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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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und Nyberg schon davor. Söderstedt und Svenhagen kamen hinter ihr. Anderson und Lindberg waren die Letzten. Holm wartete, bis alle oben waren. Dann nickte sie Gunnar Nyberg zu.
    Er seufzte und trat die Tür ein.
    Die Wohnung, die sie betraten, war der in der Jungfrugatan zum Verwechseln ähnlich. Vor dem Fenster leuchtete der Teleturm in einer sinnlosen bunten Kombination.
    Und im Wohnzimmer stand ein Arbeitstisch.
    Komplett mit Lederriemen.
    Und Blut.
    Ansehnlichen Mengen Blut.
    Kerstin Holm seufzte. Schon wieder zu spät.
    Es schien so, als kämen sie immer zu spät.
    Sie sammelten sich im Treppenhaus. Etwas musste jetzt passieren.
    Kerstin Holm sagte: »Okay. Alles deutet darauf hin, dass Ulla Johansson, alias Tiina Spinroth, Lisa und Hanna lebend mitgenommen hat. Außerdem hat sie wohl Matilda Broman und Alice Nordin geschnappt. Sie hat sie alle vier. Alle vier, die einmal einen jungen, frustrierten, harmlosen Mann aufhetzten, sie zu vergewaltigen.«
    »Ich habe Zeit gehabt, rasch ihre Daten zu prüfen«, sagte Sara Svenhagen. »Ulla Johansson findet sich sowohl im Register der Sozialbehörde als auch im Strafregister. Sie wurde tatsächlich gegen Ende ihrer Gymnasialzeit drogensüchtig und war einige Male auf Entzug, bis sie bei einem Raubüberfall auf eine Tankstelle in Örnsköldsvik geschnappt wurde. Anschließend saß sie wegen schwerer Körperverletzung drei Jahre in Hinseberg ein, wurde, wie es heißt, gründlich entgiftet entlassen und wanderte ziemlich unmittelbar danach nach Australien aus. Vor einem halben Jahr kam sie zurück. Vermutlich mit einem einzigen Ziel.«
    »Diesem«, nickte Kerstin Holm. »Genau diesem.«
    »Sie hat das ziemlich gut hingekriegt, das muss man zugeben«, sagte Arto Söderstedt. »Wenn sie Matilda und Alice hat, dann sind es jetzt acht Opfer. Die acht Finger.«
    »Aber inzwischen sind es neun«, sagte Sara Svenhagen. »Denkt an Johannes Åkerblom.«
    »Sogar zehn«, fügte Gunnar Nyberg hinzu. »Wir dürfen Rainer Kruse auf Guernsey nicht vergessen, der mit hoher Wahrscheinlichkeit auch tot ist. Gewalt funktioniert nie so, wie man es sich gedacht hat. Sie wird immer mehr.«
    »Nein«, sagte Lena Lindberg. »Es sind sechs. Es sind nur sechs. Nicht neun und nicht zehn. Die vier Frauen können noch da draußen sein, zwar mehr oder weniger schlimm zugerichtet, aber wir werden sie verdammt noch mal retten. Und es gibt nur einen Menschen, der weiß, wo wir sie finden können.«
    Aller Blicke richteten sich auf sie. Sie fühlte es. Sie schloss einen Moment die Augen, dann sagte sie: »Das ist doch reiner Exorzismus.«
    »Was?«, fragte Kerstin Holm.
    »Teufelsaustreibung«, sagte Lena Lindberg.
    »Ja, das Wort habe ich verstanden …«
    »Sie treibt die vier Teufel aus dem Körper, aus dem System aus. Sie hatte nichts dagegen, Joakim Bergsten dafür ans Messer zu liefern, aber hinter dem war sie nicht her – er gehört trotz allem zur gleichen Kategorie wie sie selbst. Sie kam aus Australien zurück, fand heraus, wo Jocke lebte, bekam eine Wohnung zur Untermiete unmittelbar daneben und bediente sich seines drahtlosen Breitbands, um ihren höllischen Plan auszuhecken. Aber der Plan bestand darin, die vier kleinen Teufel aus ihrem für immer besudelten Körper zu vertreiben, und dazu machte sie sich den anorektischen Trieb der Frauen zunutze, via ›thinspiration‹. Aber alles zielt darauf ab, den Teufel da auszutreiben, wo alles geschehen war.«
    »In der Lagerhalle in Väsby.« Kerstin Holm nickte.
    »Und der Einzige, der weiß, wo die steht …«, sagte Arto Söderstedt.
    »… ist Joakim Bergsten«, ergänzte Lena Lindberg.
    Das Tempo, mit dem sie die Treppe hinunterliefen, war entschieden stürmischer als das auf dem Weg hinauf.
    »Sorgt jetzt verdammt noch mal dafür, dass er nicht aus dem Haus geht«, sagte Nyberg. »Nicht dass Ulla-Scheiß-Tiina-Spinroth-Johansson vor uns da ist und ihn einsackt.«
    Kerstin Holm telefonierte, während sie zu Arto Söderstedts halb verrostetem altem Minibus liefen, der neben dem immer noch irritierend leeren Parkplatz von Ulla Johanssons Van geparkt war. Sie waren schon auf der E 4, wieder mit Gunnar Nyberg am Steuer, als Kerstin das Handy einsteckte und sagte: »Doch, Jocke Bergsten ist noch da. Eine Streife bringt ihn im Eiltempo zur Ausfahrt Hornsberg. Du hast doch Blaulicht dabei, Arto?«
    »Blaulicht?«, fragte Arto. »So was habe ich mein Lebtag noch nicht benutzt.«
    »Das ist so einer der Gründe, warum sie uns ans Leder wollen«,

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