Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
Erpressung und Schutzgeld. Ende der Sechziger kam er hierher und baute für die Mafia in wenigen Jahren ein beachtliches Netzwerk zur Marihuanaproduktion auf, das er dann leitete. «
Kris betrachtete ihn mit gefurchter Stirn. » Mir sind immer wieder Gerüchte über Flanagan und seine Familie zu Ohren gekommen, aber niemand konnte je Fakten, Beweise oder Zeugen beibringen. Hast du konkrete Beweise für seine Mitgliedschaft im organisierten Verbrechen? «
Ihm war klar, dass sie Beweise brauchte, und doch war ihm angst und bange, angesichts all dessen, was sie nicht wusste.
» Flanagan ist vorsichtig. Wer mit ihm kooperiert, dem setzt er nicht allzu sehr zu; es kann sich sogar auszahlen, einen so einflussreichen Mann wie Flanagan auf seiner Seite zu haben. Aber er macht den Leuten Angst, damit sie den Mund halten. Es ist gefährlich, sich gegen ihn zu stellen, und er hat keine Skrupel, seinen Drohungen Taten folgen zu lassen. Ich hätte schon Namen von Leuten an der Hand, bei denen man mal nachfragen könnte, aber wahrscheinlich würden alle abstreiten, irgendetwas zu wissen. «
» Wie kommt es denn, dass Sie all das wissen? « , staunte Fraser, wobei er die Arme verschränkte und ihn durchdringend ansah. » Sie sind doch schon verdammt lange weg von hier. «
In seiner Nachfrage lag ein anklagender Unterton, der Gil nur umso mehr zur Vorsicht mahnte. In Birraga hatte er ein Gespräch mitangehört, dem zu entnehmen war, dass Fraser eigentlich in Moree stationiert war. Aber nach allem, was Kris über die Ausweitung von Flanagans Geschäften berichtet hatte, stand niemand im Nordwesten– und erst recht kein Polizist– außerhalb seines potenziellen Einflussbereichs.
Steve Fraser legte ein kühnes Selbstbewusstsein an den Tag, das fast an Arroganz grenzte, gleichzeitig gerierte er sich als einer, der für die Einhaltung von Dienstwegen und Vorschriften nicht viel Zeit hatte. Eine Mixtur, die Gil nicht gerade Vertrauen einflößte. Es gab keinen Grund, Fraser zu verdächtigen, die Information über die Aufnahmen der Überwachungskameras weitergegeben zu haben, da Kris nicht die Zeit geblieben war, ihn vor dem Brand davon in Kenntnis zu setzen, aber er hatte im Laufe des Nachmittags ausreichend Gelegenheit gehabt, andere Details über den Stand der Ermittlungen weiterzugeben– inklusive Kris’ Alibi.
Dennoch, Kris und Adam schienen keine Probleme mit ihm zu haben, auch wenn Kris’ Körpersprache gelegentlich eine Spur von Enervierung verriet. Enervierung, nicht Argwohn.
Gil musste sich auf ihr Urteil verlassen.
» Mein Vater hatte ein mobiles Sägewerk « , erläuterte er, » wir waren im ganzen Distrikt unterwegs und haben für die Landbesitzer Bäume gefällt, die wir zu Bauholz verarbeitet haben. Abgesehen davon, dass Flanagan hin und wieder eine ›Holzspende‹ von uns verlangte, hatten wir kaum mit ihm zu tun, aber ich hielt meinen Mund und machte dafür die Augen auf. Seit ich vierzehn war, ging ich kaum noch zur Schule, aber ein paar Jungs, die ich von dort kannte, stiegen nach und nach bei Flanagan ein. Wir liefen uns gelegentlich über den Weg, und nicht immer waren sie so verschwiegen, wie sie es hätten sein sollen. «
» Und was hat er mit der Mafia zu tun? Soweit mir bekannt ist, ist Flanagan kein italienischer Name. «
Gil reagierte auf die Frage, nicht auf Frasers Sarkasmus. » Es gibt keinen Mangel an Australiern im organisierten Verbrechen. Flanagans Geschichte und seine Verbindungen habe ich aber erst Jahre später ganz durchschaut. «
Erst als er zwei Kisten Single-Malt-Scotch zur Familien-Weihnachtsfeier der Russos beisteuern sollte und dort plötzlich Dan und seinen Söhnen gegenüberstand.
Einen Augenblick lang erwiderte er Kris’ ernsten Blick, dann richtete er sich wieder an Fraser und erläuterte: » Ich traf ihn zufällig, als er seinen Schwager in Sydney besuchte. «
» Seinen Schwager? « Das war augenscheinlich eine echte Frage. Entweder hatte Fraser keinen Schimmer, wer Flanagan war, oder er war ein verdammt guter Schauspieler.
» So ist es. Dan ist mit Gianni Russos Zwillingsschwester verheiratet. «
9
E r hätte gehen sollen, als die anderen gingen. Es gab nicht viel, was man noch tun konnte; der Brandort war gesichert und von Polizisten aus Birraga bewacht, die auf das Eintreffen der Brandermittler und der Spurensicherung warteten. Er und Adam hatten Beschreibungen der beiden Fernfahrer zu Protokoll gegeben, und Steve Fraser würde morgen überprüfen, ob es bei der
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