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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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auf seinem Stuhl krümmte.
    In diesem Moment erlebte Niklas Grundström die reinste, die ätzendste Form von Trauer.
    *
    Arto Söderstedt stand auf dem Podium in der Kampfleitzentrale und machte sich am Computer zu schaffen. Kerstin Holm beobachtete ihn geduldig und ließ dann den Blick über das versammelte Auditorium gleiten.
    Sie versuchte, ihre Mienen zu deuten. Es war wirklich nicht schwer. Sie sahen zielbewusst aus, in des Wortes reinster Bedeutung.
    Sie waren dicht daran, richtig dicht daran. Und das spürte man.
    »Jetzt«, sagte Arto Söderstedt schließlich. »Jetzt kommt es gleich.«
    Und es kam.
    An der Wand hinter ihm wurde das Innere einer Tankstelle sichtbar, in schlechter Auflösung. Einige Personen bewegten sich hinter der Kasse. Man sah nur ihre Hinterköpfe. Söderstedt hielt das Bild an und erklärte: »Das sind Rille und Hanna Hörnblom in der OK-Q8-Tankstelle in Runby. Gleich sagt Hanna etwas zu Rille, worauf der aus dem Bild verschwindet, vermutlich in einen Raum dahinter. Und dann müsst ihr aufpassen.«
    Das Bild lief weiter, und Hanna sagte etwas zu Rille, der verschwand. Ein paar Sekunden später kam eine Person ins Bild. Es war eine groß gewachsene Frau mit kräftigen Farben in rosa Nuancen, einem wunderlichen kurzen rosa Tüllrock und üppigen gelben Locken. Sie hielt das Gesicht konsequent nach unten gesenkt, während sie mit Hanna Hörnblom sprach. Dann rief Hanna Rille etwas zu und ging um den Tresen herum. Während sie kurz aus dem Bild verschwand, hob die eigentümlich gekleidete Frau den Blick zur Überwachungskamera, und mit einem strahlenden Lächeln in dem viel zu stark geschminkten Gesicht hielt sie sechs Finger in die Kamera.
    Dann kam Hanna Hörnblom auf der anderen Seite der Theke wieder ins Bild, und sie gingen gemeinsam zum Ausgang und verschwanden aus dem Sichtfeld.
    »Das war gestern um 12.18 Uhr«, sagte Arto Söderstedt. »Wenn es für euch beide, Jon und Jorge, ein Trost ist, sie war also schon gekidnappt, als ihr gestern Nachmittag versucht habt, sie zu erreichen.«
    »Gott sei Dank«, seufzte Jon Anderson.
    »Falls solche Kategorien im vorliegenden Fall überhaupt angebracht sind«, sagte Arto Söderstedt und fuhr fort: »Es ist noch nicht ganz zu Ende.«
    Eine neue Filmsequenz. Von einer der Zapfsäulen. Sie zeigte den Wagen, der gerade tankte. Es war ein silbergrauer Toyota Prius mit dem Kennzeichen HGL 470, und die Person, die tankte, war ein Mann von etwa vierzig Jahren mit einem Spitzbart. Hinter ihm passierte indessen etwas. Auf dem Parkplatz.
    Dort stand ein Kastenwagen, ein grauer Van. Das Fabrikat war nicht zu erkennen. Die Motorhaube war geöffnet, und zwei Personen standen davor und starrten auf den Motor. Eine von ihnen war blond und schmal, in OK-Q8-Arbeitskluft, die andere groß und mit einem rosa Tüllrock und üppigen gelben Locken. Plötzlich sank die blonde Frau zusammen und wurde schnell in den Kastenwagen geworfen. Es ging blitzschnell.
    Der Kastenwagen näherte sich der Kamera, ohne dass der Mann mit dem Spitzbart die geringste Reaktion zeigte. Dann schwenkte er herum und fuhr davon.
    Söderstedt ließ den Film ein Stück zurücklaufen. Der Kastenwagen schwenkte herum. Seine Front war noch der Kamera zugewandt. Er hielt das Bild an: »Kein Nummernschild«, sagte er. »Aber das Fabrikat müsste zu identifizieren sein.«
    »Ich glaube, es ist ein Chevrolet«, sagte Gunnar Nyberg. »Aber das ist leicht festzustellen.«
    Söderstedt nickte und spulte ein Stück weiter zurück. Bis eine Person mit gelben Locken dastand und sechs Finger in die Kamera hielt.
    »Was glaubt ihr?«, fragte er. »Ist Tiina Spinroth Joakim Bergsten?«
    Kerstin Holms Blick wanderte durch die Kampfleitzentrale, und sie sah, dass alle vollständig konzentriert waren.
    »Es ist der gleiche Körperbau«, sagte Jorge Chavez. »Er könnte es durchaus sein.«
    »Wir müssen in seine Wohnung«, sagte Gunnar Nyberg. »Wir hätten gleich reingehen sollen, ohne ihn vorzuwarnen.«
    »Du weißt genau, dass die Zusammenhänge erst bei den Verhören am Morgen klar wurden«, bremste ihn Kerstin Holm. »Wir haben noch keinerlei Beweise. Und wenn wir dich hinschicken und du die Tür einschlägst, kann nichts vor Gericht verwendet werden.«
    »Wenn wir zwei gefolterte Frauen dort finden und sie retten können, glaube ich, dass die Welt uns verzeiht.«
    »Ich habe seine Wohnung unter Bewachung gestellt«, sagte Kerstin Holm. »Mehr kann ich im Moment nicht tun. Er weiß, dass er überwacht

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