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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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wie diese Hochglanzzeitschrift hieß.
    »Wieso schließen Sie eigentlich abends nicht die Haustür ab?«, wollte Elias wissen.
    »Auch Ihnen einen schönen Tag«, erwiderte Gitta spitz und erhob sich von ihrem blumengemusterten Sofa, um ihm einen Stuhl anzubieten. »Und ich schließe natürlich ab, aber leider ist es so, dass meine Schwester die Tür ebenfalls benutzt und nicht sehr aufmerksam ist, was das Abschließen angeht!«
    Schön, das konnte man sich vorstellen. Wahrscheinlich war das Abschließen eines dieser ewigen Themen, die es in jeder Familie gibt. Gitta hatte verheulte Augen und ordentlich Wut im Bauch. Sie ging hinüber in die Küche, und er sah, wie sie in einem Emaillekessel Wasser aufsetzte.
    Er folgte ihr. »Es ist so«, sagte er, »dass wir Ihnen die Sache mit dem Besuch bei den Futtermittellieferanten nicht glauben. Über Ostern arbeitet niemand aus der Branche.«
    Gitta nahm sich eine Keramikdose und schüttete Blüten in ein Sieb. Ihre Hände zitterten.
    »Sie müssten uns schon ein bisschen genauer erklären, bei wem sie von Donnerstag bis Montag …«
    »Scheiße!«, schrie sie und ließ das Sieb fallen, sodass die vertrockneten Blüten über die Tischplatte kullerten. »Denken Sie etwa, dass ich die Steffi habe verschwinden lassen? Denken Sie, ich hab ihr was angetan?«
    Elias zeigte eine undurchdringliche Miene.
    »Das ist doch unglaublich! Sie … Sie verschwenden Ihre Zeit mit absurden Verdächtigungen, während …« Gitta brach in Tränen aus. »Gott, ist Ihnen das gar nicht klar? Ein Mensch löst sich nicht einfach in Luft auf. In diesem Moment, gerade jetzt, wo wir hier stehen, ist Steffi irgendwo. Und zwar ganz real!« Sie fuchtelte mit der Faust vor seinen Augen. »Das hier ist die Hand von Steffi, mit ihren angekauten Fingernägeln, die sie verdammt noch mal nie sauber halten konnte. Und diese Hand ist vielleicht nur hundert Meter weg. Oder zehn Kilometer. Oder tausend Kilometer. Aber irgendwo ist sie. Und auch Steffis Haare mit den bescheuerten Spangen. Und ihre verdammte rote Jeans und der Elefant, an dem sie immer kaut. Irgendwo sind diese Sachen. Und Steffi mit ihnen. Ganz real! Es geht nicht nur um einen Fall. Ich glaube, das kapiert ihr gar nicht!«
    Sie wandte sich mit einer verzweifelten Drehung ab, wischte die Blüten vom Tisch in ihre Hand, schüttete sie ins Sieb zurück und goss Wasser darüber. Dann kehrten sie in die Stube zurück, wo Gitta zierliche Tassen aus einem Schrank holte und auf dem Tisch verteilte. Ein Kännchen mit Sahne. Die Zuckerstückchen. Das Übliche. Sie schenkte ihm ein.
    »Ich weiß, dass Steffi irgendwo ist«, sagte Elias.
    »Ja, und Sie müssen mich natürlich nach meinem Alibi fragen«, sagte Gitta müde, während sie sich aufs Sofa setzte und die Beine anzog. »Mögen Sie den Tee nicht?«
    »Doch«, log er.
    »Kennen Sie Herzpartner ?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Das ist ein Internetportal, in dem man Leute kennenlernt.«
    »Hab ich von gehört, ja.«
    »Ich hab mir das mal angesehen. Was soll’s. Hier auf dem Land ist es ja fast unmöglich, jemandem einfach so zu begegnen.«
    In der Stadt auch, hätte Elias gern gesagt, behielt es aber für sich.
    »Hartmut ist wirklich Futtermittellieferant.«
    »Sie haben ihn also bei diesem Herzdings gefunden und aufgesucht?«
    Gitta nickte. »Eigentlich habe ich gedacht: Ist doch alles Mist. Blödes Mannsvolk, immer auf dem Sprung in die Kiste … egal. Ich hatte mich ja auch schon abgefunden, dass ich allein bleib. Aber mit Hartmut bin ich übers Portal ins Gespräch gekommen, und er war ganz anders als gedacht, und irgendwie hat es ausgesehen … Wir hatten die gleichen Interessen und so …« Sie starrte vor sich hin, blass, mit roten Flecken im Gesicht. »Dann hat er mich über Ostern eingeladen, und ich hab gedacht: Verdammt, so was muss doch mal drin sein. Einmal in meinem Leben muss ich doch für ein paar Tage fortkönnen, ohne dass gleich die Welt untergeht. Vielleicht ist es die Chance meines Lebens, hab ich gedacht. Vielleicht ändert sich alles und wird gut und … Aber das verstehen Sie natürlich nicht.«
    Doch, irgendwie schon.
    »Also habe ich meiner Familie gesagt, ich muss einen Lieferanten aufsuchen.«
    »Warum sind Sie nicht einfach mit der Wahrheit rausgerückt?«, fragte Elias.
    Gitta lachte bitter auf, und er dachte an seine Mutter und fand seine Frage selbst dämlich.
    Sie holte sich ihre Tasse heran, umfasste sie mit beiden Händen und nippte am Tee. »Wenn Sie zu Hartmut gehen

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