BY702 - Heroin in harten Händen
Seitenwand und Deckel zu treiben.
»Halt das Ding mal fest!«
Der Taucher nickte. Dillaggio drückte mit viel Kraft den Hebel nach unten. Ein Quietschen, dann flog der Deckel scheppernd auf den Boden.
Der G-man griff in den Kanister und brachte eine längliche Röhre zum Vorschein.
»Ein ganz besonders vorsichtiger Vertreter, unser irischer Freund!« murmelte er.
Dann schraubte er den Verschluß der Röhre auf und schüttete den Inhalt auf die Sitzbank neben sich: unzählige weiße, fest zugeklebte Tütchen, denen der Fachmann ihren Inhalt auf den ersten Blick ansah.
Steve Dillaggio nickte anerkennend. »Bereits verkaufsfertig verpackt! Der Bursche ist clever. Wenn er Gelegenheit gehabt hätte, das Zeug unter die Leute zu bringen — lieber Himmel!«
Vorsichtig riß er eines der Briefchen auf, schüttete ein wenig von dem feinen weißen Pulver auf seinen Handrücken und befeuchtete den Zeigefinger, um eine Spur des Stoffes zu probieren.
»Nun?« fragte der Taucher erregt.
»Heroin!« sagte Steve Dillaggio ruhig. »Eindeutig! Genug, um die halbe Stadt zu vergiften und noch mehr. Sieben Kilo etwa, würde ich schätzen.«
Er richtete sich auf und begann, die weißen Tüten wieder in die Röhre zu füllen. »Wir können jetzt schneller fahren«, bemerkte er.
Der Taucher machte das vereinbarte Klopfzeichen, der Wagen beschleunigte die Fahrt. Zwanzig Minuten später näherte er sich bereits dem Distriktgebäude des FBI!
***
Bill Carnegie begriff als erster, was gespielt wurde. Er riß die schwere Luger aus der Schulterhalfter. Aber er war nicht schnell genug für Phil. Mein Freund hatte sofort reagiert, als sein Name fiel. Blitzschnell fuhr er mit der Hand in den linken Jackenärmel, wo er, für den Fall eines Falles, eine unauffällige kleine 32er versteckt hatte. Wie hingezaubert lag die Waffe in seiner Hand. Ein wuchtiger Uppercut ließ Alf Tagert zur Seite wirbeln. Phil machte einen Hechtsprung und kam, jetzt durch den Chrysler gedeckt, wieder auf die Füße. Atemlos sah er sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Er wußte, daß er mit der lächerlichen 32er nicht gegen die ganze Bande ankam. Mit der Hilfe des Sergeants, der so plötzlich hereingeplatzt war, konnte er nicht rechnen: Der Mann stand mit hängenden Armen immer noch am gleichen Fleck, schüttelte seinen dicken Kopf und sah aus wie ein Mondkalb.
»Sie sitzen in der Falle!« log Phil dreist. »Die ganze Gegend wimmelt von G-men. Geben Sie auf! Sie haben keine…«
In diesem Augenblick reagierte Carnegie.
Und er reagierte mit unheimlicher Kaltblütigkeit. Blitzartig machte er zwei Schritte zur Seite, packte den verdutzten Sergeant und preßte ihm die Mündung der Luger gegen die Schläfe. »Wirf die Waffe weg, G-man! Sonst werden wir deinem Freund hier das Lebenslicht auspusten!«
»Seien Sie kein Narr!« bluffte Phil. »Die ganze Gegend ist umstellt. Sie kommen hier nicht weg.«
»Die Waffe! Wird’s bald!«
Er würde Ernst machen. Phil wußte das. Er hätte den rotgesichtigen Sergeant mit eigenen Händen erwürgt, aber er konnte ihn natürlich nicht abknallen lassen. Mit einem unterdrückten Fluch schleuderte er die 32er auf den Boden und kam aus seiner Deckung.
Die Mündung der Luger zielte genau auf seinen Magen. Carnegie ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, während er dem Sergeant den Dienstrevolver abnahm und ihn dann zur Seite stieß.
»Ein G-man, sieh mal an!« zischte er durch die Zähne. Und in Richtung auf Mike O’Neill, der mit verschränkten Armen und geballten Fäusten dastand und so heftig die Stirn runzelte, daß seine Augen fast von den buschigen Brauen verdeckt wurden, fuhr er fort: »Du elender Idiot hast dir einen Spitzel unterschieben lassen.«
Der Ire schnaubte wie ein wütender Stier. »Dieses Schwein!« dröhnte er. »Hat sich in mein Vertrauen geschlichen! Ich werde ihm alle Knochen einzeln brechen! Ich werde…«
»Kein Lärm!« befahl Carnegie knapp. »Wir werden die Herren schön leise ins Jenseits schicken. Und zwar sofort. Ich werde…«
»Sie werden gar nichts!« O’Neill war herumgefahren und starrte Carnegie wütend an. »Sie kennen meine Bedingungen. Kein Mord, mit dem man mich in Verbindung bringen könnte! Sie werden die Herren so lange am Leben lassen, bis ich in Kuba bin. Sonst…«
»Schon gut.« Carnegie wandte sich ab mit gefährlich funkelnden Augen. »Eröffnen wir also ein Gefangenenlager. Wir werden die Herren im Kofferraum verstauen müssen. Ein Chrysler ist schließlich kein Omnibus.
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