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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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in den Schönen Aussichten einzunehmen, wo die Fischgerichte phantastisch waren.
    »Ich bring erst noch meine Tasche hoch«, sagte Hedda. Und während die Männer ihr nachstarrten – sie hatte einen breiten Po, aber gar nicht hässlich in dem engen Rock –, begann so eine Art Small Talk.
    Elias, dessen Blick auf das sturmumtoste Schiff fiel, das in dem goldenen Rahmen vor ihm an der Wand prangte, fiel ein, dass er sich auch mal ein bisschen einbringen müsste, und murmelte: »Warum hat man eigentlich so einen hässlichen Ölschinken hier hingehängt?«
    Sie mussten dann ohne Ulf zu den Schönen Aussichten gehen, denn die Bemerkung über das Bild hatte aus den apfelsinengroßen Schneebällen eine Lawine gemacht. Aber Donnerwetter, was für eine! Ulf hatte das Bild vom Haken gerissen, dass der Putz rieselte, und rumgebrüllt und …
    Na ja.
    Als sie später am Tisch mit dem obligatorischen Blumensträußchen saßen, meinte Hedda, dass Elias taktmäßig vielleicht danebengelegen habe mit seiner Äußerung über den Ölschinken, vom Kunstverstand her aber voll ins Schwarze getroffen habe. Gischt und Sturm! So was malte Ulf, seit man denken konnte, und jeder von ihnen hatte schon eines der Gemälde zum Geburtstag bekommen. Nur gut, wenn wenigstens die PI wieder clean war.
    Koort-Eike wollte von Elias wissen, ob sie die Szene noch mal nachspielen könnten, weil er sie gern bei YouTube reingestellt hätte, er selbst würde auch die Rolle von Ulf übernehmen und …
    »Halt die Klappe«, sagte Harm.
    »Ist das privat gemeint oder eine Dienstanweisung?«, feixte Koort-Eike.
    Hedda grinste, und Harm rieb sich erschöpft die Augen. Saublöde Bande! Nur Sven machte ihm keinen Ärger. Der schlief schon wieder und musste für den Backfisch und das Dessert jeweils separat geweckt werden.
    »Ich würde gern versuchen, noch mal mit ihm zu reden«, sagte Elias, während er seine rote Grütze löffelte.
    Hedda runzelte die Stirn. »Mit Ulf? Bloß das nicht. Wenn der draufkommt, dass du ein schlechtes Gewissen hast …«
    »Nee, mit Opa Bartel«, sagte Elias. »Und vielleicht auch mit Boris.«
    So saß er am Nachmittag bei Gitta in der Wohnstube. Zu Oma Inse wollte sie ihn nicht lassen, weil die alte Dame einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte, als sie das mit der Schubkarre und Steffis Jacke erfahren hatte. »Ich habe ihr literweise Baldrian reingekippt, damit sie schlafen kann«, sagte Gitta und schenkte Elias einen Tee ein. Wo Boris steckte, wusste sie nicht. Wahrscheinlich stromerte der wieder rum.
    »Man glaubt ja gar nicht, dass ein Mensch fähig ist, einem anderen Menschen etwas richtig Grausames anzutun, hier bei uns, wo wir im Herbst mit Blumenzwiebeln Muster in den Vorgarten setzen und über Zahnseide mit oder ohne Wachs diskutieren«, sagte sie seltsam ruhig, als hätte sie ebenfalls literweise Baldrian intus. »Aber die Tiere waren wirklich an die Wand genagelt. Und Steffi ist auch wirklich verschwunden. In Italien ist das wohl gang und gäbe. Ich hab gelesen, die Mafia hat dort den kleinen Sohn eines Konkurrenten umgebracht und einbetoniert. Man muss sich wohl damit abfinden, dass auch Ostfriesland kein Hort der Seligkeit ist. In Wahrheit leben wir in einer Hölle. Alles nur übertüncht von angelernter Höflichkeit. Aber brüchig. Wie Eis. Wie sehr dünnes Eis …«
    »Legen Sie sich einen Moment hin«, schlug Elias vor, der befürchtete, dass sie vielleicht nicht völlig danebenliege mit ihrer Annahme. Er ging ins Erdgeschoss, um nach Opa Bartel zu sehen. Der lag auch ohne Baldrian in seinem Bett und starrte in den Garten. Er hielt die Fernbedienung in der Hand und schien den Fernseher selbst ausgeschaltet zu haben. Elias machte das Gerät wieder an, um zu sehen, was passierte. Opa Bartel schaltete den Fernseher erneut aus und blickte Elias fuchsig an. Irgendwas an Verstand war also vorhanden.
    »Herr Coordes«, sagte Elias, nachdem er sich einen Stuhl ans Bett gerückt hatte, »wir beide müssen uns unterhalten.«
    Opa Bartel wandte den Blick wieder zum Fenster. Elias bückte sich und schaute ebenfalls durch die quadratische, hübsch blank geputzte Scheibe. Opa Bartel hatte den Hühnerstall im Blick. Die Katze und der Hahn und das übrige Federvieh waren allerdings an der Rückseite des Stalls festgenagelt worden und deshalb von hier aus nicht zu sehen gewesen. Glück für Opa Bartel, aber Pech für die Kripo, für die er sonst womöglich ein Zeuge gewesen wäre.
    »Wenn ich Sie hier so liegen sehe«, sagte Elias,

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