Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
türkischen Sauna. Ich hab keinen Bock mehr auf Arbeit.«
Klar. Hatte er auch nicht.
Hedda blickte sehnsüchtig die Straße hinab, die schnurgerade von Emden nach Aurich führte, wahrscheinlich direkt in die Sauna.
»Wo steckt Bärbel?«, fragte Elias.
»Hier jedenfalls nicht.«
»Alles hat mit dem buckligen Männlein angefangen. Bärbel sieht es, und Boris auch. Sie kommen in die PI und erstatten Anzeige, aber sie denken sich nichts Böses. Sie fühlen sich einfach nur gestört. Vielleicht sind sie ein bisschen erschrocken, weil sich jemand auf dem Hof rumtreibt, aber mehr nicht. Und dann verschwindet Steffi, und die Tiere werden an die Scheunenwand genagelt …«
»Das weiß ich doch alles«, muffelte Hedda.
»Und dann taucht das Männlein erneut auf, und Bärbel spricht mit ihm. Mitten in der Nacht. Was geht zwischen den beiden vor? Stellt sie den Mann zur Rede? Wird sie von ihm bedroht?«
Hedda seufzte.
»Warum nagelt jemand Tiere an eine Wand? Als Warnung? Ist es Psychoterror? Will er sagen: So ergeht es dir, wenn du redest?« Elias fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar. »Man stelle sich das vor: Bärbel weiß, wer ihre Tochter entführt hat, aber der Mann setzt sie so sehr unter Druck, dass sie den Mund hält. Vielleicht droht er damit, auch Boris etwas anzutun. Als Bärbel keinen Ausweg mehr sieht, haut sie ab.«
»Könnte sein.«
»Wenn es so wäre, bestünde eine Möglichkeit, dass Steffi noch lebt.«
»Und sich in der Hand eines Psychopathen befindet?« Hedda schien interessiert, ließ die Straße aber trotzdem nicht aus den Augen.
»Oder sie ist tot, und der Mörder will verhindern, dass Bärbel ihn verrät.«
»Warum hat er Bärbel dann nicht ebenfalls umgebracht, dein Psychopath, in der Nacht, in der er … Was hattest du da eigentlich zu suchen, Elias?«
»Was?«
»Auf dem Hof.«
»Nichts. War einfach nur ein Instinkt.«
»Ach nee, was?« Hedda wartete kurz, dann ging sie um das Auto herum. »Ist nicht meine Sache, was du in deiner Freizeit treibst«, sagte sie, »aber ich finde es schon gut, wenn man sich unter Kollegen vertraut. Wenn du was weißt, und du rückst damit nicht raus, gefällt mir das nicht.«
»Klar.«
»Es gibt mir ein beschissenes Gefühl.« Wieder wartete sie. Dann stieg sie ein.
Elias blickte ihr nach, als sie auf die Straße rausfuhr und die Leute beiseitehupte.
Hedda mochte recht haben, was Frau Sommer anging, aber ihm ließ die Sache trotzdem keine Ruhe, und so klingelte er ein weiteres Mal beim Seniorenheim. Die Pflegerin brachte ihn zu Bärbels Patentante. Dieses Mal direkt zum Stuhl, damit er sich nicht wieder irrte. Frau Sommer trug eine sportliche Frisur, war nett und bestens bei Verstand und erzählte Elias, weil Bärbel sie ja nicht besucht hatte, von ihrem Leben. Das war interessant, weil sie in einem Zoo das Raubtiergehege betreut hatte. Frau Sammers kam hinzu, und sie spielten ein paar Runden Mensch ärgere Dich nicht , wobei die Pflegerin, die Inka hieß, mitmachte. Elias hoffte die ganze Zeit, dass Bärbel plötzlich ins Zimmer platzen würde, aber sie ließ sich nicht blicken, und schließlich verabschiedete er sich.
»Bärbel ist nicht verkehrt«, sagte Frau Sommer, als sie ihm beim Abschied die Hand schüttelte. »In ihrem Kopf geht es drunter und drüber, aber sie hat ein gutes Herz. Nur schade, dass sie sich damals mit Hartmut eingelassen hat. Ich habe ihr gesagt: Bärbelchen, der ist nichts für dich – der nutzt dich aus. Aber sie hat sich nichts raten lassen wollen. Verliebt bis über beide Ohren. Und dann hat dieser Hartmut ihr Steffi angedreht, aber mit einer Beziehung wurde es natürlich trotzdem nichts. Ganze vier Tage hat die Geschichte gehalten. Oder vielmehr: Vier Nächte. Als er ging, hat das arme Mädchen sich die Augen aus dem Kopf geheult.«
»Herrgott, was sind wir für Idioten.«
»In der Liebe immer«, meinte Frau Sommer und nickte vielsagend.
»Nein, ich meine jetzt mich und meine Kollegen«, sagte Elias, während sich vor seinem inneren Auge Puzzleteilchen zusammenfügten. »Wir haben nicht aufgepasst!«
»So was kommt ja öfter vor«, erwiderte Frau Sommer höflich und begann die Spielsteinchen einzusortieren.
»Sie wissen nicht zufällig, wo dieser Hartmut wohnt und wie er mit Nachnamen heißt?«
»Ich hab ihn gar nicht kennengelernt. Nur durch das, was mir Bärbel erzählt hat, und das war wenig genug. Wahrscheinlich hat der Kerl ihr eingebläut, dass sie diskret sein soll, weil er sich denken konnte, was
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