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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Vergleichsmaterial die DNA-Spuren zu identifizieren, wie im Fall von Lisa Jakobsson.«
    »Okay, dann erst mal danke«, sagte Lena Lindberg und verließ die beiden Männer in dem beklemmenden Obduktionssaal der Staatlichen Gerichtsmedizinischen Abteilung in Solna.
    Auf dem Weg zu ihrem Auto wählte sie eine Nummer. Als sie sich in ihren Wagen setzte, um auf direktem Weg ins Präsidium zurückzufahren, meldete sich jemand am anderen Ende der Leitung.
    »Sara.«
    »Ich glaube, wir haben eines der ersten beiden Opfer identifiziert«, sagte Lena. »Und jetzt ist es wirklich ein Mordfall. Sie ist nämlich tot, Åsa Karlsson.«
    »Der Mittsommermord?«, stieß Sara Svenhagen am anderen Ende der Stadt aus.
    »Der Freund ist wahrscheinlich unschuldig«, sagte Lena. »Hast du etwas gefunden?«
    »Nicht so viel wie du.«
    »Dank nicht mir, sondern deinem Vater.«
    »Nie im Leben«, sagte Sara und fuhr fort: »Aber ein bisschen bin ich auch weitergekommen. Mit dieser Finanzverwaltungsfirma auf Guernsey, wenn du dich erinnerst. Rainer Kruse, der Besitzer der Wohnung, hat jeden Monat siebzehntausend Kronen Miete erhalten. Bar und ganz regelmäßig seit Mai am 25. jedes Monats einbezahlt.«
    »Also erst vor ein paar Tagen?«
    »Am Freitag. Und außerdem immer in der Filiale der Handelsbank am Norra Bantorget, in der Vasagatan 11.«
    »Überwachungskameras?«
    »Sollte es geben. Ich bin schon auf dem Weg dahin. Gehe gerade über die Barnhusbro.«
    »Dann übernehme ich im Präsidium. Kannst du mit deinem zweiten Handy die Nummer des Kollegen herausfinden, der die Ermittlung im Mittsommermordfall geleitet hat?«
    »Eine Sekunde«, sagte Sara Svenhagen, und Lena hörte ein unklares Gemurmel, bis Sara sich wieder meldete und sagte: »Kommissarin Laila Hyllfors.«
    »Auweia«, sagte Lena.
    »So schlimm?«
    »Schlimmer. Sie war diejenige in meinem Jahrgang auf der Polizeihochschule, auf der alle rumgehackt haben. Ich hätte sie schwesterlich verteidigen sollen …«
    »Aber das hast du nicht getan?«
    »Nicht direkt«, sagte Lena, und aus ihrer Stimme war die Scham darüber deutlich herauszuhören.
    »Viel Glück«, sagte Sara und lächelte ins Handy. Dann blickte sie von der Barnhusbro über Klara Strand. Sie hatte beschlossen, zu Fuß zu gehen, weil die Strecke vom Präsidium nach Norra Bantorget nicht besonders abschreckend war. Leider hatte sie ein gespaltenes Verhältnis zu Stockholms zahlreichen Brücken. Sie wollte es nicht geradeheraus als Schwindelgefühl bezeichnen – auch wenn ein Arzt dies mit Sicherheit getan hätte –, aber auf den Brücken der Stadt überkam sie stets ein gewisser Selbstzweifel. Die Geländer waren so niedrig, eine Sekunde der Unachtsamkeit reichte aus, um hinunterzustürzen, einem sicheren Tod entgegen. Und diese Sekunden fürchtete sie am meisten – den plötzlichen Verlust des Selbsterhaltungstriebs. Eine schicksalhafte Sekunde ohne Über-Ich, und alles wäre vorbei. Wirklich alles.
    Aber diesmal war es anders. Vor ihr lag eines der hässlichsten Panoramen Stockholms, und sie empfand das vage Gefühl von Schönheit. Und dann begriff sie, warum. Die Einsicht kam ihr zugeflogen und legte sich wie eine warme, weiche Decke über sie. Sie lächelte, strich langsam über die deutliche Rundung ihres Bauchs und ging weiter.
    Die Filiale der Handelsbank in der Vasagatan 11 lag an Norra Bantorget. Und natürlich hingen Überwachungskameras unter der Decke.
    Sara drang rasch zum Filialleiter vor und saß zu ihrer eigenen Verwunderung nur zehn Minuten später mit einem Stapel exakt gekennzeichneter Überwachungsfilme allein in einem Hinterzimmer.
    Genauer gesagt: Überwachungsdateien.
    Dem Bankauszug zufolge war die Einzahlung an Rainer Kruse in Guernsey am Freitag, dem 25. August, um 14.21 Uhr registriert worden. Es gelang ihr, sich bis 14.15 Uhr vorzuarbeiten. Dort hielt sie den Film an und betrachtete die Szene. Es waren nur drei, vier Kunden in der Bank. Sie ließ den Film weiterlaufen, und nach einer Minute ging die Tür auf.
    Und Johannes Åkerblom betrat die Bank.
    Sara seufzte laut und rief ihren Mann an.
    Jorge Chavez studierte gerade eine lange Liste mit Autokennzeichen, als das Telefon klingelte. Seit einiger Zeit hatte der Blick eines großen Mannes auf ihm geruht. Der Lange sagte, ohne den Blick von ihm abzuwenden: »Dein Handy klingelt.«
    »Deine Wahrnehmungsfähigkeit ist umwerfend«, gab Chavez zurück.
    »Wenn du keine Lust hast zu tun, was wir tun sollen, kannst du genauso gut mit deiner Frau

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