BY702 - Heroin in harten Händen
York schon einmal zusammen gearbeitet.« Und dann, in die tödlichte Stille hinein, die sich ausgebreitet hatte, sagte er: »Sie sind doch der G-man Phil Decker, nicht wahr?«
***
Dichtes niedriges Buschwerk säumte den Seitenarm des East River. Der Wasserspiegel war reglos wie der eines Tümpels und schillerte im Mondlicht. Nur der Lichtschein über der Buschkette und das ständige monotone Summen des Verkehrslärms verrieten, daß man sich nicht in irgendeiner romantischen Wildnis, sondern in New York befand.
Der Wagen kam aus Richtung Manhattan: ein unauffälliger graulackierter Kastenwagen mit dem Firmenzeichen einer Wäscherei, der über die holperige, kaum benutzte Uferstraße fuhr und dann mitten auf dem Weg anhielt.
Die Scheinwerfer verlöschten. Nach einigen Sekunden wurde die Ladeklappe aufgestoßen. Ein Mann sprang heraus. Von innen reichte ihm jemand ein Bündel. Er nahm es und sah sich dann einen Moment lang suchend um.
Zwischen den Büschen bog, kaum sichtbar, ein schmaler Trampelpfad von der Straße ab.
»Okay!« rief der Mann leise. »Hier ist es.«
Dann verschwand er im Gebüsch, wand sich geschickt durch Ranken und Zweige und stand wenige Sekunden später am Ufer des Flusses.
Drei Yard rechts von ihm ragte ein morscher Bootssteg ins Wasser, dem man sogar in der Dunkelheit ansah, daß er lange nicht mehr benutzt worden war. Ein paar abgerissene Planken hingen ins Wasser, die Pfähle standen windschief, als wollten sie jeden Augenblick zusammenbrechen.
Der Mann nickte befriedigt vor sich hin und ließ das Bündel zu Boden fallen.
Dann streifte er mit erstaunlicher Geschwindigkeit seine Kleider ab, bückte sich und faltete das Bündel auseinander.
Zum Vorschein kam ein Taucheranzug.
Zwei Minuten später hatte sich der Mann in ein schwarzes Phantom verwandelt. Zuletzt legte er die Schwimmflossen an und zog die Brille über die Augen.
Dann watete er ein Stück hinaus, prüfte noch einmal das Atemgerät und ließ sich endgültig ins Wasser gleiten. Nur noch das leise Glucksen der Luftblasen verriet seine Anwesenheit.
Zehn Minuten vergingen.
Dann begann sich dicht neben dem Bootssteg die Wasseroberfläche zu bewegen, Der Mann tauchte auf, schwamm mit zwei, drei kräftigen Stößen an Land und zerrte einen schweren Gegenstand ans Ufer. Leicht keuchend schob er die Taucherbrille nach oben und streifte die Schwimmflossen ab. Dann packte er den Metallkanister, den er eben aus dem Wasser geholt hatte, und zwängte sich durch das dichte Buschwerk zurück zum Wagen.
»Alles in Ordnung?« fragte eine Stimme aus dem Innern des Fahrzeugs.
»Alles klar!« Der Taucher schob den triefenden Kanister auf die Ladefläche. »Wo ist dfer andere?« fragte er.
»Hier!« Der zweite Mann reichte ihm einen Metallkanister, der dem ersten aufs Haar glich, nur daß er vollkommen trocken war. Der Taucher schlug sich noch einmal bis zum Ufer durch. Diesmal brauchte er nur die Schwimmflossen anzulegen und die Brille zurechtzurücken. Er packe den Kanister und ließ sich ins Wasser gleiten.
Wenige Minuten später stand er wieder am Ufer. Ohne den Kanister.
Ein wenig mühsam schälte er sich aus dem Taucheranzug. Selbst seine Haare waren unter der engen schwarzen Kappe trocken geblieben. Er schlüpfte wieder in seine Kleider, umwickelte den triefenden Anzug mit einer Plane und schnürte die Stricke zusammen.
Als er den Wagen erreichte, lief bereits der Motor.
»Fahr langsam, Junge!« rief er dem Fahrer zu. Dann warf er sein Bündel auf die Ladefläche, schwang sich selbst hinauf und schloß die Ladeklappe hinter sich.
Drinnen herrschte undurchdringliche Dunkelheit.
»Verdammt, wo ist die Lampe?« knurrte der Taucher.
»Immer mit der Ruhe! Ich hab’s gleich.«
Sekundenlang tastete der zweite Mann im Dunkeln umher, dann leuchtete ein Scheinwerfer auf, der an das Wagendach montiert war. Licht drang in jeden Winkel. Es enthüllte einen Raum, der mit der Ladefläche eines gewöhnlichen Lieferwagens nichts, aber auch gar nichts gemein hatte. Die viereckige Kabine war mit Sitzbänken, einer kompletten Funkstation in Kleinformat, Kameras und Tommy Guns bestückt. Der triefendnasse Metallkanister lag auf dem Boden.
Steve Dillaggio hockte daneben und machte sich an der Plombe zu schaffen.
»Geht es?« fragte der Taucher.
»Moment.« Steve Dillaggio klopfte an die Wand, die sie vom Führerhaus trennte. Langsam rollte der Wagen an. Der G-man wandte sich wieder dem Kanister zu und versuchte, einen Metallkeil zwischen
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