Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
war er sich nicht völlig sicher– noch–, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Tony der gesuchte Kandidat war, stieg beträchtlich.
Er hatte noch immer nichts Eindeutiges in der Hand. Und er konnte entweder hier in Dungirri ihren nächsten Schachzug abwarten– zuvor musste er Liam und Deb fortschicken–, oder er konnte nach Sydney fahren und versuchen, dort etwas herauszufinden. Letzteres schien die bessere Alternative. Sicher war es gefährlich, zumal es nichts gab, womit er Tony unter Druck setzen konnte, aber gefährlich war das reine Abwarten hier auch. Gefährlich für ihn und noch gefährlicher für Kris. Je schneller er sich von ihr entfernte, desto besser für beide.
Die beiden Bands schlossen sich für den letzten Walzer des Abends zusammen. Bei den ersten Tönen verbeugte sich Frank Williams vor Delphi O’Connell und führte sie, unter den interessierten Blicken nicht weniger Zuschauer, aufs Parkett. Mark reichte Kris die Hand, sie nahm sie und ließ sich willig von Arm und Musik führen. Mark war ein exzellenter Tänzer und leitete sie in völligem Gleichtakt zur sanften Melodie durch den Saal.
Die Tanzfläche war voller Paare, und beim Tanzen sah Kris Eleni, die George ihr strahlendstes Lächeln schenkte, Frank, der sich mit Delphi unterhielt, die Hände eng geschlossen, Paul und Chloe, die dicht an dicht tanzten und Augen nur füreinander hatten, und Beth, die neben Ryan saß und sich zum Kuss ihm entgegenbeugte.
Sie wusste nicht warum, aber ihr traten Tränen in die Augen. Gott, jetzt wurde sie in ihrem Alter auch noch weich und melancholisch, wenn allein der Anblick von ein paar glücklichen Pärchen sie gefühlsduselig machte.
» Ein rundum gelungener Abend « , meinte Mark.
» Allerdings « , pflichtete sie bei, dankbar für das unverfängliche Thema. » Danke für deinen Beitrag– das Essen und dass du die Spenden, die für Jeanie gesammelt wurden, verdoppelt hast. Es tut den Leuten wohl, dass sie heute Abend etwas für sie tun konnten. «
Seine Hand schloss sich ein wenig fester um ihre Taille. » Fühlst du dich denn wohl? «
» Ich? Ja. Es ist schön, wenn ausnahmsweise einmal alle wegen etwas Erfreulichem zusammenkommen. «
» Und wieso ziehst du dann so ein Gesicht? « , fragte er leise. » Und wieso bist du so distanziert zu mir? «
Er hatte recht, sie war distanziert. Und diese Freundschaft war zu eng, zu wichtig, als dass sie ihn einfach ausschließen durfte. Mark war ein guter Gefährte, es gab keinen Mann, mit dem sie ähnlich eng befreundet war, und kaum einen, bei dem sie sich so entspannen und sie selbst sein konnte.
» Verzeih mir, Mark. Ich habe im Augenblick so viel um die Ohren. «
» Kann es sein, dass Gil Gillespie irgendetwas damit zu tun hat? «
Sie dachte kurz daran, ihm auszuweichen, verwarf den Gedanken aber sofort als sinnlos und beleidigend für Mark und Gil gleichermaßen.
» Ja. Vorgänge, in die er involviert ist. Und Gil selbst. «
Er lächelte, doch obwohl seine Augen sie anblitzten, spürte sie eine Spur von Traurigkeit. » Du hast ihn gern. «
» Ich… Ja, ich habe ihn wirklich gern. Wahrscheinlich siehst du das wegen Paula anders, aber ich weiß, dass er unter dieser rauen Schale vieles verbirgt, was Achtung verdient. «
Er wandte den Blick von ihr ab, schloss die Hand fester um ihre und lotste sie von einer überfüllten Ecke der Tanzfläche weg.
» Es war immer schon viel Liebenswertes an ihm. Und ich hasse ihn nicht, Kris. «
» Bei dem Unfall, bei dem Paula starb, wurdest du verletzt. «
» Ja. Eine Kopfwunde. Ich kann dir nichts über den Unfall berichten, Kris. Da ist eine Lücke in meinem Gedächtnis. Die Zeit zwischen der Woche vor dem Unfall bis zu dem Tag, als ich im Krankenhaus wieder zu mir kam, ist völlig ausgelöscht. Bis heute habe ich daran keinerlei Erinnerung. «
» Deshalb wurdest du nicht als Zeuge geladen. « Das war ihr in den Gerichtsprotokollen aufgefallen, andererseits hatte Gil sich schuldig bekannt, was angesichts des Blutalkoholtests für eine Verurteilung völlig ausreichte.
Aber womöglich konnte Mark etwas Licht in die neuesten unguten Ereignisse bringen. Er war in diesem Distrikt groß geworden und hatte für den früheren Abgeordneten gearbeitet, bevor er selbst ins Parlament einzog, daher kannte er eine Menge Leute in der Region und hatte den Finger immer am Puls des Lebens im Bezirk.
» Ist dir je etwas über Mafiaaktivitäten hier in der Gegend zu Ohren gekommen? «
Er zog eine Augenbraue hoch, kam
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