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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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hatten sich ihm alle zugewandt. »Hauch mich mal an«, verlangte Ulf. Hedda kicherte. Harm schnallte sich ab, drehte sich um und sah ihm prüfend in die Augen.
    »Bärbel hat sich nachts um vier heimlichtuerisch mit dem buckligen Männlein unterhalten, das sie zuvor schon bei uns in der PI zur Anzeige gebracht hatte«, erklärte Elias. »Und jetzt ist sie fort. Und wir sollten deshalb das Männlein in unsere Ermittlungen mit einbeziehen.«
    Olly trommelte mit den Fingern auf ihrem Lenkrad. Um drei hatte sie Elias wegen King Kong aufgeweckt. Anschließend war er zum Coordes-Hof gefahren. Da zählte sie natürlich eins und eins zusammen. »Also hast du meinen Hahn …«
    »Moment mal«, fiel Harm ihr ins Wort. »Du willst uns gerade klarmachen, dass das beschissene Männlein wirklich existiert?«
    Elias nickte.
    »Du hast also«, führte Olly ihren Satz weiter, »meinen Hahn kaltschnäuzig …«
    »Ja.«
    »Schiet«, sagten Olly und Harm wie aus einem Mund.
    Bei Familie Coordes versuchten sie der Sache mit dem Männlein auf den Grund zu gehen. Zunächst wurde Oma Inse verhört. Sie war nicht bleich, sondern regelrecht farblos, fast durchsichtig. Beim Teekochen zitterte sie so heftig, dass sie das Teesieb fallen ließ. Der schwarze Krümelmatsch verteilte sich auf den Fliesen.
    »Boris ist sicher stromern, was?«, fragte Elias, um sie zu beruhigen. Er bückte sich und reichte ihr das Teesieb.
    Oma Inse ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Nee, in der Schule.«
    »Sind Sie da sicher?«, fragte Ulf listig, weil ja Sonntag war und er die Oma damit bei einer Falschaussage ertappt hatte.
    »Ist er doch immer um die Zeit«, sagte Oma Inse geistesabwesend. Als Elias sie auf den Wochentag aufmerksam machte, meinte sie, dann sei er wohl doch stromern. Gut.
    »Und Sie selbst? Haben Sie in der Nacht etwas Verdächtiges gehört oder gesehen?«, wollte Harm wissen.
    Oma Inse nickte. Sie hatte ein Geräusch gehört, und als sie rausgegangen war, hatte sie jemanden hinten in Richtung Garten stehen sehen, aber der war gleich wieder weg gewesen.
    »Circa eins fünfundsiebzig groß, spilleriges schwarzes Haar, unterdurchschnittlich intelligenter Gesichtsausdruck, möglicherweise in Begleitung eines Federviehs?«, wollte Olly wissen, aber dazu konnte Oma Inse nichts sagen, weil es zu dunkel gewesen war.
    »Eine weitere Person ist Ihnen aber nicht aufgefallen?«, fragte Harm. »Jemand, mit dem sich Bärbel unterhalten haben könnte?«
    »Vielleicht ist sie ja zu ihrer Patentante«, meinte Oma Inse, und ihre Miene heiterte sich plötzlich auf. »Da geht sie manchmal hin, zu Besuch, die beiden verstehen sich nämlich prima. Das könnte doch sein.«
    »Würde sie denn im Schlafanzug gehen?«, fragte Ulf so sarkastisch wie vorher Gitta.
    »Denken Sie etwa, dass ich sie so erzogen hab?«, fragte Oma Inse pikiert. » Natürlich hat sie sich erst angezogen!« Um es ihnen zu beweisen, nahm sie sie alle mit in Bärbels Wohnung, damit sie noch einmal deren Sachen durchschauten. Nur Elias blieb zurück. Er ging nach hinten in die Kammer, in der Opa Bartel mit seinem mächtigen weißhaarigen Schädel im Bett lag. Dort holte er sich einen Schemel, setzte sich zu ihm und sagte: »Manche sehen mehr, und manche sehen weniger, was?«
    Opa Bartel starrte auf den Fernseher. Es lief gerade eine Sendung über die Auswirkungen der Griechenlandkrise auf die privaten Lebens- und Rentenversicherungen in Deutschland. Elias nahm ihm die Fernbedienung weg und schaltete weiter, auf eine Sendung, in der ein paar Leute versuchten, sechsundsechzig Menschen aufzutreiben, die einen Dudelsack besaßen und darauf Ein bisschen Frieden spielen konnten. Einige standen schon bei der Moderatorin und bliesen mit dicken Backen ins Mundstück.
    Opa Bartel holte sich die Fernbedienung zurück und schaltete wieder zu Griechenland und den Rentenversicherungen. Elias wartete einen Moment, dann krallte er sich das Ding erneut. Und so ging es hin und her. Dudelsack … Griechenland … Dudelsack … Griechenland … Dudel…
    »Mensch, was machst du denn da?«, wollte Harm wissen, der plötzlich in der Tür stand. Er hielt sein Smartphone ans Ohr, weil er offenbar gerade versuchte, jemanden zu erreichen.
    Elias legte die Fernbedienung auf die Bettdecke. Er zog seinen gelben Haftklebezettelblock heraus und notierte Opa Bartels Namen und ein Ausrufezeichen. Das Ausrufezeichen sollte ihn daran erinnern, dass der Opa mehr Verstand und vor allem Willen besaß, als er glauben machen

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