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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Söderstedt und wühlte in seinem grässlichen Papierhaufen. »Wann hatte sie Handykontakt mit Tiina Spinroth? Diesen Monat, nicht wahr? Ja, am 12. August. Thiago hat gut zwei Wochen gebraucht, um sie zu finden.«
    »Und es hat zwei Wochen gedauert, bis Armanda Carneiro Tiina Spinroth enthüllt hat, dass sie einen Chip hatte«, sagte Sara Svenhagen.
    »Das war, als sie aufgegeben hat.« Söderstedt nickte. »Die ganze Zeit lebte sie im Glauben, dass jemand käme, um sie zu befreien. Die tägliche Tortur ließ ihre Hoffnung schrumpfen. Schließlich sagte sie es, sie zog ihren letzten Trumpf. Und bekam den Arm abgetrennt. Vielleicht hatte sie geglaubt, Spinroth würde sie laufen lassen, wenn sie von dem Spürsender hörte. Zu diesem Zeitpunkt hätte sie allerdings wissen müssen, mit wem sie es zu tun hatte.«
    »Ich verstehe trotzdem nicht, was sie in Schweden macht«, sagte Kerstin Holm. »War sie wirklich auf der Flucht vor dem Syndikat?«
    »Sie hätte demnach Schwedisch sprechen müssen«, sagte Jon Anderson. »Sonst hätte sie die Homepage nicht lesen können. Es gibt keine englische Version von www.thinspiration.se.«
    »Jedenfalls nicht, soweit uns bekannt ist«, fügte Jorge Chavez hinzu.
    »Ziehen sie ihnen die Gesichtshaut ab?«, fragte Gunnar Nyberg unvermittelt.
    »Während die Opfer noch leben«, antwortete Söderstedt. »Ich habe Bilder. Möchtest du sie sehen?«
    »Nicht unbedingt«, sagte Nyberg. »Es hört sich ja so an, als würden sie gern richtig zulangen, unsere Erinnyen. Das kennen wir doch.«
    »Zuletzt haben sie Leute mit schierem Schmerz getötet«, sagte Söderstedt. »Also warum nicht?«
    »Und das meintest du also, als du sagtest, dass sich zwei Fälle überkreuzten?«, fragte Kerstin Holm.
    »Ja. Zufällig wählt Tiina Spinroth eine Prostituierte dieses Syndikats als Opfer. Sie ist anorektisch und ging ihr aus eigenen Stücken ins Netz. Wie all die anderen. Sobald sie erfährt, dass Armanda Carneiro einen Spürsender in den Arm eingepflanzt hat, wie wahrscheinlich sämtliche anderen Prostituierten des Syndikats, schneidet sie den Arm ab und verlässt die Wohnung. Die Polizei taucht ungefähr gleichzeitig mit dem Berufskiller auf, doch da hat Spinroth schon ihre Siebensachen gepackt und sich in Luft aufgelöst. Sie begreift, dass mit diesen Burschen nicht zu spaßen ist und dass die Bande zu diesem Zeitpunkt ihre spezialdesignte Hure bereits aufgespürt hat. In einer Art äußerst rationaler Panik verlässt sie die Wohnung. Doch zuerst putzt sie sie professionell. Vielleicht tötete sie da ihre Opfer. Vielleicht leben sie noch. Aber wie sie zwei lebende Folteropfer aus einer Wohnung in der Innenstadt heraustransportiert haben sollte, bleibt ein Rätsel. Wie ist das möglich?«
    »Sie sind betäubt«, sagte Sara Svenhagen. »In dem Blut auf dem Arbeitstisch ist ja eine Menge Schlafmittel gefunden worden.«
    »Fast noch schlimmer«, entgegnete Söderstedt. »Wie kriegt sie sie raus? Leichen kann man immerhin zerteilen und die Stücke wegbringen.«
    »Was für ein geschmackvolles Gespräch«, sagte Jorge Chavez.
    »Es ist leider keine geschmackvolle Welt«, erwiderte Söderstedt.
    »Sie ist stark«, sagte Svenhagen. »Sie betäubt sie und trägt sie in Koffern aus dem Haus.«
    »Woher weißt du, dass sie stark ist?«
    Sara Svenhagen, die auf dem Podium neben Kerstin Holm am Katheder stand, wandte sich wieder dem Computer zu und klickte mit der Maus. Das Bild der schönheitsoperierten Armanda Carneiro wurde von einem Bild aus dem Inneren einer Bank abgelöst. Eine ältere Dame verschwand gerade nach links aus dem Bild. Die Hand des Bankangestellten lag auf dem Knopf, mit dem die Nummer des nächsten Kunden aufgerufen wurde, und ein Bein am oberen Rand war auf dem Weg ins Bild. Es war ein Frauenbein, dessen Fuß in einem seltsam rosafarbenen, hochhackigen Schuh steckte.
    Sara zeigte auf das Bein und erklärte: »Dies ist Tiina Spinroths Bein. Sie ist gerade auf dem Weg zum Schalter, um die Rechnungen für ihre Domain, den Speicherplatz und die Zeitschriftenannonce zu bezahlen. Bitte, meine Damen und Herren, so sieht sie aus.«
    »Das ist also eine sie ?«, platzte Jorge Chavez heraus.
    »Das haben Lena und ich uns eigentlich den ganzen gestrigen Tag gefragt. Guckt selbst.«
    Der Film lief an. Die große, eigentümlich gekleidete Frau trat mit all ihren kräftigen Rosatönen, dem komischen rosa Tüllrock und der üppigen gelben Lockenfrisur ins Bild. Sie zählte eine Weile die

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