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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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und ihn verhören, ist alles kaputt.«
    »Warum?«
    »Würden Sie mit jemandem eine Beziehung anfangen, für den sich die Polizei interessiert?«
    Tja. Gitta besaß sein Mitgefühl, aber leider hatte ihre Aussage nur unterstrichen, was sich schon vorher angedeutet hatte – dass sie nämlich ein Motiv par excellence besaß: die Einschränkung des eigenen Lebens durch die Familie. Da konnte es schon mal zu einer Kurzschlusshandlung kommen. Und gerade deshalb war es wichtig, sie so rasch wie möglich aus dem Kreis der Verdächtigen auszuschließen. »Ich werde mit Fingerspitzengefühl vorgehen«, versprach er.
    Gitta brach in Gelächter aus.
    Der Futtermittellieferant hieß Hartmut Galgenvogel – Nomen muss nicht Omen sein, dachte sich Elias – und wohnte in Bremen. Wie erwartet war er einigermaßen erstaunt über den Besuch von der Polizei. Er ließ sich von Elias den Ausweis zeigen, tat, als würde er ihn prüfen, und bat ihn dann in ein vollgequalmtes Wohnzimmer. Hatte Gitta etwas angestellt?
    »Nein«, sagte Elias und brachte die üblichen Sätze von wegen »nur eine Zeugin«vor, die niemand glaubte, weil man ja aus dem Fernsehen wusste, was in Wirklichkeit ablief.
    Tja, sagte der Galgenvogel, Gitta sei bei ihm gewesen, das stimme. Über Ostern. Von Donnerstag bis Montag. Sei auch nett gewesen. Obwohl er sich was Jüngeres vorgestellt hatte, nach dem Foto zu urteilen. Aber da wurde wohl immer geflunkert. Er selbst ja auch. Hartmut Galgenvogel lachte dröhnend und schlug sich auf die Schenkel. Er hatte kleine, blitzende Schweinsäuglein, und Elias wünschte plötzlich, dass Gitta sich die Sache mit ihm noch einmal überlegen würde. Nicht dass es ihn etwas anging.
    »Könnte sie während dieser Tage womöglich mal ein paar Stunden fort gewesen sein?«, wollte er wissen.
    »Dann steht sie also doch unter Verdacht?« Der Galgenvogel drohte Elias schelmisch mit dem Finger. »Nee, Gitta war die ganze Zeit hier. Wir haben zum Einstand, also zum Lockerwerden, was gebechert. Richtig satt sogar. Ich hab gemerkt, dass sie gehemmt war. Und bei der Sache sollte schließlich für alle Beteiligten was rausspringen, versteh’n Sie schon, was?« Der Galgenvogel blinzelte ihm zu. »Aber danach war’n wir so breit, da ging erst mal gar nichts.«
    »War Frau Coordes auch breit?«
    »Klar. Also, das können Sie sich in die Akte tippen: Wir waren den ganzen Donnerstagabend zusammen zwecks Auflockerung, und Karfreitag ham wir erst mal von Alka-Seltzer gelebt, da ist sie auch nicht weg. Und ansonsten … Sie war von Donnerstag bis Montagabend hier.«
    Aber an die Nacht auf Freitag konnte der Galgenvogel sich so genau nicht mehr erinnern. An den Vormittag eigentlich auch nicht, wenn er drüber nachdachte. Elias musste es notieren, und er tat es ungern.
    Als er wieder im Auto saß, dachte er, dass es für Gitta, vorausgesetzt, sie hatte mit Steffis Tod nichts zu tun, ein Riesenglück sei, wenn es mit dem Galgenvogel nichts würde. Nur würde sie das sicher anders sehen. Er startete den Anlasser.
    »Glaubst du, sie würde von einem Rendezvous losdüsen – angeschickert und voller bester Hoffnungen –, um ihre Nichte um die Ecke zu bringen?«, fragte Elias, als er abends bei Olly in der Küche saß. Das machte doch keinen Sinn. Vor allem, da sie den Galgenvogel offenbar ins Herz geschlossen hatte und mit leuchtenden Augen in eine strahlende Zukunft blickte.
    Olly holte die lauwarmen Hamburger, die sie für sie beide zum Abendessen besorgt hatte, aus der Tüte. »Die menschliche Seele ist ein Abgrund, und irgendeine Leiche hat jeder von uns im Keller«, philosophierte sie. Sie deckte den Tisch, weil sie fand, dass man auch Fast Food manierlich zu sich nehmen sollte. Vielleicht dachte sie auch, es sei dann bekömmlicher.
    Als Elias gerade zwei Gläser zu den Tellern stellte, kam mit einem mordslauten Gegacker der Hahn durch die offene Terrassentür geflattert. Das Vieh hatte die Attacke minutiös geplant. Unter den Tisch hindurch, in die Senkrechte hinauf und dann im Sturzflug auf Elias hinab. Alles innerhalb von Sekunden. Er verfing sich in den dünnen Locken seines Opfers, und Elias spürte die Krallen durch seine Kopfhaut pflügen. Hektisch packte er das Vieh am Hals …
    »Nicht doch, nicht doch«, besänftigte Olly und befreite King Kong aus seinen Händen. Beruhigend strich sie über die bunten Federn. »Weißt du, er hat sich halt noch nicht an dich gewöhnt. Du solltest ihm ein Weilchen das Futter streuen, damit er Vertrauen zu

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