Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
Wichtigste in meinem Leben. Ich glaube, das sieht er einfach nicht. Er sieht nur sich und mich als Paar. Nini soll am besten auf ein Internat oder sich sonst irgendwie unsichtbar machen. Ich meine, wenn er uns in den drei Jahren wirklich bei sich gewollt hätte, dann wären Nini und ich doch schon längst bei ihm auf dem Weingut, oder etwa nicht?«
»Hm, ich kann verstehen, dass du wütend auf ihn bist. Dass er so reagiert, hätte ich nicht gedacht. Aber vielleicht war er mit der Situation einfach überfordert. Schließlich hat er selbst keine Kinder. Ich glaube schon, dass er dich liebt, doch du darfst nicht vergessen, dass er ein Mann ist. Männern fehlt es manchmal extrem an Einfühlungsvermögen. Ihr solltet euch aussprechen, wenn er zurück ist. Sag ihm, dass dich das gestört hat. Nur dann kann er etwas ändern. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung. Man muss darüber reden, was einen stört, und darf nichts in sich hineinfressen. Sonst staut sich das auf, und irgendwann ist es zu spät.«
»Ich glaube fast, das ist es schon«, sage ich traurig. Denn im Augenblick denke ich eindeutig mehr an Christian als an den Mann, mit dem ich seit drei Jahren zusammen bin.
Als Eva sich verabschiedet, ist es schon ziemlich spät, und wir beide sind todmüde. Nini ist schon längst zu Hause und hört in ihrem Zimmer tieftraurige Songs.
»Denk noch mal über den Urlaub nach«, rät Eva, bevor sie mich herzlich umarmt.
»Das würde euch beiden guttun. Ach, übrigens, kann ich ein paar Zeitschriften mitnehmen? Für meine Kundinnen und fürs Strandbad«, fragt sie, als sie an unserem kleinen Couchtisch vorbeikommt.
»Klar. Und nochmals tausend Dank für deine Hilfe und für deine wunderschönen Geschenke. Du solltest doch kein Geld für uns ausgeben …« So ganz gerade bekomme ich die Sätze nicht mehr heraus.
»Hab ich gerne gemacht für euch. Tschüss und bis bald. Ich drück dir die Daumen für deinen Kredit.«
Kapitel 19
London calling
Als ich im Bad die Zähne putze, denke ich noch einmal in Ruhe über Evas Worte nach. Es wäre sicher gut für Nini, wenn sie ein bisschen vom Bodensee wegkäme, wo sie im Moment einfach alles an Marcus erinnert. Er hält sich ja in Australien auf und hat im Moment sicher genug Abwechslung. Angeblich hat er Nini ein paar SMS geschickt, die sie allesamt ignoriert hat. Bis auf eine, in der er nachfragte, ›ob sie denn jetzt schwanger sei‹, und die sie mit einem einzigen Wort, nämlich ›nein‹, beantwortete. Auf jeden Fall ist sie immer noch traurig, und ich kann das kaum mit ansehen. Aber ich habe schon eine Idee, wie ich sie auf andere Gedanken bringen kann. Gleich morgen werde ich bei meiner Freundin Carol, die ja gleichzeitig ihre Patentante ist, anrufen und von Ninis Kummer erzählen. Bestimmt lädt sie uns für ein paar Tage nach London ein. Da ich sie schon lange nicht mehr besucht habe, würde ich mich auch riesig freuen, sie wiederzusehen, ganz zu schweigen von der Traumstadt London, die ich schon immer geliebt habe. Außerdem ist Carol eine erfolgreiche Innenarchitektin und kann mir bestimmt viele Tipps für die ›Butterblume‹ geben. Und die Flüge nach London sind nun wirklich nicht mehr teuer. Bei dem Gedanken daran, Nini eine Freude zu machen und Carol wiederzusehen, wird mir ganz warm ums Herz.
Als ich endlich in meinem kuscheligen Bett liege, erinnere ich mich wieder an die Nacht in der Kajüte mit Christian. Wie geborgen ich mich in seinen Armen gefühlt habe. Wenn er nur hier wäre. Dabei fällt mir ein, dass ich ihn anrufen wollte. Das kann ich ja immer noch tun, in Kanada ist jetzt erst Nachmittag. Wo hat Christian noch einmal seine Handynummer drauf geschrieben? Auf eine Zeitschrift in meiner Badetasche, glaube ich. Ja, genau, die InStyle war’s. Sofort springe ich aus dem Bett und suche hektisch im Wohnzimmer nach der InStyle mit der Telefonnummer. Ich suche und suche, aber sie ist nirgends. Ob sie bei Nini im Zimmer ist? Ach, Mensch, das gibt es doch nicht. Sie muss doch hier irgendwo sein … Dann fällt es mir ein: Eva. Sie hat verschiedene Zeitschriften mitgenommen, da war sie sicher dabei. Ich versuche sofort, sie auf dem Handy zu erreichen, aber das Handy ist aus. O nein. Gleich morgen früh muss ich sie anrufen.
*
Blöderweise ist Evas Handy auch am nächsten Morgen noch aus. Bei meinem Anruf bei ihr zu Hause erfahre ich von Tim, dass sie bis nachmittags bei einer Kundin ist. Na, toll.
Ich bin aber auch wirklich zu blöd. Wie
Weitere Kostenlose Bücher