Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
Hundertkronenscheine, ohne ihr Gesicht zu zeigen. Die Hand des Bankangestellten schnappte das Geldscheinbündel und verschwand. Da hob die seltsame Erscheinung langsam den Blick. Schließlich starrte sie direkt in die Überwachungskamera.
    Hier hielt Sara das Bild an.
    »Ja, meine Freunde, das ist sie.«
    Eine ganze Weile betrachtete die A-Gruppe das seltsam geschminkte Frauengesicht.
    »Muss das die Spinroth selbst sein?«, fragte Chavez. »Sie hat bei anderen Einzahlungen in derselben Bank Handlanger benutzt. Ist das hier nicht auch ein angeheuerter Kasper? Guckt euch mal den Blick an. Sie weiß, dass sie gefilmt wird. Sie erlaubt sich einen Spaß mit uns. Sie nahm die schlimmste Verrückte, die sie auf der Straße finden konnte, und heuerte sie an. Und gab ihr Anweisungen, wie sie sich vor der Kamera verhalten sollte.«
    »Natürlich kann es so sein«, räumte Sara Svenhagen ein. »Aber unsere Diskussionen gestern führten zu dem Ergebnis, dass sie es trotz allem selbst ist. Aber gucken wir erst zu Ende.«
    Der Film an der Wand lief weiter. Die Frau hob langsam beide Hände zur Kamera. Die Hände waren zur Faust geballt. Aber dann ließ sie einen Finger nach dem anderen aus der Faust schnellen, als ob sie zählte.
    Am Ende hielt sie beide Hände hoch, acht Finger waren gespreizt, und sie hob sie demonstrativ in die Kamera und grinste breit. Der Bankangestellte kehrte zurück, gab ihr eine Quittung, und sie verschwand.
    »Das war’s«, sagte Sara Svenhagen.
    »Wie habt ihr denn gestern Abend argumentiert?«, fragte Kerstin Holm. »Warum ist dies die richtige Tiina Spinroth?«
    »Sie mietet die Wohnung in der Jungfrugatan erst seit zwölf Tagen. Möglicherweise hat sie Johannes Åkerblom schon getroffen, aber sie hat ihn noch nicht um den Finger gewickelt. Und sie tut den Teufel und sammelt sich jemand auf der Straße auf. Sie will keine Zeugen. Denkt an Johannes’ Schicksal. Nein, das hier macht sie selbst. Aber sie verkleidet sich.«
    »Nein, das ist ein Mann, verdammt«, sagte Gunnar Nyberg und zeigte auf die inzwischen leere Wand.
    »Darauf kommen wir jetzt«, sagte Sara Svenhagen. »Ist dies ein Mann in seltsamen Frauenkleidern oder eine Frau in seltsamen Frauenkleidern?«
    »Lass es noch mal laufen«, sagte Arto Söderstedt.
    So geschah es. Die Sequenz wurde wiederholt, verschiedentlich wurde das Bild angehalten. Es war ausgesprochen schwer zu entscheiden, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte.
    »Falls es eine Frau ist, dann ist sie verdammt groß«, sagte Nyberg.
    »Kommen dir jetzt Bedenken?«, fragte Chavez.
    »Ja, verflucht, was weiß ich«, sagte Nyberg. »Es ist nicht zu entscheiden, das da ist ein Neutrum.«
    »Ich habe ja in meinem Leben schon einige Transvestiten gesehen«, sagte Jon Anderson. »Und in der Regel habe ich ein gutes Gespür für Geschlechtszugehörigkeit und so. Aber ich weiß wirklich nicht. Es kann sehr gut ein Transvestit sein. Ein miserabler Transvestit.«
    »Und wenn es eine Frau ist«, sagte Gunnar Nyberg, »was kann man dann über sie sagen, außer dass sie groß ist?«
    »Dass sie versucht, uns glauben zu machen, sie sei ein Mann«, sagte Lena Lindberg. »Sie überschminkt ihre Weiblichkeit. Paradoxerweise.«
    »Ich fürchte, wir müssen diese Entscheidung aufschieben«, befand Kerstin Holm. »Habt ihr mit dem Bankangestellten gesprochen?«
    »Ja«, sagte Sara Svenhagen. »Aber der konnte nichts beisteuern. Leider.«
    »Schade. Was haben wir denn noch?«
    »Die Finger«, sagte Sara. »Sie zeigt acht Finger, einen nach dem anderen. Was bedeutet das? Acht Opfer? Bisher? Oder ist das ihre Zielsetzung?«
    »Das ist wohl der Hauptgrund dafür, dass wir zu der Ansicht gekommen sind, dies sei die wirkliche Tiina Spinroth«, meldete sich nun Lena Lindberg zu Wort. »Sie lässt uns eine Mitteilung zukommen. Zu diesem Zeitpunkt hat sie – also unseres Wissens – noch keine einzige Frau gekidnappt, denn die erste, Åsa Karlsson, ist erst Anfang Juni fällig. Schon hier sind ihre Pläne klar. Oder sie hat, wie gesagt, schon acht ermordet. Irgendwo anders …«
    »Portugal?«, schlug Arto Söderstedt vor. »Gibt es eine solche Verbindung?«
    »Wohl kaum«, sagte Kerstin Holm. »Es ist nur eine von fünf.«
    »Fünf, ja«, sagte Jorge Chavez. »Fünf mit Tova Hjelm. War sie eine von den geplanten acht? Richtet sich das hier gegen Paul? Gegen uns? Gegen die Polizei?«
    »Kann man es nicht auch umgekehrt sehen?«, überlegte Sara Svenhagen laut. »Dass sie Tova zu uns

Weitere Kostenlose Bücher