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BY702 - Heroin in harten Händen

BY702 - Heroin in harten Händen

Titel: BY702 - Heroin in harten Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heroin in harten Händen
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Er war ein südlicher Typ, schmal und drahtig, mit brauner Haut, dunklen Augen und schwarzem gekräuseltem Haar.
    Samuel Anderson betrachtete das magere zerknitterte Rattengesicht mit einer Mischung aus Schrecken und Neugier. Die kleinen wieselflinken Augen des Fremden bewegten sich hin und her, als suche er in diesem Zimmer etwas ganz Bestimmtes.
    Dann erreichte er mit zwei, drei elastischen Schritten den Schrank. Er riß die Türen auf und begann systematisch sämtliche Fächer zu durchsuchen Samuel Anderson preßte zornig die Lippen zusammen. Was hatte diese häßliche Ratte hier zu suchen? Mit wachsendem Zorn beobachtete er, wie die schmutzigen Hände des Eindringlings in Sheilas Besitztümern herumwühlten: in ihrer Wäsche, ihren Mänteln und Kleidern. Der Inhalt von Handtaschen flog auf den Teppich, die Schreibtischschublade wurde geleert. Schließlich schien er gefunden zu haben, was er suchte. Aus einer roten Lederkassette schüttete er einen Stoß Briefe auf den Tisch, wühlte einige Minuten darin, fischte dann einen grauen beschriebenen Bogen heraus, den er kurz überflog und dann in die Tasche seiner schwarzen Lederjacke steckte.
    Sheilas Briefe! Die Briefe von dem Mann, den sie liebte! Die Briefe, die sie seit fünf Jahren wie einen Schatz aufbewahrte.
    Samuel Anderson hatte den Schmerz in seinem verkrüppelten Bein vergessen. Seine Hand fuhr in die Tasche. Starr vor Wut blickte er auf das Werk der Zerstörung, das der Fremde angerichtet hatte. Seine Finger tasteten nach dem kleinen 32er Revolver. Er trug ihn bei sich, weil er ein Haus in einer abgelegenen Gegend bewohnte und sich im Notfall gegen ungebetene Besucher verteidigen wollte. Gebraucht hatte er die Waffe noch nie. Aber jetzt stand Entschlossenheit in seinen Augen. Langsam zog er den 32er aus der Tasche. Dann hob er seinen Stock und stieß mit einem Ruck den Vorhang zur Seite.
    »Nehmen Sie die Hände hoch, und machen Sie keine falsche Bewegung«, sagte er laut.
    Der Südländer hatte schon fast die Tür erreicht. Er zuckte zusammen, als Andersons Stimme die Stille durchschnitt, Sekundelang blieb er stehen, leicht geduckt, mit dem Rücken zur Mündung des kleinen Revolvers.
    »Hände hoch!« forderte Samuel Anderson noch einmal.
    Der Fremde hob leicht die Hände an. Dann wirbelte seine schmale Gestalt katzenhaft herum. Mündungsfeuer blitzte auf. Anderson fühlte einen stechenden Schmerz in der Schulter. Ehe es dunkel um ihn wurde, sah er noch einmal das schmale braunhäutige Gesicht des Fremden, der verächtlich zu ihm hinuntergrinste.
    ***
    Es wurde in der Tat eine lange Nacht. In der Blue Rose ging der Betrieb weiter, aber die Show hatte den Schwung verloren. Den Girls, die recht zahlreich herumliefen, war der Schrecken in die Glieder gefahren, und die Gäste langweilten sich. Gegen vier Uhr morgens war die Bar nur noch von G-men und Beamten der Mordkommission bevölkert. Ein paar uniformierte Cops hatten die Einfahrt abgesperrt. Vor den Fenstern zuckte ab und zu das Blitzlicht des Fotografen auf. In kurzen Abständen kam irgendein Mann von der Spurensicherung durch die Hintertür herein, um einen Schluck Kaffee zu nehmen. Der Detective Lieutenant hatte den Besitzer der Bar herzitiert — eigentlich eine überflüssige Maßnahme. Der Mann saß an einem der Tische und unterhielt sich mit einem Beamten. Ab und zu fiel mein Blick auf seinen kantigen Schädel und die anmaßenden Gesten, mit denen er seine Worte unterstrich.
    Steve Dillaggio, Phil und ich waren am Tatort geblieben. An sich fiel ein solcher Mord nicht in den Zuständigkeitsbereich des FBI. Aber Sheila Keats hatte mir vor ihrem gewaltsamen Tod etwas mitteilen wollen. Und sie war früher einmal in einen Rauschgiftskandal verwickelt gewesen. Ein bestimmtes Gefühl sagte mir, daß hier ein Spiel im Gange war, das die Bundespolizei sehr wohl anging. Wir hatten deshalb unsere Müdigkeit vergessen und uns an den Untersuchungen beteiligt.
    Gegen fünf Uhr dreißig stand fest, daß der Messerheld, der den Mordanschlag auf mich verübt hatte, ein gewisser Salvatore Maggio war. Er hatte nicht nur seine Waffe im Hof fallen lassen, sondern auch ein paar hübsche Fingerabdrücke mitgeliefert. Die Spezialisten der Mordkommission fanden auch heraus, was ich längst vermutet hatte: daß mit diesem Messer Sheila Keats erstochen worden war.
    Genau um fünf Uhr fünfunddreißig bestätigte sich dann, daß mich meine Ahnung nicht getrogen hatte. In diesem Augenblick nämlich fiel zum erstenmal der

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