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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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schlafen. Außerdem wundert man sich als Kind nicht, wenn Erwachsene sonderbare Dinge tun«, sagte Elias, um Boris zu verteidigen.
    Olly lehnte sich zurück und blickte auf einen Grenzstein, der nicht weit entfernt von ihren Gartenstühlen aus der Wiese ragte. King Kong war aus seiner Hundehütte gekommen und stolzierte provokant zum Stein, um sie von dort aus zu beäugen. Er gab ein hämisches Geräusch von sich, das todsicher für Elias bestimmt war.
    »Und wer hat die Karre nun geschoben?«, fragte Olly. »Das bucklige Männlein?«
    Elias zögerte mit der Antwort, weil er tatsächlich damit gerechnet hatte, dass Boris genau das berichten würde. Aber der Junge hatte Sören van Doom gesehen. So einfach war das. Und zugleich so kompliziert. Denn diese Zeugenaussage wog schwer. Aber das Motiv, das Gitta Sören unterstellte, war lächerlich und würde vor keinem Gericht standhalten. Man entführte doch kein Kind oder brachte es um, nur weil es mit einem Grundstückskauf nicht klappte! Andrerseits war da die Jacke in Sörens Karre und die Sache mit dem verweigerten Alibi.
    Elias rückte mit Sörens Namen heraus, und Olly sagte, wie er erwartet hatte: »Scheiße.«
    An diesem Abend kam sie, als sie ihren Schlummertrunk holen wollte, in einem Pyjama in die Küche. Was sie beim Kauf dieses Pyjamas nicht bedacht hatte: Der Stoff war … na, nicht gerade durchsichtig. Aber auch keine solide Baumwolle. Nee, wirklich nicht …
    Elias hatte sich gerade ein Brot mit Leberwurst bestrichen und mit Radieschen belegt und wollte hineinbeißen. Als er Olly erblickte, blieb ihm die Hand vor dem Mund stehen.
    »Was starrst du?«, fragte Olly und errötete, bückte sich aber trotzdem zum Kühlschrank, sodass ihr Hintern die Pyjamahose ausbeulte und ihr Vorderbau das Pyjamaoberteil. Mann! Elias beschwor sich, mit dem Starren aufzuhören, schaffte es aber nicht. Das Radieschen kullerte von der Leberwurst.
    Olly stand auf, ohne etwas in der Hand zu halten. »Keine Chance auf Schlaf in diesen schwülen Nächten«, seufzte sie und gähnte und räkelte sich ein bisschen, wobei das Pyjamaoberteil verrutschte und einen Teil ihres Bauches freigab, der flach und braun war.
    »Was?«, sagte Elias. Und dann: »Äh.« Ihm wurde heiß.
    Aber dann geschah plötzlich etwas Sonderbares. Ollys nettes Pferdegesicht begann zu verrutschen und nahm die Form von Jacqueline Sindermanns Gesicht an. Herzförmig, sommersprossig, niedlich. Das Gesicht von Jacqueline, die seine Tulpen verschmäht und ihn ausgelacht hatte. Es war in der ganzen Eisdiele zu hören gewesen, und Jürgen, der immer »Nasenpopler!«zu Elias gesagt hatte, war ebenfalls in Gelächter ausgebrochen, und dabei war ihm Schokoeis übers Kinn geronnen …
    Elias blinzelte und versuchte, die Erinnerung zu verscheuchen. Es gelang ihm auch weitgehend. Nur ihr Gelächter, das kriegte er nicht aus dem Kopf.
    »Ich geh dann mal«, sagte er, bückte sich nach dem Radieschen und floh in sein Zimmer.
    Harm hatte sein Team umsortiert. Ulf habe sich ein Zimmer mit Aussicht auf den Innenhof gewünscht, erklärte er, und deshalb habe er ihn zu sich ins Büro geholt. Dafür wechselte Sven hinüber zu Elias.
    Der neue Kollege nahm Ulfs Schreibtisch in Besitz, brühte sich einen Tee, gähnte herzhaft und erzählte, dass seine drei kleinen Mädchen Keuchhusten hätten. Lena und Sina nicht so schlimm, aber Dorothee – »die heißt so nach meiner Mutter, das musste eben sein« – kriegte sich kaum ein, trotz der Medizin und der feuchten Lappen, die überall auf den Heizungen verdunsteten. Sven legte sein Bein hoch, weil es wieder schmerzte, und starrte anschließend in die Luft. Boris hatte den Eindruck, dass er mittlerweile die Kunst beherrschte, mit offenen Augen zu schlafen. Er sprach ihn probeweise an, und als Sven nicht reagierte, ließ er ihn in Ruhe. Er weckte ihn auch nicht, als Harm sie in den Besprechungsraum rief.
    Ulf setzte sich demonstrativ auf den Stuhl, der dem von Elias diagonal gegenüberlag. Elias hätte ihm gern erklärt, dass er das mit dem Bild nicht persönlich gemeint hatte. Aber Hedda boxte ihn in die Rippen. »Zieh den Schwanz ein, und du wirst auf ewig sein Prügelknabe sein«, warnte sie. Sie roch angenehm nach einem frischen Limettenparfüm. Olly hatte auch gut gerochen, an dem Abend in der Küche. Aber eher zimtartig. O Mann …
    Jetzt kam sie gerade mit Harm und Jens Jensen ins Besprechungszimmer, würdigte ihn aber keines Blickes, was sich mit ihrem Verhalten am Morgen deckte, als

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