Bußestunde
sprechen«, sagte Anderson.
»Woher weißt du, dass es meine Frau ist?«
»Es ist ihr Klingelton.«
Stirnrunzelnd betrachtete Chavez seinen Partner. Dann meldete er sich.
»Ich will dich nur an das erinnern, worüber wir heute Morgen geredet haben«, sagte Sara Svenhagen.
»Sieh einmal an«, sagte Chavez.
»Weil mir klar ist, dass du nicht zugehört hast, sage ich es noch einmal. Heute ist Putztag in der Kita.«
»Sieh einmal an.«
»Was bedeutet, dass Isabel spätestens um drei Uhr abgeholt werden muss.«
»Danke für die Information.«
»Und du denkst sicher daran?«
»Jaja. Was machst du gerade?«
»Ich sitze in der Filiale der Handelsbank in der Vasagatan 11. Leider war es kein anderer als Johannes Åkerblom, der die Miete für die Wohnung in der Jungfrugatan eingezahlt hat.«
»Mist«, sagte Chavez. »Den haben wir ja sozusagen schon.«
»Und wie läuft es bei euch?«
»Ich lese Autokennzeichen«, sagte Chavez wahrheitsgemäß.
»Wolltet ihr nicht eine Homepage abchecken?«
»Ich weiß, dass die Antwort hier liegt. Zwischen diesen Nummern.«
»Aber die Überfälle an den Geldautomaten sind doch an die Polizei Stockholm übergeben worden?«
»Davon faseln alle um mich herum.«
»Vermutlich, weil es stimmt.«
»Ich kann einen Fall nicht einfach so abgeben. Tut mir leid, aber so bin ich nicht gebaut.«
»Aber ein Serienmord ist doch wohl spannender als ein Raubüberfall?«
»Vielleicht. Vielleicht nicht.«
Jon Anderson spürte schließlich, dass er diesem anregenden Wortwechsel ein Ende machen musste, bevor er wahnsinnig wurde und mit einer Axt oder dergleichen, eventuell einem Eispickel, auf seine nähere Umgebung losging. »Ich glaube, wir müssen weitermachen«, sagte er beherrscht.
Sara nutzte die Gelegenheit, um aus der Leitung zu verschwinden.
Jorge Chavez starrte einen Moment den Hörer an und sagte dann: »Drei der gestohlenen Kennzeichen sind bei der Polizei nicht als gestohlen gemeldet worden. In einem der Fälle gibt es dafür einen einleuchtenden Grund. Die Besitzer waren nämlich gerade damit beschäftigt, beim Elektrogroßmarkt Elgiganten in Ulvsunda einzubrechen. In den beiden anderen Fällen gibt es keinen Grund.«
»Das klärt sich bestimmt auf«, sagte Jon Anderson desinteressiert. »Willst du jetzt etwas über die Homepage unseres Serienmörders wissen, oder hältst du das für eine überflüssige Information?«
»Du bist so pflichtbewusst und untadelig.«
»Hör jetzt genau zu. Die Domain ›www.thinspiration.se‹ wurde im Mai eingerichtet. Die IP-Adresse, von der die Homepage ins Netz gestellt wurde, haben wir bald; was wir jetzt schon haben, ist die Anzahl der Besucher auf der Seite. Außerdem wissen wir, wie viele sich per E-Mail-Formular auf der Homepage gemeldet haben. Und wir haben sämtliche Anfragen von Interessenten. Außerdem haben wir eine Reihe von Antwortmails, möglicherweise sämtliche, weil die Webmail-Seite nicht benutzt worden zu sein scheint. Dann bleibt nämlich alles im Postfach liegen, zumindest so lange, bis es voll ist.«
»Es fällt mir schwer, das zu glauben«, sagte Chavez.
»Was?«
»Wir reden von der Person, die Paul Hjelms Tochter angelockt und sie mit einem hämischen Gruß zu vier schockierten Polizisten in die Wohnung geschickt hat. Wenn die fragliche Person so viele Sachen hinterlassen hat, dann ist das bewusst geschehen, darauf würde ich wetten.«
Jon Anderson betrachtete seinen Kollegen, als habe er vorübergehend vergessen, wer er war, und als fiele es ihm jetzt wieder ein. »Dennoch kann er oder sie einen Fehler gemacht haben.«
»Sicher«, sagte Chavez wenig überzeugt. »Aber hör mal zu. Wie lange geht das jetzt?«
»Die Wohnung ist Anfang Mai gemietet worden.«
»Und jetzt haben wir Ende August. Das ist ein Sommer, wenn auch äußerst zielbewusst genutzt. Wir haben es mit einer Überwachungskamera an der Hausfassade zu tun. Er – ich werde von jetzt an er sagen – verlässt die Wohnung schnell und elegant, als er von dem Spürsender im Arm reden hört. Wahrscheinlich hat er zwei lebende Gefangene bei sich, die beide gefoltert worden sind, und einer von beiden fehlt ein Arm. Das ist kein Amateur.«
»Aber es gibt Fehler«, beharrte Jon Anderson. »Wir haben ja den Inhaber eines Videoverleihs, der alles gefilmt hat. Diese Person – ich würde gern die Frage sie oder er, Mann oder Frau offenhalten – tut sich mit einem Sonderling namens Johannes Åkerblom zusammen und lässt ihn die Laufarbeit machen. Sie/er lässt
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