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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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liegt?«
    »Na ja.«
    »Du hättest vielleicht andere Dinge in dem Satz herausgreifen können, oder?«
    »Du denkst an ›Überwachungszentrum‹ beziehungsweise ›im Rahmen‹?«
    Tore Michaelis lächelte. »Ja, tatsächlich.«
    »Ich vermute dann, dass ›im Rahmen‹ ganz einfach bedeutet, dass es um Per Naberius’ Hauptquartier geht, das unter dem Schutz der USA steht. Es ist nicht exakt die amerikanische Kriegsmacht, aber es bewegt sich im Rahmen der amerikanischen Kriegsmacht.«
    »Du bist beinahe so schnell im Denken wie ich«, sagte Tore Michaelis. »Ich bin wirklich ein selten guter Menschenkenner.«
    »Und obendrein anspruchslos«, sagte Paul Hjelm. »Und möglicherweise ein wenig angegraut.«
    »Es handelt sich um ein Gebäude innerhalb der innersten Sicherheitszone des amerikanischen Hauptquartiers im westlichen Teil Bagdads. Dort ist die hiesige Niederlassung von Naberius Enterprises Ltd. untergebracht.«
    »Die ganz einfach den heiligen Per mit umfasst?«
    »Ich frage mich, ob sein diabolischer Nachname nicht ein wenig schwerer wiegt als sein engelhafter Vorname. Es wäre eher zu hoffen, dass er nicht da ist. Denn sonst haben wir ein Problem.«
    »Und das ›Überwachungszentrum‹?«
    »Satellitenüberwachung«, sagte Tore Michaelis. »The Eye In The Sky. Aber jetzt Schluss mit dem angelsächsischen Sprachgebrauch. Wie übersetzt man es am besten?«
    »Himmelsauge?«, sagte Hjelm.
    »Sehr poetisch«, sagte Michaelis.
    »Ist es jetzt nicht an der Zeit, alles von vorn zu erzählen? Auch wenn es dir zuwider ist?«
    »Den Anfang kennst du«, sagte Tore Michaelis. »Alles, was auf ›meinen starken Seiten‹ stand, war wahr.«
    »Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die schwachen überhaupt gefunden habe«, sagte Paul Hjelm.
    »Dann wärst du jetzt nicht hier.«
    »Arto Söderstedts Tochter Lina also?«
    »Man kann es auf mancherlei Weise bezeichnen«, sagte Michaelis. »Als den Punkt auf dem i, den Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt … Wir hatten Per Naberius so lange gejagt, und dann lässt er in Stockholm eine Bombe hochgehen, um das Einschmuggeln von ›kill pills‹ zu kaschieren, und schließt das Ganze mit dem Mord an einem unschuldigen Kind ab.«
    »Das zum Glück nicht starb.«
    »Man kann sicher auch tiefenpsychologische Gründe finden. Dass ich langsam in ein Alter komme, wo ich nicht möchte, dass mein Leben verschwendet gewesen ist. Es geht seinem Ende entgegen, was habe ich eigentlich damit gemacht? Ich habe mein Leben einer Inkognitoexistenz gewidmet, einem Dasein im Zeichen der Gewalt – hat es die geringste Spur von Gutem darin gegeben? Oder bin ich auch eins von diesen alten Spionwracks, die sich in bitterer Einsamkeit zu Tode saufen?«
    »Das bezweifle ich stark.«
    »Naberius setzte sich jedenfalls hinterher nach Bagdad ab, und ich glaube, dass ich das in meinen Aufzeichnungen beschrieben habe: Ich habe wirklich versucht, hier mein Bestes zu geben, aber es gab die ganze Zeit so viel, das dem entgegenstand – natürlich der ganze Hass, all die grundlegenden Probleme zwischen Arabern und Kurden, Sunniten und Schiiten, Irakern und Amerikanern, Orthodoxen und Liberalen, Armen und Reichen –, aber auch konkretere Dinge wie Selbstmordattentäter, Mörderpillen, sogar Prostitution, und alle Spuren dieser konkreten Faktoren führten immer auf die eine oder andere Art und Weise zu Per Naberius.
    »Prostitution?«
    »Eine spezielle Form der Prostitution, die sich in der arabischen Oberklasse und unter den höheren Dienstgraden des amerikanischen Militärs verbreitet hat. Man bestellt sich einfach eine maßgeschneiderte Prostituierte. Man kann jede Frau bekommen, die man haben will. Oft tut sich eine Gruppe von Soldaten zusammen und gibt eine Marilyn Monroe in Auftrag, eine Madonna oder eine Kim Basinger. Das Weitere kann man sich vorstellen.«
    »Aber davon habe ich reden hören«, sagte Hjelm und versuchte, eine Reihe von Gehirnzellen zu aktivieren, die offenbar doch Jetlag hatten.
    »Im Irak ist es ein völlig neues Phänomen, das wäre also höchst erstaunlich.«
    »Ich frage mich, ob die A-Gruppe nicht an der Sache dran ist. Arto erwähnte beiläufig so etwas. Doch was hat das mit Naberius zu tun?«
    »Weiß nicht«, sagte Tore Michaelis. »Aber sein Name taucht in diesem Zusammenhang auf. Er hat vielleicht seine Waffen- und Drogengeschäfte ganz einfach um Prostitution erweitert. Alles Gute, was unsere Welt zu bieten hat.«
    »Und die Amerikaner schützen ihn also aktiv?

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