Verzweiflung hatte sie in letzter Zeit alle Hemmungen fallen lassen, und in der Sado-Maso-Prostitutionsszene gab es ein paar wirklich sadistische Dreckschweine. Vielleicht hatte aber auch ihr mit Crack dealender Zuhälterlebensgefährte einfach die Schnauze von ihr voll gehabt.
Nur erklärte keiner dieser Hergänge, wie die Leiche in seinen Kofferraum und die Kripo nach Dungirri kam. Wie unter Zwang kehrten seine Gedanken zu Tony Russo zurück. Tony hatte ein Motiv; seit Vince aus dem Weg war, hatte er mutmaßlich auch die Gelegenheit gehabt; er verfügte über ein dichtes Netz von Mittelsmännern, die ihn mit Informationen versorgten; und er hatte zumeist ein paar Polizisten auf der Gehaltsliste.
Gil stützte die Ellenbogen auf den Tisch, ließ den Kopf vornüber sinken und massierte sich mit beiden Händen die verspannten Nackenmuskeln. Wenn er hier herauskäme, fände er womöglich die eine oder andere Antwort. Aber wenn man ihn wegen Mordes anklagte, konnte er sich die Kaution abschminken, und man würde ihn noch heute oder spätestens morgen ins nächste Untersuchungsgefängnis verfrachten. Dubbo wahrscheinlich oder Tamworth.
Er hatte die Spielregeln gelernt und war hart und verschlagen genug, um sich in einem Untersuchungsgefängnis zu behaupten. Wenn er aber seine Unschuld nicht beweisen konnte und im Hochsicherheitstrakt endete, sähe das ganz anders aus. Brutale Lebenslängliche, die nur an Rache dachten und keine Aussicht auf Bewährung hatten, konnten einen Mann fertigmachen, schmerzhaft und langsam. Ihm blieb nichts anderes übrig, als dafür zu sorgen, dass es so weit niemals käme.
Die Türklinke, die dringend geölt werden musste, quietschte warnend. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und machte sich auf die nächste Runde mit Petric und Macklin gefasst.
Doch es kam die Sergeantin. Gil führte die leichte Aufhellung seiner Stimmung auf die Tatsache zurück, dass sie einen großen Pappbecher mitbrachte, und er wusste, dass er sich etwas vormachte. Er hatte sie seit der Ingewahrsamnahme am Vormittag kaum mehr zu Gesicht bekommen.
Da er sich auf die fade Brühe gefasst machte, die Macklin ihm zuvor vorgesetzt hatte, hob sich seine Stimmung noch einmal ein wenig, als sie ihm den Becher gab und ihm der pulssteigernde Duft echten Kaffees in die Nase stieg.
» Danke. «
» Ich will doch hier keinen Junkie auf Entzug « , sagte sie.
Die scherzhafte Anspielung auf seine Bemerkung von heute früh war das einzig auch nur annähernd Freundliche, was er gehört hatte, seit er Jeanies Raststätte verlassen hatte. Er atmete den Kaffeeduft tief ein und nahm einen Schluck. Der belebende Trank rann ihm die Kehle hinunter, und er freute sich schon darauf, dass das Koffein sein Hirn wieder in Schwung brächte.
» Ihr Kaffee ist besser als der von Macklin. «
» Mein Fehler. « Sie zuckte nonchalant mit den Achseln. » Ich hab nicht dran gedacht, ihm zu sagen, wo der gute Stoff ist. Ich entschuldige mich. Das Instantzeug ist derart widerlich, dass es wahrscheinlich als Akt der Folter gilt, es jemandem bei der Vernehmung vorzusetzen. «
Es wäre Unfug, wollte man etwas in den schwarzen Humor dieser Bemerkung hineinlesen, oder in den Umstand, dass sie ihm den guten Stoff brachte.
Sie setzte sich auf die Tischkante. » Und, wie steht’s? «
Wahrscheinlich hielt sie sich nur an die Vorschriften für den Polizeigewahrsam, wenn sie sich nach seinem Zustand erkundigte, trotzdem verleitete die echte Frage zu einer ehrlichen Antwort. Gil konnte sich gut vorstellen, dass ein verzweifelter oder erregter Häftling nun rückhaltlos sein Leid geklagt und ihr so die Gelegenheit gegeben hätte, das Gefährdungspotenzial sinnvoll einzuschätzen. Wofür sie schließlich bezahlt wurde.
Er antwortete knapp und ohne Umschweife. » Ich werde weder mir noch irgendjemandem sonst etwas antun, Sergeant. «
» Schön. Immer noch keine
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